Darf ich an der Firmenfeier flirten?
Nun beginnt wieder die Zeit der Apéros, Weihnachtsessen und Betriebsfeiern – Anlässe, bei denen man viel falsch machen kann.
aktualisiert am 5. Dezember 2019 - 11:04 Uhr durch
Daher gilt auch für Weihnachtsfeier-Muffel und/oder Schüchterne : sich aufraffen und möglichst aufgeräumt erscheinen. Auch falls es Unstimmigkeiten gibt am Arbeitsplatz. Das Weihnachtsessen ist der falsche Ort, um Probleme zu wälzen. Und wenn man denn mal dort ist: Lästereien und Schimpftiraden sollte man sich verkneifen.
Unter Umständen schon. Man sollte angemessen gekleidet erscheinen. Was heisst: passend zum Anlass. Ein feiner Anzug oder hochhackige Abendschühchen wirken bei der rustikalen Hüttenparty ebenso deplatziert wie ausgewaschene Jeans und derbe Motorradstiefel im Gourmetrestaurant.
Hilfreich ist, wenn auf der Einladung ein Dresscode angegeben ist, und zwar einer, mit dem etwas anzufangen ist. «Festliche Kleidung» ist zu schwammig, «festlicher dunkler Anzug» hingegen konkreter. Damit weiss der Mitarbeiter: Man erwartet, dass er einen anthrazitfarbenen, dunkelblauen oder schwarzen Anzug trägt, ein weisses Hemd, eine dezent gemusterte Krawatte und schwarze Schuhe (mit schwarzen Socken!). Mitarbeiterinnen wählen bei diesem Dresscode ein dunkles Kostüm, einen eleganten Hosenanzug oder das kleine Schwarze. Zu tiefe Ausschnitte, zu kurze Röcke, zu viel Farbe im Gesicht – all das geht hingegen gar nicht.
Ja, weil es zur geschäftsmässigen Höflichkeit gehört. Und weil man wissen will, wer das Gegenüber ist. Halb so wild ist es, wenn dabei ein paar Grundsätze beherzigt werden, beruhigt Christoph Stokar im Beobachter-Ratgeberbuch «Der Schweizer Knigge». Bei der Reihenfolge, mit der Leute vorgestellt werden, gilt immer: Rang vor Alter vor Geschlecht.
Bei ungefähr gleichem Rang und Alter ist das Geschlecht ausschlaggebend: «Frau Meier, ich möchte Sie mit Herrn Gerber bekannt machen. Herr Gerber, Frau Meier.» Bei höherem Rang: «Herr Regierungsrat, das ist Frau Dubach, unsere Finanzchefin.» Der oder die Ranghöhere kann dann entscheiden, ob er oder sie die vorgestellte Person per Handschlag begrüsst. Grundregel: nicht selber unaufgefordert die – möglicherweise vor Nervosität feuchte – Hand hinstrecken.
Altbacken wirken Floskeln wie: «Es ist mir eine Ehre, Ihnen Herrn Gerber vorzustellen.» Wer sich selbst vorstellt, sagt: «Grüezi, ich bin Hans Müller.» Und fügt am besten an, was er macht: «Ich bin hier im Haus für die Qualitätskontrolle zuständig.» Dabei nicht flapsig werden. «Mein Name ist Bürgi, Jo Bürgi» kann peinlich wirken.
Keineswegs. Ein Gläschen Wein ist erlaubt. Oder auch zwei, sofern man es verträgt . Ist die Chefin umsichtig, gibt sie den Gästen einen Wink: «Ich bleibe heute beim Wasser. Wer Wein oder etwas anderes Alkoholisches trinken möchte, kann das selbstverständlich gern tun.»
Das ist natürlich freiwillig. Der Abstinenzler muss nicht fürchten, als Spassbremse zu gelten und aus dem Kreis der Weinseligen ausgeschlossen zu werden. Üblich ist heute, Weingläser auch mit alkoholfreien Getränken zu füllen, um das in der Schweiz beliebte, aber nicht unumstrittene Anstossritual durchzuführen.
Wenn Sie kein Spielverderber sein wollen: ja. Laut «Schweizer Knigge» ist gegen das Ritual des Rundherum-Anstossens nichts einzuwenden, sofern die Runde vier bis sechs Personen umfasst. Darüber hinaus aber kann es problematisch werden, weil das Sich-über-den-Tisch-Beugen, Ausweichen und Niemanden-Vergessen immer etwas Bemühtes haben. Heikel kann es zudem werden, wenn die Gäste auch noch aufstehen, um mit vollen Gläsern um Tische herumzutänzeln – man denke an Stolperfallen wie Stuhlbeine oder an Stuhllehnen hängende Taschen.
Unverfänglicher ist es, wenn der Gastgeber etwas Passendes sagt, in die Runde blickt, sein Glas erhebt und daran nippt. Dann können auch alle anderen einen ersten Schluck nehmen. Wer dabei Blickkontakt hält, zeigt seine Verbundenheit – auch ohne Gläserklirren. Angestossen wird übrigens nur mit Weiss- und Rotweingläsern. Bei Champagner, Bier oder Hochprozentigem soll man das Glas nur erheben.
Weihnachtsfeier Knigge - Das isch Strub
Gesellige Runden verleiten dazu, mehr Alkohol zu trinken, als man verträgt. Im Geschäftsumfeld kann das einen fatalen Eindruck hinterlassen. Vor allem dann, wenn jemand die Hemmungen verliert, ausfällig und aufdringlich wird – bis hin zu Beleidigungen, Handgreiflichkeiten und sexueller Belästigung . Solche Fälle enden immer wieder mit Kündigungen.
Wer rechtzeitig aufhört, behält die Selbstkontrolle und verhindert, dass er Dinge sagt oder tut, die er am nächsten Tag bereut. Hat jemand über die Stränge geschlagen – ist beispielsweise am Tisch unflätig geworden –, bleibt nur eins: sich am nächsten Tag in aller Form entschuldigen. Und auf eine zweite Chance hoffen.
Wichtig: Bieten nicht Sie dem Chef das Du an – das geht immer vom Ranghöheren aus. Bei Arbeitskollegen oder -kolleginnen dürfen Sie das Angebot wagen. Die Initiative ergreift in der Regel die ältere Person. Ein Du darf auch abgelehnt werden – im Prinzip. Das muss aber mit Fingerspitzengefühl geschehen. Etwa so: «Ihr Angebot freut mich. Ich empfinde den freundlichen Umgang mit Ihnen in dieser Form aber als sehr angenehm. Deshalb möchte ich lieber beim Sie bleiben.»
Eine grenzwertige Angelegenheit. Sie sollten sich auch hier immer vergegenwärtigen: Das Weihnachtsessen ist ein beruflicher Anlass, es prägt den Ruf und das Image des Einzelnen. Wie man sich aufführt, kann im Betrieb noch lange für Gesprächsstoff sorgen. Jemanden gezielt «aufzureissen» geht zu weit. Ein diskreter Flirt ist hingegen erlaubt, aber nur wenn beide ungebunden sind.
Diskret heisst: Vermeiden Sie zu engen Körperkontakt. Also keine erotischen Tanzeinlagen. Und es wäre befremdlich, wenn die Controllerin plötzlich auf dem Schoss des Buchhalters sässe. Auch Liierte sollten auf zu viel Zärtlichkeit verzichten: Ständiges Zusammenkleben wirkt ausschliessend auf andere. Der Abend ist dazu da, um ihn mit Arbeitskollegen zu geniessen.
Besser nicht. Für den Gastgeber ist es mühsam und frustrierend, wenn er nach jedem Gang seine Leute wieder zusammentrommeln muss. Deshalb sollten sich Raucher beherrschen und erst nach dem Essen rauchen.
Dabei gilt: Die Rauchpause sollte so kurz sein wie eine Toilettenpause. Wer fertig ist, kommt an den Tisch zurück. Unanständig ist, vor der Tür herumzutrödeln oder in der Raucherlounge abzuhängen. Denn das kann die ganze Feier sprengen: Am Tisch klaffen die Lücken, und es können keine Gespräche mehr stattfinden, während es die anderen in der Räucherkammer lustig haben.
Bei Alkohol am Steuer gibt es so gut wie keine Entschuldigung, weshalb strikte Grenzwerte gelten. Mitglieder des Beobachters erfahren mithilfe eines Merkblatts, wie hoch sich die Bussen je nach Promillegehalt belaufen, wann der Fahrausweis weg ist und weshalb schon eine tiefe Alkoholkonzentration als Fahren im angetrunkenen Zustand (FiaZ) angesehen werden kann.