Welche Quote hätten Sie gerne? 2,4 Prozent oder lieber 4,6 Prozent? Fakt ist: Beide geben Aufschluss über die Arbeitslosigkeit in der Schweiz.

In der jüngsten Diskussion zur Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt Stellensuche So findet man versteckte Jobs ist meist von den 2,4 Prozent die Rede. Hierbei handelt es sich um die offizielle Arbeitslosenquote des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, welche sich seit Monaten auf einem Rekordtief befindet. Das SECO spricht von 106'586 Arbeitslosen – so wenige wie zuletzt vor der Finanzkrise 2008.

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Das erklärt die hiesige positive Wahrnehmung des Arbeitsmarkts im internationalen Vergleich: Die Schweiz als Musterland. Und in der Tat, selbst EU-Primus Deutschland weist im Jahr 2018 eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von offiziell 3,5 Prozent auf, rund ein Prozent mehr.  

Schweiz büsst internationale Spitzenposition ein

Ist auf dem Schweizer Arbeitsmarkt also alles rosig? Könnte man meinen. Gäbe es da nicht noch die Quote von 4,6 Prozent. Dabei handelt es sich um die offizielle Erwerbslosenquote, welche vom Bundesamt für Statistik (BfS) erhoben wird. Gemäss BfS sind derzeit 226’000 Menschen in der Schweiz ohne Arbeit , rund doppelt so viel wie die SECO-Zahl. 

Die Messung des BfS richtet sich nach den Vorgaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und ermöglicht einen Vergleich mit anderen Ländern. Hier verliert die Schweiz ihren Spitzenplan in Europa. Im Sommer 2018 verzeichneten gemäss ILO-Messung immerhin acht EU-Länder bessere Werte bei der Erwerbslosigkeit als die Schweiz (4,6 Prozent). Darunter Tschechien (2,3 Prozent), Deutschland (3,4 Prozent), Polen (3,5 Prozent) und die Niederlande (3,8 Prozent). 

Steht die Schweiz international also schlechter da als angenommen? Tatsächlich haben einige EU-Länder in den letzten zwei Jahren aufgeholt, stellt auch Antje Baertschi vom SECO fest. «Während die Schweizer Konjunktur durch die Frankenaufwertung gegenüber dem Euro Euro-Mindestkurs Auswirkungen auf die Schweiz gebremst wurde, hatte die Exportwirtschaft der EU dank eines vergleichsweise schwachen Euros Rückenwind.» Allerdings liege die durchschnittliche ILO-Erwerbslosenquote aller EU-Staaten mit 6,8 Prozent noch immer auf einem relativ hohen Niveau. 

Eine Frage der Definition

Wieso fällt die ILO-Erwerbslosenquote vom BfS fast doppelt so hoch wie die SECO-Arbeitslosenquote aus? Die beiden Quoten definieren den Status «arbeitslos» jeweils anders. Die Arbeitslosenzahl des SECO enthält jene Personen, die Ende des Monats bei einem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) Arbeitslosengeld So vermeiden Sie Kürzungen gemeldet sind. Das waren im vergangenen September eben jene 106'586.

Das BfS wiederum misst die Erwerbslosigkeit gemäss den Vorgaben der ILO. Erwerbslose sind Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren, die nicht erwerbstätig sind, aktiv eine Stelle suchen und sofort verfügbar sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Personen bei einem RAV angemeldet sind oder nicht. 

Dass die Diskrepanz beider Quoten sich immer weiter vergrössert, ist übrigens seit Anfang 2017 zu beobachten. Dies sei ein Zeichen dafür, dass der Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt zuerst bei den registrierten Erwerbslosen ankomme, «weil diese näher am Arbeitsmarkt sind», so Baertschi. «Offenbar war der Aufschwung noch nicht gross genug, um Personen, die weniger eng am Arbeitsmarkt sind Arbeitslos über 50 Einmal draussen, immer draussen? , zu integrieren.» 

Welche Quote gilt denn nun?

Die ILO-Erwerbslosenquote eignet sich aufgrund des harmonisierten Standards für internationale Vergleiche. Allerdings beruht sie auf keinen exakten Erhebungen, sondern auf telefonischen Stichproben bei den Haushalten. Dadurch ist eine statistische Unschärfe nicht ganz ausgeschlossen. 

Die SECO-Arbeitslosenzahl hingegen sei – als Vollerhebung der gemeldeten Arbeitslosen beim RAV – relativ präzise und monatlich verfügbar, betont Baertschi: «Diese hohe Aussagekraft und die häufigere und raschere Verfügbarkeit macht die Arbeitslosenzahlen des SECO zu einem vielbeachteten Konjunkturindikator».

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