So macht der Alltag fit
Wir müssen Muskeln nicht immer aktiv bewegen, um Kalorien zu verbrennen. Kleine Tricks helfen, um im Alltag ganz nebenbei Energie zu verbrauchen.
aktualisiert am 3. September 2022 - 12:14 Uhr
Es gibt Menschen, die keinen Sport treiben und ihr Gewicht trotzdem halten können. Ein Grund dafür mag sein, dass diese Dauerschlanken sich Verhaltensweisen angeeignet haben, die den Kalorienverbrauch ihres Körpers steigern, ohne dass sie sich viel bewegen müssen. Natürlich geht es um viel weniger Kalorien als beim Joggen oder Radeln. Dafür läuft der Verbrauch über einen grossen Zeitraum sozusagen nebenher und bedarf keines zusätzlichen Aufwandes.
Viele dieser Verhaltensweisen laufen unbewusst ab. Es ist daher sinnvoll, sich Gedanken zu machen, wie man den Nebenbei-Energieverbrauch dauerhaft in den Alltag integrieren kann.
Nicht nur Sport macht dem Kreislauf Beine, sondern auch Temperaturen, die von 20 Grad abweichen. Das hat jeder schon am eigenen Leib erfahren, wenn sein Herz in der Sauna schneller schlug oder die Muskeln im Winter beim Warten auf den Bus zu zittern begannen. Dabei verrichtet der Kreislauf Schwerarbeit, weil er eine konstante Körpertemperatur aufrechterhalten muss.
Aufwärmen und abkühlen kostet so manche Kalorie. Ein Saunagang zwingt den Organismus zu schweisstreibender Kühlarbeit. Bei steigender Umgebungstemperatur erhöht sich der Puls, die Hautgefässe weiten sich und füllen sich mit Blut. Schweiss tritt aus den Poren und erzeugt Kälte beim Verdunsten.
Alle diese Reaktionen verbrauchen Kalorien. Als Zugabe baut ein Saunabesuch Stress ab, er stärkt das Immunsystem und macht so schön wohlig müde. Wer dazu aber weder Zeit noch Lust hat, kann trotzdem von den Energie fressenden Regelvorgängen des Körpers profitieren, etwa indem er beim Duschen von kalt auf warm wechselt und umgekehrt.
Auch ein Spaziergang an der kalten Luft im Winter oder Schlafen mit geöffnetem Fenster hilft, den Kalorienverbrauch anzukurbeln. Unser Körper muss seine Temperatur aufrechterhalten und die Atemluft wärmen. Das braucht Energie.
Generell gilt, dass man zu Hause nicht zu stark heizen sollte. Das spart nicht nur fossile Brennstoffe, der Körper aktiviert auch vermehrt braune Fettzellen. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen weissen Fettzellen sind die braunen in der Lage, Wärme zu produzieren.
Bereits zwei Stunden in einem Raum bei 16 Grad genügen, um den braunen Fettzellen Beine zu machen. Diese können sogar mehr als nur Kalorien verbrennen: Auch die Wärmeproduktion beim Verdauen wird verstärkt und die Funktion von Insulin verbessert. Wer dies konsequent nutzt, kann theoretisch mehrere Kilos im Jahr verlieren.
Wer mehr Kalorien verbrennen will, ohne extra Sport zu machen, kann auch seine Haltung ändern . Das Herz arbeitet im Stehen schwerer als im Sitzen, weil es das Blut über eine weitere Strecke gegen die Schwerkraft pumpen muss. Darüber hinaus aktivieren Stehende die Muskeln, die sie aufrecht halten. Das bedeutet zusätzlichen Aufwand.
Selbstverständlich unterscheidet sich der Kalorienverbrauch zwischen Sitzen und Stehen nicht enorm. Bei konsequenter Anwendung kann sich aber einiges zusammenläppern. Bei stetigen Stehern kann in einem Monat bis zu einem halben Kilo Gewichtsverlust zusammenkommen.
Stehen hilft aber nicht nur beim Abnehmen: Ein Stellungswechsel von Zeit zu Zeit tut auch dem Bewegungsapparat und dem Blutkreislauf gut.
Doch nicht nur Bewegung oder äussere Umstände wie die Raumtemperatur spielen bei der Fettverbrennung eine Rolle: Auch Essen verdauen und verstoffwechseln ist für den Körper nicht gratis. Allerdings sind nicht alle Nährstoffe mit dem gleichen Verarbeitungsaufwand verbunden. Kohlenhydrate und vor allem die meisten Fette sind verhältnismässig einfach verwertbar. Wir können praktisch alle darin enthaltenen Kalorien nutzen, und wer sie isst, verpufft nur relativ wenig von der gelieferten Energie in Form von Wärme.
Anders sieht das bei Eiweissen aus. Hier hat die sogenannte postprandiale Thermogenese (Wärmebildung nach der Nahrungsaufnahme) eine grössere Bedeutung. Will heissen, dass wir einen Teil der in Eiweissreichem enthaltenen Kalorien nicht für den Betrieb und Aufbau des Körpers nutzen, sondern dass sie in Form von Wärme weggehen. Dieser Anteil kann 15 Prozent und mehr betragen. Deshalb sollte man auf einen hohen Eiweissanteil in Lebensmitteln achten.
Neben Eiweiss können auch gewisse planzliche Stoffe die Wärmeproduktion ankurbeln, beispielsweise weil sie scharf schmecken. Solche Pflanzenstoffe sind beispielsweise in Olivenöl enthalten. Auch so können Sie Ihre Thermogenese steigern.
Eine weitere Möglichkeit, im Alltag den Kalorienverbrauch anzukurbeln sind scharfe Speisen: Rassige Gewürze kurbeln den Kreislauf an. Sie erhöhen den Herzschlag und die Durchblutung in der Peripherie und aktivieren die Schweissdrüsen. Dadurch geht einiges an Kalorien als Wärme weg. Darüber hinaus sättigen Speisen besser, wenn sie Chili, Curry oder Cayennepfeffer enthalten.
Scharfe Schlemmer sind also schneller satt und verbrennen einen Teil der Kalorien bereits beim Essen wieder.
Damit es richtig funktioniert, braucht das Gehirn rund 130 Gramm Zucker am Tag, also rund 500 Kalorien. Intensive Denkarbeit erhöht zwar den Kalorienverbrauch. Da unser Gehirn aber sparsam arbeitet, ist dieser Mehrverbrauch bescheiden. Rauchende graue Zellen von Dichtern und Denkern verbrauchen deshalb viel weniger Energie als die glühenden Muskeln von Bauarbeitern und Bergbauern.
Also: Auch wenn Sie ganz intensiv hirnen, können Sie sich nur wenig mehr Kalorien gönnen. Eigentlich unfair ...
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1 Kommentar
Da haben sie wirklich recht: Es braucht Energie, bei geöffnetem Fenster zu schlafen, insbesondere im Winter. Zudem entsteht Kondensat, welches sich auf der Oberfläche der warmen Innenwänden sammelt. Schimmel bildet sich langfristig, was dann auch wieder Energie benötigt... Also alles in allem eine wirklich gute Empfehlung...