Die Zahl der Raucherinnen und Raucher geht in der Schweiz zurück. Trotzdem: Noch immer mehr als jede vierte Person griff laut dem Bundesamt für Statistik im Jahre 2017 regelmässig zum Nikotinstängel. Mit 7,9 Milliarden Franken verursacht der Tabakkonsum dabei die höchsten Kosten im Suchtbereich. Vor allem Menthol-Zigaretten dienen als Einstieg in die Sucht, legen Studien nahe. Die mit intensiven Aromen versetzten Zigaretten überdecken den Tabakgeschmack und vermindern den Hustenreiz. Dadurch wird das Inhalieren erleichtert, woran besonders junge Menschen Gefallen finden.

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In der EU sind aromatisierte Tabakprodukte wie Menthol-Zigaretten seit drei Jahren verboten. Eine Motion des Mitte-Politikers Benjamin Roduit forderte das auch für die Schweiz. Der Ständerat lehnt die Motion jedoch ab – und damit ist das Verbot vom Tisch.

Letzten Sommer sah es noch anders aus. Damals hiess der Nationalrat die Motion mit 89 zu 81 Stimmen gut. Der Ständerat aber entschied nun anders. Mit 24 zu 11 Stimmen versenkte er den Vorstoss. Ja zum Verbot sagten nur die Vertreterinnen und Vertreter von SP, Grünen und einzelne Mitglieder der Mitte-Partei. Die Mehrheit von Mitte, FDP und SVP war dagegen. Sie plädiert für mehr Eigenverantwortung der Eltern und Erziehungsberechtigten.

Für Wolfgang Kweitel, Mediensprecher der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz (AT) kommt das Ergebnis nicht überraschend: «Wir haben leider damit gerechnet, dass der Vorstoss vom Ständerat abgelehnt wird.» Die Gegenseite sei gut vernetzt und habe wichtige Verbindungen. Für viele sei das Thema einfach nicht genügend wichtig. Trotz des bekannten Abhängigkeitsrisikos von Menthol-Zigaretten.

Schwache Regulierung, starke Tabaklobby

Tatsächlich belegt laut dem Global Tobacco Index die Schweiz den vorletzten Platz auf einer Skala, die den Einfluss der Tabakindustrie auf die Politik misst. Mehr noch bezeichnet der Report die Schweiz aufgrund ihrer «minimalen und nicht umfassenden Bundesgesetze zur Tabakkontrolle» als «politischen Spielplatz» für die Tabakindustrie. Mit Philip Morris International (PMI) und Japan Tobacco International (JTI) haben zudem zwei der weltweit grössten Tabakkonzerne ihren Hauptsitz in der Schweiz. Die Tabakwarenfabrik British American Tobacco (BAT) gab letztes Jahr bekannt, ihren Standort im jurassischen Boncourt zu schliessen. 

Während das Parlament oft tabakfreundlich entscheidet, ist die Bevölkerung kritischer. Letztes Jahr stimmte sie einem schweizweiten Werbeverbot von Tabakprodukten für Kinder und Jugendliche zu. Tabakprodukte dürfen nicht mehr in der Presse, auf Plakaten, in Kinos oder als Sponsorings auf Open Airs gezeigt werden. Bis das Werbeverbot in Kraft ist, dauert es aber bis zu zwei Jahre. So lange nutzen Tabakunternehmen die Situation aus und werben weiter für ihre Produkte – in Zeitungen oder online, schreibt «SRF News».

Verbot aromatisierter E-Liquids in der EU

Die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz führt ihren Kampf weiter. Vorbild ist die EU, die bereits den nächsten Schritt macht. Dort wird neben aromatisierten Zigaretten auch über ein Verbot von aromatisierten, erhitzten Tabakerzeugnissen, sogenannten E-Liquids, diskutiert. Laut Kweitel stehen die Zeichen gut: «Ein Verbot von aromatisierten E-Liquids wird in der EU mit relativ grosser Sicherheit kommen. Ich bin zuversichtlich.» Die Niederlande und Dänemark haben das Gesetz bereits verabschiedet. Wie genau die Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz darauf hinwirken will, ist noch offen.