Kandidaten Mauro Nogara und Marcel Schöpfer
Die beiden Männer griffen beherzt ein, als ein Amokläufer in Obfelden 14 Menschen schwer verletzte.
Veröffentlicht am 29. August 2003 - 00:00 Uhr
Die Postauto-Linie Nummer 217 verbindet Affoltern und Muri. An Wochentagen wird der Kurs 20-mal gefahren. Die Region ist ländlich geprägt. Freitag, 6. September 2002, nachmittags um 14.41 Uhr: An der Haltestelle Alte Post in Obfelden besteigt ein athletischer Mann den Bus – und schlägt einer Passagierin eine Metallstange auf den Schädel. Marcel Schöpfer, der Chauffeur, schaut aus dem Fenster – und traut seinen Augen nicht: Im Café vor der Haltestelle sitzen reglos zwei blutüberströmte Frauen.
Mauro Nogara ist Sportstudent. Er sitzt im Fond des Postautos, eben noch vertieft in Prüfungsvorbereitungen. Bereits drischt der Schläger auf eine weitere Frau ein. Nogara realisiert den Ernst der Lage und reagiert eiskalt. «Ich schrie den Fremden an. Prompt wandte er sich mir zu. Das Schlaginstrument hatte er bereits erhoben», erinnert er sich. Nogara versucht, ihn sich mit ausgestrecktem Bein vom Leib zu halten, weicht einem Schlag aus, will nach der Stange greifen.
Nur wenige Sekunden sind seit der Ankunft des Busses in Obfelden vergangen. Marcel Schöpfer verlässt den Führersitz und geht auf den Schläger zu. Auch er schreit nun den Blindwütigen an. Der ist jetzt verwirrt; Nogara und Schöpfer bedrängen ihn. Gemeinsam können sie ihn auf einen Sitz stossen. Es gelingt ihnen, den Amokläufer, einen 32-jährigen Filipino, zu überwältigen.
«Vor dem Bus standen Verletzte im Schock. Gleich vor der Tür, totenbleich, ein Mädchen mit einem Riss in der Stirn.» Mauro Nogara leistet erste Hilfe, er ist selbst an einer Hand verletzt. Polizei und Sanität treffen kurze Zeit später ein. Marcel Schöpfer erinnert sich: «Das Schlimmste war, wie nach und nach der ganze Umfang der Tat klar wurde. Der Typ hatte 14 Personen zum Teil schwer verletzt.»
Es gebe Momente, da komme «alles wieder hoch», sagt Nogara; zu den Opfern des Amokläufers ist eine bleibende Verbindung entstanden. Zu seinem Handeln habe es keine Alternative gegeben, so Mauro Nogara: «Ich will nicht wegschauen, wenn jemand Hilfe braucht.»