Sechs Behauptungen übers Wasser
Beim Thema «Wasser und Gesundheit» ist jeder Experte. Aber Achtung! Eine Überprüfung einiger gängiger Ansichten zeigt: Vieles ist Humbug.
Veröffentlicht am 30. August 2016 - 15:41 Uhr
Behauptung 1: Je mehr, desto besser
Falsch. Täglich 1,5 Liter Wasser trinken genügt. Zwar braucht ein Erwachsener täglich 2,5 Liter Flüssigkeit, aber einen Liter nehmen wir automatisch über feste Nahrung auf. Es ist sinnvoll, das Trinken über den Tag zu verteilen, weil der Körper nur begrenzte Mengen Flüssigkeit auf einmal absorbieren kann. Mehr als 1,5 Liter sollte trinken, wer Ausdauersport betreibt oder starker Hitze ausgesetzt ist.
Behauptung 2: Stilles Wasser ist gesünder als kohlensäurehaltiges
Kaum. Wer von Kohlensäure Blähungen bekommt oder aufstossen muss, greift besser auf stilles Wasser zurück. Insbesondere dann, wenn der Durst gross ist und man viel trinkt. Auch Menschen, die Magen-Darm-Beschwerden plagen, lassen besser die Finger von stark sprudelndem Wasser. Für einen gesunden Menschen ist der Gehalt an Kohlensäure aber weniger eine Frage der Gesundheit als des Geschmacks.
Behauptung 3: Während des Essens soll man nicht trinken
Falsch. Klar, wer zwei grosse Gläser Wasser vor dem Essen leert, kann ein Sättigungsgefühl verspüren. Aber aufs Trinken während des Essens sollte niemand verzichten: Die Nahrung rutscht mit Flüssigkeit besser, zudem hilft diese beim Quellen des Speisebreis und im Darm beim Lösen der Nährstoffe. Da die meisten Menschen sowieso zu wenig trinken, sollte man allein schon deshalb während des Essens nicht darauf verzichten.
Behauptung 4: Wasser im Ohr ist ungesund
Jein. Das Wasser selbst ist nicht das Problem, eher die Bakterien, die sich in vielen Gewässern tummeln. Sie können eine Entzündung auslösen, wenn die normale Schutzfunktion des Ohrs durch ausgiebiges Baden geschwächt ist: Das Wasser spült Ohrenschmalz aus dem Ohr, der die Aufgabe hat, Schmutz aus dem Ohr zu transportieren, Bakterien abzuwehren und Mikroorganismen abzutöten. Und es weicht die Haut auf, sodass Bakterien leicht in sie eindringen können.
Behauptung 5: Hartes Wasser ist schädlich
Kaum. Hartes Wasser kann bei häufigem Händewaschen, Duschen und Baden empfindliche Haut austrocknen. Haare können zudem an Glanz verlieren. Im Trinkwasser sind Kalzium und Magnesium (Bestandteile von Kalk) für den Menschen positiv zu werten. Die lebenswichtigen Mineralstoffe sind für den Aufbau von Knochen und Zähnen und für den Energiestoffwechsel wichtig. Allerdings tragen Lebensmittel wie Milchprodukte, Vollkornbrot, Bananen oder Gemüse mehr zur Deckung des täglichen Mineralstoffbedarfs bei.
Behauptung 6: Kaffee entzieht dem Körper Wasser
Falsch. Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass sich die Wirkung von Kaffee auf den Flüssigkeitshaushalt des Körpers kaum von der des Wassers unterscheidet. Wer Kaffee geniesst, scheidet bis zu 84 Prozent der aufgenommenen Flüssigkeit innerhalb eines Tages über den Urin aus. Wer Wasser zu sich nimmt, kommt auf 81 Prozent. Dieser Unterschied fällt nicht ins Gewicht. Getränke, die mehr als 10 Prozent Alkohol enthalten, etwa Wein, tragen hingegen zum Flüssigkeitsverlust bei.