Beobachter-Abonnentin Sina Hubacher* verschickt regelmässig Gratis-Ansichtskarten der Post. Diese werden online beschriftet, von der Post ausgedruckt und verschickt. Kurz nachdem sie die letzte an ihre Schwester versendet hatte, landete auch in ihrem digitalen Postfach eine neue Nachricht. «Auf der Website der Post wird künftig SwissID als Login für alle Benutzerkonten verwendet», hiess es darin. Dieser Schritt sei notwendig, um die Dienstleistungen auch weiterhin nutzen zu können. Sina Hubacher solle sich dafür innert zehn Tagen erneut einloggen.

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«Ich war mir zuerst nicht sicher, ob es sich um Spam handelt», erklärt die Zürcherin und ignorierte die E-Mail. Nach genau zehn Tagen wurde sie von der Adresse login@post.ch aber erneut an die Verknüpfung erinnert und erstellte das SwissID-Konto schliesslich. «Ich wollte die Leistungen auch weiterhin nutzen, also blieb mir keine andere Wahl», so Sina Hubacher. 

Was ist die Swiss ID überhaupt?

Ob Post, Swisscom oder Bank: Auf vielen Websites muss ein User inzwischen ein Benutzerkonto anlegen. Um den Datenaustausch zwischen verschiedenen Schweizer Onlinedienst-Anbietern und Anwendern sicher und einfach zu gestalten, sind Politik und Wirtschaft bestrebt, ein und dasselbe Login für mehrere Plattformen einzuführen – eine digitale Identität sozusagen. «Sie bedeutet sowohl für Kunden wie für Firmen eine enorme Vereinfachung. Und mit einem einheitlichen Login-Verfahren lassen sich für Unternehmen viele Kosten sparen», erklärt Marcel Dobler, Nationalrat und Gründer von Digitec. Er ist Mitglied des Verwaltungsrats der Firma SwissSign AG, welche die SwissID lancierte.

Kunden der Schweizer Firmen müssen sich dank der SwissID nur noch ein Passwort merken und ihre Daten einmalig hinterlegen. So tippen sie Kreditkartendaten bei Zahlungen beispielsweise nicht immer neu ab. Später soll es auch möglich sein, die eigene Unterschrift beglaubigen zu lassen.

Muss ich mich da wirklich registrieren?

Wer sich nicht registrieren möchte, ist auch nicht dazu verpflichtet, kann bestimmte Leistungen aber nur noch am Schalter vornehmen. 

Zum jetzigen Zeitpunkt besteht noch kein nationales Gesetz zu elektronischen Identifizierungsdiensten (E-ID Gesetz). Mithilfe dieser sollen sich Personen im Internet identifizieren können wie mit einer Identitätskarte im Alltag. Das E-ID Gesetz ist allerdings keine rechtliche Voraussetzung für private digitale Identitäten wie die SwissID. 

 

 

Die «Swiss ID» für alle kommt

Seit Jahren arbeitet der Bund daran, eine elektronische Schweizer ID zu etablieren – erfolglos. Nun wagt die Post einen zweiten Anlauf. Was Sie über die «Swiss ID» wissen sollten.

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Weshalb wartet die Post nicht auf das E-ID Gesetz?

«Die Post hat im Rahmen ihrer unternehmerischen Freiheit entschieden, nur noch die SwissID als Login zu verwenden», sagt Mediensprecher Oliver Flüeler. In einer Einführungsphase auf post.ch habe diese Lösung überzeugt.

«Dass die Betreiber der Swiss ID noch vor Klärung der Rechtslage vorpreschen, ist schade. Vermutlich erhoffen sie sich, die digitale Identität in der Schweiz zu ihrem Vorteil monopolisieren zu können», bemängelt Martin Steiger, Rechtsanwalt und IT-Experte der gemeinnützigen Organisation «Digitale Gesellschaft». Er ist der Meinung, dass nur der Bund in der Lage wäre, eine digitale Identität langfristig zu gewähren. 

Ist die SwissID kostenlos?

Ja, für Konsumenten schon. Unternehmen müssen einen noch nicht definierten Betrag bezahlen.

Welche Daten sammelt die Post?

Die Einführung der Swiss ID erfolgt schrittweise. Vorerst verlangt die Post nur einen Benutzernamen und ein Passwort. In einem nächsten Schritt werden Swiss-ID-Besitzer vermutlich im Frühling dazu aufgefordert, zusätzliche Daten wie die Wohnadresse oder Kreditkartenangaben zu liefern. Nach der Post folgen Unternehmen wie die SBB, Swisscom, Credit Suisse, UBS, Mobiliar und weitere.

Sind meine Daten sicher?

In ihrer E-Mail verspricht die Post, dass der Kunde die volle Kontrolle über die Daten behält. «Ihre Daten bleiben bei den Firmen, mit denen Sie in einer Geschäftsbeziehung stehen.» Das ist in einem ersten Schritt die Post. Soll die Swiss ID mit neuen Firmen verknüpft werden, muss der Kunde einem Datenaustausch aktiv zustimmen.

Ist auch die PostFinance betroffen?

Noch nicht. «Die PostFinance wird zu gegebener Zeit eigenständig entscheiden, ob und wann sie die SwissID für Ihre Kundinnen und Kunden einführt», so Oliver Flüeler. Bis dahin gelten die für E-Finance entwickelten und bewährten Login-Technologien.

Auf der Website der Post wird ausserdem die Suisse ID angeboten. Gibt es einen Unterschied?

Die SwissID soll die SuisseID nach und nach ablösen. Diese war ein erster Versuch des Bundes, eine digitale Identität zu schaffen. Sie wurde vom Seco vorangetrieben und von der Post unterstützt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Gründe dafür waren wahrscheinlich die Kosten von rund 50 Franken pro Jahr für die Kunden und eine komplizierte technische Umsetzung. Die SwissID ist ein neuer, kostenloser Versuch.

Dennoch erfüllt die Suisse ID laut Oliver Flüeler noch immer wichtige Funktionen, allen voran die elektronische Signatur. Sie sei der Grund für die 50 Franken gewesen und werde noch immer von Unternehmen genutzt. «Solange diese Funktion bei der SwissID noch nicht verfügbar ist, wird dieses Produkt weiterhin bestehen», sagt er. 

 

 

 

*Name geändert

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Jasmine Helbling, Redaktorin
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