Auch in diesem Jahr ziehen Angestellte zum 1. Mai zusammen mit den Gewerkschaften auf die Strasse. «Prämien runter, Löhne rauf», verlangt etwa die Unia anlässlich des Tags der Arbeit. Es ist schon lange bekannt, dass mehr Stress im Job und eine Zunahme der Arbeit zu mehr Krankheitsausfällen führen. Wenn zum Ende des Monats auch noch weniger auf dem Lohnkonto bleibt, darf die Frage berechtigt sein, weshalb man für die Chefin die «Extrameile» geht, warum die Familie nach der Arbeit kommt oder wieso man für die Firma Überstunden macht.
Bei Verena Forster war es der eine Moment, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie ist langjährige Assistentin von Walter Knaus, dem Gründer und Leiter eines erfolgreichen Speditionsbetriebs. Forster wagt es nicht im Traum, die Autorität ihres Chefs, einer angesehenen Persönlichkeit mit 17 Angestellten, in Frage zu stellen oder ihm dreinzureden. Doch als er ihr erklärt, dass das Putzinstitut die Büroräume nur noch alle zwei Wochen reinigen werde und in der Zwischenzeit die Damen der Administration für Sauberkeit sorgen sollten, platzt ihr der Kragen.