Ist eine Debitkarte für 7-Jährige sinnvoll?
Ein neues Banking-Paket der CS spricht schon kleine Kinder an: Sie sollen bargeldlos bezahlen und ihr Taschengeld digital verwalten. Lockvogel ist ein Zinssatz von 5 Prozent.
aktualisiert am 1. September 2017 - 10:24 Uhr
Kinder sollten früh lernen, sich ihr Geld einzuteilen und verantwortungsvoll damit umzugehen. Wenn es nach der Credit Suisse geht, kann das nicht früh genug geschehen. Am 4. September lanciert die Bank «Viva Kids», ein Banking-Paket für Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Diese erhalten bis zu einem Betrag von 1000 Franken einen aussergewöhnlich hohen Zins von 5 Prozent.
Das Konto ist allerdings an die Bedingung geknüpft, dass auch die Eltern CS-Kunden sind – oder werden.
«Grundsätzlich kann man Kindern nicht früh genug einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld beibringen – vor allem, da bereits viele junge Erwachsene Schulden haben», findet Beobachter-Expertin Corinne Strebel. Taschengeld und ein Sparschwein zur Verwaltung des ersten Vermögens sind deshalb sinnvoll. Die Credit Suisse geht mit «Digipigi» noch einen Schritt weiter: Auf das Einwerfen von Münzen reagiert das digitale Sparschwein mit Geräuschen und Mimik, ausserdem kann es als Wecker und Uhr benutzt werden. «Digipigi» ist mit einer App für Kinder gekoppelt, auf welcher der Kontostand angezeigt wird und Sparziele wie ein Velo festgelegt werden können. Auf einer zweiten App haben Eltern die Möglichkeit, «Ämtli» zu definieren. Diese müssen ausgeführt werden, damit das Taschengeld überwiesen wird.
Besonders verlockend: Der Zinssatz des Sparkontos ist mit 5 Prozent aussergewöhnlich hoch. «Das hört sich auf den ersten Blick sehr gut an, ist aber vor allem als Lockvogel gedacht», erklärt Beobachter-Experte Martin Müller. «Der hohe Prozentsatz gilt nur bis zu einem Wert von 1000 Franken, was ja maximal 50 Franken sind.» Danach sinkt der Zins auf 1 Prozent und ab 25'000 Franken schliesslich auf 0,01 Prozent. Damit will die Credit Suisse einen Missbrauch durch Erwachsene ausschliessen.
Eltern erleben beim Heranwachsen ihrer Kinder ein Wechselbad der Gefühle. Beobachter-Mitglieder erhalten diverse Erziehungstipps für das Kleinkindalter bis hin zur Pubertät. Ausserdem erfahren sie, was sie bei Erziehungsproblemen tun können (beispielsweise Kinder vor den Gefahren des Internets zu warnen).
Wenn die Kinder ihr Sparziel schliesslich erreicht haben, können sie ab sieben Jahren bereits mit einer eigenen Debitkarte bezahlen – eine Tageslimite legen die Eltern fest. Aus erzieherischer Sicht lässt sich darüber streiten, ob eine Debitkarte in diesem Alter sinnvoll ist. «Das steht und fällt mit den Eltern», findet Beobachter-Expertin Corinne Strebel. «Wenn sie ihre Kinder gut begleiten, ist das Angebot sicher wertvoll. Da es mit einer App gekoppelt ist, stellt sich allerdings auch die Frage, ob und wie oft kleine Kinder schon Handys und Tablets benutzen sollten.»
Für die Credit Suisse lohnt sich die frühe Kundenbindung, wie Andreas Dietrich, Professor am Institut für Finanzdienstleitungen in Luzern, gegenüber dem Tages-Anzeiger erklärt: Ein Neukunde bleibe durchschnittlich 15 bis 20 Jahre bei seiner Bank, ein 25-Jähriger hat gerade mal 1,8 Bankbeziehungen. Deshalb ist davon auszugehen, dass künftig auch weitere Angebote für kleine Kinder lanciert werden. An ein jugendliches Publikum richten sich bereits mehrere Banken mit Plattformen und Lernspielen rund um das Thema Finanzen.
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Eltern zu werden und ein Kind grosszuziehen – das ist eine unbezahlbare Erfahrung und eine grosse Bereicherung im Leben.
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