Drohen mit Millionenforderung
Die undurchsichtige Einkaufsgemeinschaft Lyoness will einen Zürcher Kritiker mundtot machen – mit einer Millionenforderung.
Veröffentlicht am 14. Februar 2012 - 10:01 Uhr
Lyoness bezeichnet sich als «Einkaufsgemeinschaft», wer mitmacht, erhält bei einigen Geschäften tatsächlich bescheidene Rabatte. Doch seit Monaten warnen ehemalige Beteiligte in Internetforen vor dem schneeballähnlichen System. Jetzt schlagen die Firmenverantwortlichen um die Österreicher Hubert Freidl und Tzvetan Wagner zurück: In einem internen Memo, das dem Beobachter vorliegt, schreibt Lyoness ein Kopfgeld für «Täter» aus, die die Firma schlechtmachen würden: «Für sachdienliche Hinweise […] wird ein Entgelt von 45'000 Franken in Aussicht gestellt.»
Ein Kritiker aus dem Kanton Zürich, der verschiedene Schweizer Lyoness-Partnerfirmen auf das undurchsichtige Geschäft aufmerksam machte, hat nun sogar eine Betreibung über eine Million Franken erhalten. Im Zahlungsbefehl fordert Lyoness «Schadenersatz […] im Zusammenhang mit einer Diffamierungskampagne».
Die Firma, die betont, niemals von Behörden beanstandet worden zu sein, sieht sich nun aber selber mit ernsthaften rechtlichen Problemen konfrontiert. Gegen die in Buchs SG domizilierten Lyoness Europe und Lyoness International wurde Strafanzeige wegen Urkundenfälschung, Betrug und wegen eines schneeballähnlichen Geschäftssystems eingereicht, bestätigt der St. Galler Staatsanwalt Adrian Pfeiffer. Fachleute gehen davon aus, dass die Firmentätigkeit von Lyoness mit der anstehenden Änderung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb per 1. April 2012 als illegal eingestuft werden könnte.
Bei Lyoness können Mitglieder über ein kompliziertes Verrechnungssystem mit Phantasiebegriffen wie «binäres Matrixsystem» sogenannte Systemprovisionen und Einkaufsrückvergütungen erreichen. In der Realität schafft das aber kaum jemand bloss durch Einkäufe, die er selber tätigt.
Viel wichtiger ist, dass man andere «Businesspartner» anwirbt, bestätigen ehemalige Beteiligte. Das zeigt auch ein internes Dokument. Darin wird jenen, die ein «Businesspaket» für 3000 Franken kaufen, ein Profit von 24'858 Franken in Aussicht gestellt. Allerdings müssen sie dazu weitere Personen anwerben. Nur so funktioniert das pyramidenförmig aufgebaute Geschäftsmodell weiter.
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