Ältere Menschen werden seit einigen Wochen von unbekannten Anrufern dazu überredet, ihre Medikamente abzusetzen. Besser sollten sie gleich am Telefon einen Tee bestellen – für 200 Franken. Kunden von Zürcher Coop-Vitality-Apotheken erhielten solche Anrufe und beschwerten sich bei ihrer Apotheke. Ihr Verdacht: Dritte sehen ihre Patientendaten ein.

Skrupellose Telefonverkäufer

«Die Vorfälle haben auch uns irritiert», sagt Coop-Sprecherin Denise Stadler. Die Leiterin einer Apotheke habe darum die Polizei informiert. Da die Filialen keine Kundendaten austauschten, könne ein Datenleck kaum die Ursache sein.

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Hinter den Anrufen stecken skrupellose Telefonverkäufer, wie Recherchen des Beobachters zeigen. Sie dürften ihre Opfer geschickt nach Beschwerden und Medikamenten ausgefragt haben. Die Telefonnummern führen zur Firma «Call Center». Die ist im Telefonbuch eingetragen, gibt aber keine Adresse bekannt. Die Angestellten rufen wohl mit einer Schweizer Nummer an, aber nicht aus der Schweiz. Wie ist das möglich?

Das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) vermietet Schweizer Nummern seit einigen Jahren auch an Firmen im Ausland; sie müssen bloss eine Postadresse in der Schweiz angeben. Im aktuellen Fall hat das Bakom diverse Nummern an die belgische Voxbone SA vermietet. Diese bietet sie ihren Endkunden an – weltweit.

Ein willkommener Service für dubiose Callcenter und Kriminelle, die auf diese Weise vorgaukeln können, aus der Region ihrer Opfer anzurufen. Eine internationale Nummer auf dem Display hält nämlich viele davon ab, den Anruf anzunehmen – von einem Rückruf ganz zu schweigen.

Auf Druck von Coop sperrte Voxbone die Nummer. Tatsächlich? Wer anruft, hört zwar die automatische Ansage, der Anschluss sei wegen Verdachts auf betrügerische Machenschaften nicht mehr in Betrieb. Etwas später kommt aber ein Rückruf, angezeigt wird eine Schweizer Nummer. Eine Deutsche meldet sich: «Wollen Sie etwas für die Aufforstung der Regenwälder tun?» Nach zwei Minuten geht es um Traumrenditen und darum, wie viel man gerade flüssig habe für Investitionen in Teakholzplantagen. Auch diese Nummer führt zu Voxbone.

«Call Center»-Nummern

Quelle: Frank Herfort/Plainpicture
Warum ins Ausland vermietet?

Das Bakom bestätigt: Eine Schweizer Nummer sei kein Garant mehr für einen Anruf aus der Schweiz. Warum die Nummern überhaupt ins Ausland vermietet werden, bleibt schleierhaft. Laut Gesetz kann das Bakom Nummern zwar wieder entziehen, wenn diese «nicht vorwiegend für die Verwendung in der Schweiz vorgesehen sind». Eine schwammige Formulierung sondergleichen. Entsprechend hat das Bakom den Artikel nie angewandt.