Wertlose Aktien angedreht
Die Zuger Firma Amvac lockte Aktionäre mit einem geplanten Börsengang und zahlreichen Projekten. Schliesslich scheiterte sie – der Schaden ist gross.
Veröffentlicht am 19. Juli 2016 - 10:05 Uhr
Thomas Halter* hat mehr als einmal überlegt. Hat sich einladen lassen nach Zug, mit dem Chef der Firma gesprochen, hat sich Studien und Geschäftsberichte vorlegen lassen, bevor er entschied: «Ich investiere.» Für 370'000 Franken hat er Wertpapiere der Zuger Amvac gekauft. Eineinhalb Jahre später geht die Firma in Konkurs, Halters Geld ist verloren.
Zum ersten Mal kontaktiert wurde Halter im September 2014. Ein Mitarbeiter der Zürcher Vermittlungsagentur Salfried rief an, erzählte von der Firma Amvac, die an diversen medizinischen Projekten forsche, etwa an einem Ebola-Impfstoff. «Der Mann trat überzeugend auf. Dass er vom Betrag, den ich investieren würde, mehr als 50 Prozent Provision kassieren wird, wusste ich damals noch nicht», sagt Thomas Halter.
Lange Zeit glaubte sich Halter auf gutem Weg. Der Salfried-Verkäufer wie auch die Geschäftsführerin der Amvac bemühten sich um ihn als Aktionär. Tatsächlich betrieb die Amvac Labors, heuerte Forschungspersonal an und erhielt gar Fördergelder von der EU.
Thomas Halter war nicht der einzige Käufer. Mehrere Millionen Aktien waren im Umlauf, die für 1.50 bis 3.50 oder gar 7.50 Franken pro Stück den Besitzer wechselten. Gemäss Insidern betrugen die Erlöse aus dem Aktienverkauf 60 Millionen – davon sollen etwa 30 Millionen in die Taschen diverser Vermittler geflossen sein.
Doch der Kauf zahlte sich für keinen der Investoren aus. Im Frühling dieses Jahres ging die Amvac in Konkurs.
Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug führt gegen die Geschäftsführerin mehrere Verfahren wegen Betrugs, ungetreuer Geschäftsbesorgung und gar Geldwäscherei. Es gilt die Unschuldsvermutung, die Geschäftsführerin war nicht zu erreichen.
Thomas Halter hätte gern zusammen mit anderen Aktionären geklagt, «vor allem gegen die Firma Salfried, die die Aktien vermittelte». Sammelklagen sind in der Schweiz aber nach wie vor nicht möglich.
Ausser erbosten Aktionären bleibt nicht viel von der Amvac. Bei Swissmedic ist nicht ein einziges Medikament auf den Namen der Firma registriert.
*Name geändert