Die Sonne scheint jetzt für alle
Solarmodule kann man jetzt sogar im Einkaufszentrum kaufen. Davor sollte man aber ein paar Fragen klären.
Veröffentlicht am 21. Juni 2016 - 10:05 Uhr
Fotovoltaikmodule sind in den letzten Jahren günstiger und effizienter geworden. Aus dem Nischen- wurde ein Massenprodukt. Neu steigt sogar Ikea ins Geschäft ein: «Wir wollen Solaranlagen für breite Kreise erschwinglich machen», heisst es dort. Die Montage sollen aber zertifizierte Installateure übernehmen.
Solarpanels ab Stange könnten einen weiteren Schub bringen, nachdem heute in der Schweiz bereits 60'000 Fotovoltaikanlagen in Betrieb sind – meist mit Silizium-Solarzellen, die bei der Herstellung wie der Entsorgung umweltfreundlich sind. Und die Technologie ist ausgereift. Viele Hersteller gewähren 20 Jahre Garantie.
Dennoch sollten mögliche Käufer schon bei der Planung wichtige Fragen klären.
Für eine Solaranlage kommen die meisten Gebäude in Frage. Generell eignen sich alle Dächer, die ganzjährig unbeschattet sind und nicht mehr als 45 Grad von Süden abweichen.
Bei Schrägdächern kann man die Solarmodule über den bestehenden Dachziegeln anbringen lassen – oder an ihrer Stelle. Die zweite Variante ist architektonisch und technisch überzeugender, da sich so problemlos eine grössere Dachfläche nutzen lässt.
Auf Flachdächern werden die Module in der Regel aufgeständert. Weil grössere Anlagen wirtschaftlicher arbeiten, lohnen sich Gemeinschaftsanlagen im Quartier oder mit anderen Eigentümern.
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Elemente wie Fassade, Heizsystem, Dach und Haustechnik müssen als Ganzes betrachtet werden. Wer ohnehin das Dach saniert, sollte Fotovoltaik prüfen, denn ein Dach hat eine Lebensdauer von etwa 25 Jahren. Oft wäre es wichtiger, Mängel am Gebäude, etwa ungenügende Wärmedämmung, zu beheben, als möglichst viele Solarpanels auf das Dach zu bringen.
Tipp: Für ein Gesamtkonzept sollten Sie auch Solarthermie in Betracht ziehen (siehe Box).
Solarthermie
Bei der Nutzung der Sonnenenergie am Wohnhaus sind Fotovoltaik (zur Stromerzeugung) und Solarthermie auseinanderzuhalten. Bei der Solarthermie wird die Wärme der Sonne über ein Röhrensystem verteilt und dient zur Warmwasseraufbereitung im Haus. Das kann zum Beispiel sehr sinnvoll sein, damit im Sommer eine bestehende Öl-, Gas- oder Holzheizung gar nicht erst in Betrieb genommen werden muss, um Warmwasser zu erzeugen.
Vergleichen Sie die Offerten mehrerer Anbieter. Wichtig ist ein expliziter Nachweis von Ausbildungen im Bereich Sonnenenergie. Prüfen Sie die Referenzen. Achten Sie darauf, dass der Installateur sämtliche Leistungen offeriert, also inklusive Planung und Anschlüsse bis hin zur Anmeldung beim lokalen Energieversorger.
Tipp: Orientierung bietet www.solarprofis.ch
Solarmodule sind praktisch in allen Farbtönen lieferbar. Sie lassen sich flexibel in Dächer, Fassaden oder Balkonbrüstungen einbauen. Das kommt Gestaltungswünschen entgegen. Anderseits hängt der Wirkungsgrad stark vom Winkel gegenüber der Sonne und dem Farbton des Panels ab.
Eine Baubewilligung ist in der Regel nicht nötig – nur in gewissen Fällen, etwa bei aufgeständerten Modulen auf Flachdächern. Verlangt wird aber eine Meldung bei der Baubehörde.
Tipp: Klären Sie die Frage der Bewilligung frühzeitig ab.
Eine grössere Anlage für ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet alles inklusive etwa 15 000 Franken (Annahme: rund 50 Quadratmeter Fläche). Die Herstellungskosten sinken weiter. Betrieb und Unterhalt kosten: Reinigung, periodische Kontrolle, Ersatz eines Wechselrichters.
Tipp: Testen Sie den Solardachrechner von Swissolar. Hier lassen sich ungefähre Stromproduktion und Wirtschaftlichkeit durchspielen.
Der Bund leistet eine Einmalvergütung, die etwa 30 Prozent der Kosten einer Fotovoltaikanlage abdeckt. Beim heutigen Stand der Technik kostet eine Kilowattstunde Strom vom eigenen Dach durchschnittlich etwa 18 Rappen. Der normale Strom aus dem Netz kostet durchschnittlich 20 Rappen pro Kilowattstunde, inklusive Netznutzungsgebühren. Parallel zur Förderung des Bundes läuft vorläufig noch das Gebäudeprogramm der Kantone. Dieser Topf ist für Beiträge an energetische Sanierungen vorgesehen. Fast alle Kantone leisten Förderbeiträge für Solarthermieanlagen. Wichtig zu wissen: Energetische Sanierungen und auch eine Fotovoltaikanlage können zu 100 Prozent von der Einkommenssteuer abgezogen werden.
Der Strom wird direkt genutzt, der Überschuss ins Netz eingespeist. Die Speicherung des Stroms in Batterien ist derzeit noch nicht wirtschaftlich. Für eine saubere Abrechnung braucht es einen sogenannten bidirektionalen Stromzähler. Erkundigen Sie sich beim zuständigen Elektrizitätswerk oder bei Ihrem Installateur.
Tipp: In Mehrfamilienhäusern können auch andere profitieren. Voraussetzung ist lediglich eine individuelle Stromabrechnung der einzelnen Haushalte.
Technisch ist es möglich, übers ganze Jahr so viel Strom zu erzeugen, wie ein durchschnittlicher Haushalt benötigt. Voraussetzungen dafür sind ein gut gedämmtes Haus sowie Heizung und Warmwassererzeugung über eine moderne Wärmepumpe. Dann sind rund 50 Quadratmeter Solarpanels ausreichend. Weil der selbst erzeugte Strom meist günstiger ist als jener aus der Steckdose, sollte man einen möglichst hohen Anteil Eigenverbrauch anstreben. Wärmepumpen etwa lassen sich so steuern, dass sie bei höherer Stromproduktion anspringen.
Der Eigentümer der Anlage schliesst mit dem Netzbetreiber respektive mit seinem Energieversorger einen Vertrag ab. Die Installation der Solarvoltaikanlage muss vor ihrer Inbetriebnahme an diese Stelle gemeldet und von ihr bewilligt werden.