Das Ritual wiederholt sich in hartnäckiger Regelmässigkeit: Aktienkurse steigen und steigen, nur um irgendwann in die Tiefe zu fallen, ehe sie wieder zum Steigflug ansetzen. Anleger scheinen aus diesem Auf und Ab keine Lehren zu ziehen, obwohl das Phänomen der schwankenden Börsenkurse so alt ist wie die Börsen selbst. Die meisten Anleger kaufen, wenn die Börse boomt, und sie verkaufen, wenn die Kurse im Keller sind. Dabei sagt doch eine altbekannte Börsenregel: Kaufe in der Baisse – verkaufe in der Hausse.

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Im Juni 2007 waren alle kaufwillig, nachdem die Aktienkurse während vier Jahren von Rekord zu Rekord geklettert waren. Beflügelt von Buchgewinnen des Nachbarn, stiegen auch unbedarfte Sparer auf den rollenden Börsenzug. Dieses Phänomen nennt man im Fachjargon «Putzfrauen-Hausse»: Die Stimmung an der Börse ist derart euphorisch, dass selbst gänzlich Unerfahrene Aktien kaufen. Heute hingegen ist die Börsenstimmung so, dass Anleger aus Panik ihre Aktien zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen.

Dieses irrationale Verhalten ist auf einen psychologischen Effekt zurückzuführen, der Myopie genannt wird, Kurzsichtigkeit. «Der Mensch tendiert dazu, kürzlich gemachte Erfahrungen in die Zukunft zu extrapolieren und weiter zurückliegende Erfahrungen zu vergessen», schreibt Professor Erwin Heri in «Moden und Mythen an den Anlagemärkten». Ein anderer psychologischer Effekt ist das Herdenverhalten. Auch hier haben Experimente bestätigt, dass Anleger dazu tendieren, das nachzuahmen, was alle anderen auch gerade tun. Laut Heri scheint es einfacher, einen Fehler zu rechtfertigen, den alle gemacht haben, denn als Einziger falschzuliegen.

Als Anleger muss man was aushalten können

Es ist eine Binsenwahrheit, dass es selbst professionellen Anlegern höchstens zufällig gelingt, den Zeitpunkt zu erwischen, in dem die Kurse die Talsohle durchqueren. Und wenn die Kurse nach einer längeren Baisse zum Steigflug ansetzen, tun sie das in den ersten Stunden derart rasant, dass die meisten Anleger zu spät kommen und erst wieder Aktien kaufen, wenn die Kurse deutlich höher notieren. Deshalb heisst die Devise: Wenn Aktien kaufen, dann jetzt. Nur so besteht die Gewähr, dass man beim nächsten Börsenrallye im Cockpit sitzt, statt es von den Zuschauerrängen aus zu verfolgen.

Allerdings gilt es bei jedem Aktienkauf, gewisse Regeln zu befolgen. Man muss wissen, dass Aktienkurse fallen und längere Zeit am Boden verharren können. Und vor allem muss man mit diesem Umstand umgehen können.

Die Finanzlehre spricht hier von Risikofähigkeit und Risikobereitschaft. So wird geraten, man solle nur mit jenem Geld Aktien kaufen, auf welches man notfalls auch verzichten kann. Diese absolute Formulierung ist zu relativieren, solange man nicht in einzelne Aktien, sondern in Aktienfonds investiert. Diese setzen sich aus einer Vielzahl von Aktien zusammen, was das Risiko begrenzt. Jedoch können auch solche Anlagefonds über Jahre im Minus liegen. Konsequenterweise sollte man also nur mit solchem Geld Fonds kaufen, auf welches man während mindestens fünf Jahren verzichten kann. So viel zur Risikofähigkeit.

Schwieriger zu erfassen ist die Risikobereitschaft, denn viele Menschen erliegen dem Hang, ihre Risikobereitschaft zu überschätzen. Der Tatbeweis wird erst bei einem veritablen Börsencrash erbracht. Risikobereit ist, wer mit Turbulenzen umzugehen weiss und bei allfälligen Kursstürzen trotzdem gut schlafen kann. Wer bei Kurseinbrüchen kalte Füsse bekommt und Hals über Kopf seine Aktien auf den Markt wirft, lässt das Aktiensparen lieber sein.

Das Wichtigste: breit streuen

Oberstes Gebot einer Aktienanlage ist die Diversifikation, also eine möglichst breite Streuung verschiedener Anlagen. Dazu eignen sich Anlagefonds, die eine Vielzahl von Wertschriften enthalten. In der Schweiz sind um die 3500 Anlagefonds registriert. Nicht alle eignen sich für Privatanleger. Am besten bedient sind Privatanleger mit sogenannten ETF, Exchange Traded Funds. Es sind dies börsenkotierte Anlagefonds, die eins zu eins einen Börsenindex abbilden. Mit solchen Instrumenten setzt man also auf einen gesamten Markt und nicht auf eine einzelne Aktie. Damit vermeidet man das Risiko, ins falsche Unternehmen zu investieren, dem es schlimmstenfalls gleich ergeht wie der Swissair oder der UBS.

ETF werden an der Börse wie Aktien gehandelt, deshalb nennt man sie auch Indexaktien. Sinkt etwa der SMI um vier Prozent, verlieren auch die auf dem SMI basierenden ETF vier Prozent. Mehrere Banken bieten solche Produkte an; sie sind mehr oder weniger identisch. Unterschiedlich sind nur die Kosten, die aber bei ETF ohnehin tief sind und kaum ins Gewicht fallen - im Gegensatz zu klassischen Anlagefonds, die von den Banken herausgegeben und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht an der Börse gehandelt werden.

Während die Aktienauswahl beim ETF mit Computerprogrammen automatisch erfolgt, werden die klassischen Anlagefonds von einem Team verwaltet. Ökonomen, Analysten und andere Finanzmarktspezialisten versuchen jeweils in aufwendigen Studien, die vielversprechenden Aktien herauszupicken. Die Erfahrung zeigt aber, dass es den Experten meistens nicht gelingt, mit einem gezielten Herauspflücken von Aktien, dem Stock-Picking, eine Rendite zu erzielen, die über dem Marktdurchschnitt liegt. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil der Aufwand der Spezialisten entschädigt werden muss, was zulasten der Rendite geht. So ist es aus Kosten-, aber auch aus Risikoüberlegungen sinnvoller, Finanzinstrumente zu kaufen, die automatisch dem Markttrend folgen.

Auch unter den ETF gibt es die unterschiedlichsten Typen, so wie es die unterschiedlichsten Börsenindizes gibt. Ein ETF, der den Technologie-Index Nasdaq abbildet, birgt einige Risiken, wenn es mit dieser Branche abwärtsgeht. Besser beraten sind Schweizer Anleger mit einem ETF, der sich am SMI oder am SMIM orientiert. Der erste investiert in die 20 grössten, der zweite in alle börsenkotierten Schweizer Aktien. Noch diversifizierter sind ETF, die auf dem MSCI World beruhen. Damit investiert man in die grössten Aktiengesellschaften rund um den Globus.

Trotz den offensichtlichen Vorteilen sind ETF noch wenig bekannt. Die Banken verkaufen lieber ihre eigenen Anlagefonds. Das ist für sie einträglicher. Nochmals Anlageexperte Erwin Heri: «ETF gehören wahrscheinlich zu den besten Anlageinstrumenten, die ein privater Anleger zur Realisierung einer traditionellen Anlagestruktur im Augenblick kaufen kann.»

Wie kauft man Aktien?

Man eröffnet ein Sparkonto und ein Wertschriftendepot. Im Wertschriftendepot werden die gekauften und verkauften Wertschriften aufgeführt. Das Depot verbucht keine Geldflüsse, deshalb gehört zu jedem Wertschriftendepot auch ein Konto. Ausgeschüttete Dividenden und Zinsen werden diesem Konto gutgeschrieben.

Wer nun börsenkotierte Anlagefonds (ETF) im Gegenwert von 5000 Franken kaufen möchte, muss diese Summe auf dem Konto haben. Auf dem Konto werden dann die 5000 Franken plus Spesen ausgebucht.

Bei den allermeisten Banken kann man auch Wertschriftenaufträge via Internet abwickeln. Das kommt billiger, weil man sich so den Anlageberater sparen kann.

Ein Beispiel: Für eine Wertschriftentransaktion bis 5000 Franken verlangt die Handelsplattform von Postfinance, Yellowtrade, 25 Franken. Ein telefonischer Auftrag in der gleichen Grössenordnung kostet bei den meisten Banken dagegen 80 Franken. Andere günstige Anbieter für elektronischen Börsenhandel: Swissquote, Tradejet, E-Sider.com der Waadtländer Kantonalbank und Trade-Net der Berner Kantonalbank.