Die Kantonslabors Basel-Stadt und Aargau konnten so gut wie sicher sein, bei den über 30 untersuchten Puppen einen Treffer zu landen. Denn europaweit finden Behörden jedes Jahr Dutzende von Puppen mit verbotenen Substanzen. Die Schweizer Chemiker stiessen in jeder zehnten Puppe auf Weichmacher, sogenannte Phthalate. Die drei gefährlichsten unter ihnen sind in Spielwaren verboten: Sie stehen im Verdacht, sowohl Leber als auch Niere zu schädigen und unfruchtbar zu machen.

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Puppen nicht zurückgerufen

Doch die Kantonslabors verzichteten darauf, die verseuchten Puppen zurückzurufen, weil die Schäden nicht sofort, sondern erst langfristig auftreten. «Einen Rückruf sprechen wir nur bei einer akuten Gesundheitsgefährdung aus», erklärt Untersuchungsleiter Urs Hauri vom kantonalen Labor Basel-Stadt. In drei der weichen Puppenköpfe wurden Konzentrationen von bis zu 40 Prozent des gefährlichen Weichmachers DEHP gefunden. Die Labors verboten aber nur deren weiteren Verkauf.

Wer noch vor dem Verkaufsverbot nichtsahnend eine solche Puppe erstanden hat, wird dieses gesundheitsgefährdende Geschenk jetzt vielleicht einem Kind unter den Weihnachtsbaum legen. Denn um welche Hersteller es geht, wird die Öffentlichkeit nie erfahren. Die kantonalen Labors unterstehen einer Schweigepflicht.

Gegenwärtig streitet sich das Parlament heftig darüber, ob diese Schweigepflicht gelockert werden soll, wie es die Stiftung für Konsumentenschutz schon lange fordert. Die Europäische Union macht solche Fälle längst öffentlich. Die Datenbank Rapex listet gesundheitsschädigende Produkte auf: allein im laufenden Jahr zum Beispiel über 60 Puppen mit riskanten Weichmachern.

Roman Goll, Spezialist für Schadstoffe in Spielwaren beim deutschen Verbrauchermagazin «Ökotest», kritisiert die Geheimhaltungspraxis der Schweizer Behörden. «Die Phthalat-Weichmacher wie DEHP sind in Spielzeug verboten, weil sie wirklich gefährlich sind. Zwar wird kein Kind sofort krank, aber langfristig sind diese Stoffe extrem schädlich.»

Giftstaub im Kinderzimmer

Gerade Puppen nehmen kleine Kinder gern auch in den Mund oder tragen sie tagelang mit sich herum. Die Weichmacher lösen sich dabei aus dem Spielzeug. Kinder nehmen sie über Haut, Mund und Atmung auf. Messungen in Deutschland zeigten alarmierende Werte gefährlicher Weichmacher im Staub von Kinderzimmern oder Kindertagesstätten.

Wer möglichst wenig Risiko eingehen will, schenkt Kindern Stoffpuppen mit dem Bio- und Soziallabel Global Organic Textile Standard (Gots) – oder durchgehend harte Kunststoffpuppen, empfehlen Experten.