Eine Motion verlangte, dass die Krankheit Endometriose besser erforscht werden soll. Der Ständerat lehnte diese am Montag ab und folgte damit der vorberatenden Kommission. Diese anerkannte zwar die Wichtigkeit des Themas, argumentierte aber, dass die Politik keine Forschungsprojekte vorgeben solle.

Ansonsten beeinflusse man die Wissenschaft von oben nach unten. Anders als der Ständerat hatte der Nationalrat dem Geschäft in der Herbstsession zugestimmt. Mit der Ablehnung der kleinen Kammer gilt die Motion nun als erledigt.

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Jede zehnte Frau hat Endometriose, schätzen Fachleute. Das sind über 200’000 Frauen in der Schweiz. Bei dieser Erkrankung wächst Gewebe, das normalerweise nur in der Gebärmutterschleimhaut ist, auch ausserhalb der Gebärmutter.

Schmerzen, als stecke ein Messer im Unterleib

Während der Menstruation kommt es zu einem Auf- und Abbau der Schleimhaut und zu Blutungen. Betroffene haben heftige Schmerzen, die weit über normale Menstruationsbeschwerden hinausgehen. So, als stecke ein Messer im Unterleib, das sich immer wieder drehe, sagen sie. 

Obwohl so viele Mädchen und Frauen unter diesen Symptomen leiden, wird bei den wenigsten die Krankheit je diagnostiziert. Gründe sind mangelndes Wissen und wenig Sensibilisierung in der Bevölkerung und bei Ärzten sowie die schlechte Erforschung der Krankheit.

Das wollte Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit ändern. In seiner Motion schrieb er, dass gerade Krankheiten, die grossmehrheitlich Frauen beträfen, zu wenig erforscht und oft nicht diagnostiziert würden. Therapien stünden nur spärlich zur Verfügung. Eine verbesserte Datenlage führe automatisch auch zu einer gezielteren Behandlung der Krankheit.

Was ist Endometriose?

Bei Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, ausserhalb der Gebärmutter. Etwa an Eierstöcken, im Beckenraum, am Darm oder am Bauchfell. Dieses Gewebe wuchert, verklebt, entzündet sich und kann bluten. Zysten können richtiggehend mit dem Darm verwachsen und den Eileiter abtrennen. Mit fatalen Folgen: Fast die Hälfte aller Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch sind von der Krankheit betroffen.

Bis heute wird deren Ursache oft erst nach Jahren diagnostiziert. Manchmal nur zufälligerweise, etwa wenn eine Zyste operativ entfernt werden muss. Anders gesagt: Die medizinische Unwissenheit beeinträchtigt die Lebensqualität dieser Frauen. Ihre Klagen werden oft nicht ernst genommen, ihre Schmerzen werden von Ärzten und Gesundheitspersonal als «normale» Periodenschmerzen beurteilt, wie der Beobachter im Fall einer Betroffenen berichtete.

Untätig ist der Bundesrat beim Thema Endometriose aber nicht. Im Frühling wurde er vom Parlament beauftragt, einen Bericht darüber zu verfassen, wie die Krankheit in der Schweiz behandelt wird. Dieser soll aufzeigen, wie eine bessere Frühbehandlung sichergestellt werden kann. Und wie Bevölkerung, Gesundheitspersonal, Arbeitgeber und Forschung auf die Krankheit sensibilisiert werden kann. 

Ebenfalls im Frühling hat der Bundesrat ein neues nationales Forschungsprogramm lanciert, das er mit 11 Millionen Franken unterstützt. Unter dem Titel «Gendermedizin und -gesundheit» soll untersucht werden, wie in der Medizin Genderaspekte einfliessen. Die Kommission für Wissenschaft des Ständerats ist der Ansicht, dass es bei diesem Programm auch möglich sein wird, Endometriose besser zu erforschen.