Dass es den Kommunkationsfachleuten des Bundes nicht an Arbeit mangelt, dafür sorgt auch die SVP. «10 Angestellte für 3 Posts die Woche!» twitterte sie, nachdem der Bundesrat Mitte Oktober seinen neuen Instagram-Kanal vorgestellt hatte.

Die Bundeskanzlei musste richtigstellen: Die zehn Stellen gehörten zu einem grösseren Social-Media-Projekt, mit dem Bundesrat und Verwaltung ihre Informationen an ein breiteres Publikum bringen wolle.

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Der Tweet der SVP mag polemisch sein, richtig aber ist: Der Bund befindet sich seit zwei Jahren in einer PR-Offensive. Seine Kommunikationsabteilungen hat er von 2019 bis 2021 um 42 Vollzeitstellen vergrössert, das Budget von 91 auf 119 Millionen erhöht, wie Recherchen des Beobachters zeigen. Die zehn Stellen für Social Media sind da noch nicht einmal dabei.

11 Prozent weniger Journalistinnen und Journalisten

Als Grund für den Ausbau nennt die Bundeskanzlei – wenig überraschend – die Corona-Pandemie. In Krisen seien Bevölkerung und Medien auf mehr Informationen angewiesen. Allein die Covid-Infoampagne des Bundesamts für Gesundheit kostete über 15 Millionen Franken. Ob eine bessere gesundheitliche und politische Grosswetterlage die Kommunikationsabteilungen wieder schrumpfen lässt, wird sich zeigen.

Umgekehrt verläuft die Entwicklung bei den Medien. Die Zahl der Journalistinnen und Journalisten ging von 2012 bis 2020 um 11 Prozent zurück, und der Abbau geht weiter. «Jede Woche eine Journalistin weniger - Tendenz steigend», zählte das Online-Magazin Republik vor einem Jahr.

Einordnung bleibt aus

Das ist ein Problem, sagt Michael Burkard von Journalismus-Verband Impressum. Nicht nur der Bund, auch Kanton und Gemeinden hätten ihre Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren stark ausgebaut und professionalisiert. Gegen mehr Information und Transparenz sei nichts einzuwenden. Wenn es aber immer weniger Journalisten gebe, die diese Informationen sichten, prüfen und kommentieren, sei das aus medienpolitischer Hinsicht bedenklich. «Im Lokalen haben wir diese Situation heute.» Für die Berichterstattung über Bund und Bundesrat hingegen seien die Redaktionen noch relativ gut dotiert.

Die Social Media-Strategie des Bundes sieht der Medienanwalt kritisch. Bern wolle seine Botschaften offenbar direkt an die Bevölkerung bringen, ohne unabhängige Medien, die einordnen und kommentieren. Als Korrektiv verbleibt das Twittern von SVP und Co.

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Raphael Brunner, Redaktor
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