Geschichten aus der Nachbarschaft

Nachbarinnen und Nachbarn erleichtern unser Leben, helfen, wenn das Salz ausgeht, tragen schwere Einkaufstaschen die Treppen hoch. Oder aber sie machen uns die Hölle heiss, beklagen sich über ein nicht ordnungsgemäss angebrachtes Schuhgestell, schimpfen über lautes Kinderlachen, petzen bei der Verwaltung. 

Nachbarschaft ist ein soziales Phänomen, das zwar alle kennen, aber ganz unterschiedlich aufgefasst wird. Über die Feiertage erzählen Angehörige der Beobachter-Redaktion, was sie mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn erlebt haben.

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Fiiiiiep!

Seit wir vor ein paar Jahren einen Kater aus dem Tierheim zu uns nach Hause geholt haben, haben wir ein Familienmitglied mehr. Schön. Aber: Ferien sind seither eine etwas anstrengendere Sache. Wir müssen dann nämlich jemanden finden, der den Kater füttert. Und auch mal streichelt.

Tierliebende Nachbarn zum Beispiel. Insbesondere die Winterferien erweisen sich jeweils als Knackpunkt, weil dann (fast) alle Nachbarn auch Ski fahren gehen.

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Eine Zeitlang sprang jeweils Johann ein. Ein professioneller Katzensitter aus Grönland. Ein wunderbarer Mensch und ein grosser Katzenversteher. Leider trennte er sich von seinem Partner und zog weg. Also sind wir wieder ganz auf die Nachbarn angewiesen.

Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Meerschweinchen schätzen werde. Früher fand ich sie ziemlich langweilig und mit ihrem ständigen Gequieke recht nervig.

Seit einer Weile hat die Tochter der Nachbarn ein paar Häuser weiter drei Meersäuli. Ihre Namen kann ich mir leider nicht merken, aber: Sie müssen gefüttert und ausgemistet werden, wenn die Nachbarn im Urlaub sind. In die Skiferien fahren sie selten. Bingo.

Es herrscht nun ein reger Katze-Meersäuli-Hüten-Austausch. Ich sehe neuerdings überall Löwenzahn, Meerschweinchens Leibspeise, sie quieken höher, wenn ich vorbeilaufe und unser Kater hat die Terrasse der Viechli-Nachbarn zu seinem neuen Refugium auserkoren. Wunderbar. Fiep, fiep. Sogar das stört mich nicht mehr. Die Skiferien sind gerettet.

Welcher Nachbarschaftstyp sind Sie?

Die Distanzierten (47 Prozent der Bevölkerung)

Ihnen sind Abstand, Diskretion und Unabhängigkeit wichtig, sie möchten weder gestört werden noch jemandem zurLast fallen. Im Notfall sind sie aber zur Stelle. Und ab und zu schätzen sie auch zweckorientierte Treffen.

Die Inspirationssuchenden (30 Prozent)

Für sie stehen Toleranz und anregende Begegnungen im Vordergrund. Inspirationssuchende schätzen kollektive, sinnerfüllte Aktionen und Vielfalt und suchen den Blick überden eigenen Tellerrand hinaus.

Die Beziehungspflegerinnen und -pfleger (14 Prozent)

Sie wünschen sich ein freundschaftliches, fast familiäres Verhältnis in einer homogenen, harmonischen Nachbarschaft. Sie legen Wert auf enge Kontakte, Gemeinschaftsaktivitäten und gegenseitige Unterstützung im Alltag.

Die Wertorientierten (9 Prozent)

Sie möchten unter Leuten leben, die ähnliche Ansichten teilen. Statt enger Beziehungen wünschen sich Wertorientierte respektvolle Distanz und einen rücksichtsvollen Umgang miteinander. Sie sind hilfsbereit. Im Alltag reicht ihnen ein gelegentlicher Austausch im Treppenhaus.

Quelle: «Hallo Nachbar:in. Die grosse Schweizer Nachbarschaftsstudie» des Gottlieb-Duttweiler-Instituts, August 2022. Um die Studie einzusehen, hier klicken.