Ein Einfamilienhaus im Appenzellerland. Gepflegter Garten, im Wohnzimmer riecht es nach frisch gebackenem Kuchen. Hier soll eine Sekte zu Hause sein, die Kinder verkauft, Babys tötet und Satan huldigt? Das erzählt die Tochter des Hauses. «Hast du nichts bemerkt?», fragen die Nachbarinnen die Mutter. Sie hat nichts bemerkt. Weil es nichts zu bemerken gab.

Sabrina Bühler* war ein unauffälliges Kind, sagt die Mutter. «Ruhig, von klein auf sehr selbständig.» Sie lernte freiwillig Latein, spielte Gitarre und Klavier. Mit 16 brach Sabrina das Gymnasium ab. Sie fühlte sich gemobbt, wollte einen technischen Beruf lernen. Alles schien gut, bis sie erzählte, sie sei vielleicht schwanger. Sie habe im Ausgang einen Mann getroffen, wisse weder seinen Namen noch wo er wohne. Er habe den Sex gewollt, sie nicht. Bei der Frauenärztin, zu der die Mutter sie begleitete, sprach Sabrina dann von einem One-Night-Stand. Schwanger war sie nicht. Die Mutter liess die Sache auf sich beruhen. «Ich dachte, sie schämte sich, weil sie so unvorsichtig gewesen war.»
 

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