«Verleger sind keine Menschen. Sie tun nur so.» Zu einem Urteil wie der Schriftsteller Kurt Tucholsky kam wohl schon mancher Autor, dessen Manuskript von einem Verlag abgelehnt, zensuriert oder «verschlimmbessert» wurde. Er ist dabei in guter Gesellschaft: Friedrich Schiller musste seine «Räuber», Leo Tolstoi seinen «Krieg und Frieden» und Johann Wolfgang von Goethe seinen «Götz von Berlichingen» im Eigenverlag herausgeben - ein kleines Vermögen ging jeweils drauf.

Heute würden sie ihre Werke bei «Books on Demand» (BoD) publizieren und müssten dafür gerade mal 69 Franken bezahlen. Bei BoD wird ein Buch nämlich erst gedruckt und in die Läden geliefert, wenn es jemand kauft. Es gibt kein Lager und keine Minimalauflage, nur eine grosse Kopieranstalt mit Digitaldruckern in Norderstedt bei Hamburg. Ansonsten unterscheiden sich die «Bücher auf Verlangen» aber in nichts von jenen eines traditionellen Verlags: Sie haben eine ISB-Nummer, sind im «Verzeichnis lieferbarer Bücher» eingetragen und können im normalen Buchhandel und übers Internet bezogen werden.
Auch wer sein Buch gar nicht in den Handel bringen, sondern nur privat zum Beispiel als Geburtstags- oder Hochzeitsgeschenk drucken lassen will, ist bei BoD richtig und zahlt in diesem Fall nur die Druckkosten.

Die Fertigstellung des Buchs erfolgt online, im Baukastensystem: Die Autoren legen fest, wie viele Seiten es haben soll, übermitteln ihr Manuskript und wählen das Format, die Papierqualität, den Umschlag. Am Ende steht die Entscheidung, zu welchem Preis und mit wie viel Gewinn sie das Buch verkaufen wollen. Die Preiskalkulation kann dann etwa so aussehen: Bei 120 Seiten und Fr. 17.90 Verkaufspreis gehen pro Exemplar rund Fr. 3.60 an den Schriftsteller.

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Auch arrivierte Autoren im Katalog
Über sechs Millionen Exemplare wurden seit der Gründung von BoD 1998 gedruckt, und 70'000 Titel «lagern» inzwischen auf den Servern: Sachbücher, Lyrik, Romane, Familien- oder Firmenchroniken, Ratgeber, wissenschaftliche Abhandlungen, Dissertationen, Kinderbücher.

BoD ist keineswegs nur bei unentdeckten Talenten beliebt - auch die Werke von recht bekannten Schweizer Autoren finden sich dort: so die «Schlangengeschichten» von Grossmutter Heidi Bichsel aus Stäfa. Oder der «Mord im Obergericht» vom Männedorfer Rechtsanwalt Reto Suhr. Krimiautor Stephan Pörtner («Schreckmümpfeli») hat bereits vier Titel bei BoD publiziert. Oder Boris Zatko aus Basel: Der Autor und Illustrator hat den BoD-Autoren-Award 2007 gewonnen. Und Andreas Dudàs’ «Shiro - Das grosse Wagnis» steht aktuell auf der BoD-Bestsellerliste. Auch Michael Kühntopfs «Schweiz-Lexikon» verkauft sich überdurchschnittlich gut.

Das umfassende System von BoD ist bislang konkurrenzlos. Einzig für Fotobücher gibt es ein ähnliches Digitaldruckangebot, das grössere Labors anbieten. BoD sieht sich selbst auch nicht als Bedrohung renommierter Herausgeber: «Mehr als 300 klassische Verlage lassen zahlreiche Titel bei uns on Demand produzieren», sagt Mediensprecherin Friederike Künzel. Und die «Grossen» würden genau verfolgen, was bei BoD publiziert werde, «um allfällige Talente zu entdecken».