Die Zeit heilt alle Wunden…
… aber man kann auch etwas nachhelfen: Wie man kleinere Verletzungen versorgt und wann ein Gang zum Arzt notwendig ist.
Veröffentlicht am 28. August 2019 - 10:53 Uhr,
aktualisiert am 12. September 2018 - 14:44 Uhr
Eigentlich wissen wir ja Bescheid. Schliesslich haben die meisten von uns schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besucht. Dumm nur, wenn der Jahrzehnte zurückliegt und man in den Erinnerungen kramen muss, was denn jetzt genau zu tun wäre. Die Wunde auswaschen? Aber nicht doch – niemals Wasser in die Wunde, hat einmal einer gesagt, oder?
Die Blutung stoppen, das muss sein. Also drückt man dort fest drauf wo es blutet. Und Brandblasen: immer aufstechen und dann mit Mehl bestreuen, das kühlt bestimmt. Oder wars Olivenöl? Ach nein – Eiswürfel natürlich!
Mythen, bruchstückhafte Erinnerungen, Fehlinterpretationen – dazu der Stress, wenn man sich plötzlich um einen Verletzten kümmern muss, und die Angst, etwas falsch zu machen: Gründe genug, in Panik zu geraten. Dabei ist es gar nicht so schwer, einem leicht verletzten Menschen zu helfen. Wichtig dabei ist: einen kühlen Kopf bewahren und auf Sauberkeit achten.
Helfen kann Ihnen unsere Grafik: was man selbst tun kann und was man vermeiden sollte, wann man den Notarzt alarmieren muss und in welchem Fall ein Besuch bei der Hausärztin ratsam ist – alles auf einen Blick.
Feine Kratzer, ein kleiner Schnitt im Finger oder aufgeschürfte Knie verheilen meist ohne Komplikationen. Dennoch sollte man die Selbstheilungskräfte nicht überschätzen. Denn Keime nutzen die Gelegenheit zur Besiedlung der Wunde. Grundsätzlich gilt: Je stärker eine Wunde blutet, desto geringer ist die Infektionsgefahr, weil das Blut Schmutz und Krankheitserreger hinausschwemmt.
Nicht allzu stark blutende Wunden, vor allem Schnittwunden, lässt man zunächst also bluten. In der Regel stoppt die Blutung nach zwei bis drei Minuten. Die flüssigen Gerinnungsbestandteile verkleben die Wunde, und die Blutplättchen bilden einen Schorf. Nie sollte man eine Wunde mit dem Mund aussaugen. Denn der Speichel enthält gerinnungshemmende Bestandteile und Krankheitskeime. Auch sollte man vor jeder Behandlung die Hände gründlich reinigen, am besten mit einer alkoholhaltigen Lösung.
Schürfwunden bluten meist weniger stark, sind indes oft verschmutzt. Sie spült man unter kühlem, fliessendem Trinkwasser ab.
Auch Brandwunden sollte man möglichst schnell kühlen – aber niemals aufstechen oder mit Desinfektionsmitteln oder Hausmittelchen behandeln. Bei Schürf oder Schnittwunden hingegen ist dies nach dem Reinigen einer der wichtigsten Schritte: Alkoholische Desinfektionsmittel brennen zwar in der Wunde, töten dafür die Keime wirksam ab. Ist kein Desinfektionsmittel zur Hand, kann man auch klare hochprozentige Schnäpse wie Wodka verwenden.
Geschützt wird die Wunde danach mit sterilen, nicht klebenden Kompressen und einem darüber liegenden Verband. Wird die Kompresse später entfernt, sollte man sie mit einer Pinzette und nicht von Hand abheben. Bei Schnitt- oder Schürfwunden kommt es oft vor, dass die Kompresse danach auf der Wunde klebt. Sie mit einem Ruck wegzureissen ist keine gute Idee, weil dann sich neu bildende Gewebeteile wieder abgerissen und die Wunde neu aufgerissen wird. Besser ist, die Kompresse mit Desinfektionsmittel oder einer sterilen Kochsalzlösung einzuweichen und sie dann vorsichtig zu lösen.
Trotz dem Desinfizieren besteht immer die Gefahr, an Wundstarrkrampf (Tetanus) zu erkranken – besonders bei Verletzungen, die man sich im Garten oder Wald zugezogen hat, und nach Bisswunden.
Der Starrkrampf befällt nach 3 bis 20 Tagen zuerst die Kau- und Nackenmuskulatur, dann nach und nach alle Muskeln – auch die Atmungsmuskulatur, was ohne ärztliche Behandlung zum Tod führt. Einen wirksamen Schutz bieten nur regelmässige Impfungen, die alle zehn Jahre wiederholt werden müssen.
Tiefe und klaffende Schnittwunden müssen von einem Arzt versorgt werden, und zwar spätestens sechs Stunden nach der Verletzung. Dies vor allem, wenn:
- der Verletzte nicht gegen Tetanus geimpft ist;
- die Wunde zirka zwei bis drei Zentimeter lang und einen halben Zentimeter tief ist;
- Fremdkörper in der Wunde stecken;
- ein Auge verletzt ist;
- die Wunde in Gelenknähe ist;
- die Wunde eine Stichwunde im Rumpfbereich ist (Verletzung innerer Organe);
- die Wunde sich am Hand- oder Fussrücken befindet (Sehnenverletzung);
- es sich um Bisswunden handelt (grosse Infektionsgefahr);
- die Wunde im Bereich der Geschlechtsorgane liegt (grosse Infektionsgefahr).
1 Kommentar