Wo Schweizer Fisch giftig ist
In heimischen Gewässern tummeln sich verseuchte Fische. Die dioxinähnlichen PCB sind hochgiftig, doch der Kampf dagegen geht nur langsam voran.
Veröffentlicht am 8. Juni 2010 - 08:08 Uhr
Fische aus Schweizer Gewässern können nicht mehr bedenkenlos gegessen werden. Je nach Gebiet und Art liegt die Belastung an polychlorierten Biphenylen (PCB) über dem EU-Grenzwert von 8 Billionstel Gramm pro Gramm Frischgewicht, schreibt das Bundesamt für Umwelt (Bafu).
PCB sind hochgiftig: In kleinsten Mengen wirken die dioxinähnlichen Substanzen krebserregend und sind hormonaktiv – Letzteres machen sie vor allem für Kinder und Frauen im gebärfähigen Alter gefährlich. In der Schweiz sind PCB seit 1986 verboten. Trotzdem sind laut Bafu noch Hunderte Tonnen vorhanden – in Elektroanlagen, auf Deponien und auf Schrottplätzen.
Erst seit 2007 werden Gewässer systematisch auf PCB untersucht. Der bisherige Wissensstand: Stark belastet sind Fische aus der Saane, der Birs, der Glatt, dem Hochrhein und dem Lago Maggiore. Das gilt vor allem für fettreiche Arten, da sich PCB im Fettgewebe ablagern. Die Behörden raten vom Verzehr dieser Fische ab, ihr Verkauf ist verboten.
Doch selbst wer ganz auf heimische Fische verzichtet, kann die Aufnahme von PCB nicht vermeiden. Das Gift wird schlecht abgebaut und reichert sich in tierischen Produkten an – und in der Muttermilch, wie eine Studie der Toxikologin Margret Schlumpf zeigt. Sie will Frauen nicht vom Stillen abhalten, fordert aber Massnahmen, um die Belastung zu verringern.
Im Kanton Freiburg weiss man seit rund drei Jahren, dass die PCB aus der Deponie «La Pila» stammt. Eine Sanierung wäre dringend, doch die Umsetzung läuft schleppend.
Immerhin wissen die Freiburger Behörden, woher das Gift kommt. Anderswo sucht man noch immer. «Landesweit gibt es rund 50'000 Standorte mit Altlasten, viele davon kommen theoretisch als Quelle in Frage», erklärt Hans-Peter Fahrni vom Bafu. Zudem sei die Analytik teuer, ganz abgesehen von einer allfälligen Sanierung.
«Die Behörden müssen endlich aufwachen», kritisiert Matthias Wüthrich, bei Greenpeace Schweiz für den Bereich Chemie zuständig. Handeln wäre dringend angesagt. Es brauche einen Aktionsplan, um die Belastung durch PCB und andere Dauergifte zu eliminieren.
Das Bafu setzt andere Prioritäten: «Wichtig ist, dass wir heute nicht mehr dieselben Fehler machen wie früher», so Fahrni. Allerdings relativiert der Leiter Abteilung Abfall und Rohstoffe die Erfolgsaussichten gleich selber: «Auf Behördenseite hinkt man immer hinterher.»
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