Aldi Suisse Tours: Erst erbarmungslos, dann einsichtig
Ein Rentner erleidet einen Schlaganfall und muss die Ferien absagen. Der Reiseveranstalter knausert bei der Rückzahlung. Der Beobachter kann helfen.
Veröffentlicht am 23. September 2024 - 17:14 Uhr
Wandern, fein essen, von einem Bänkli aus den Bergsommer geniessen und am Abend in der Sauna entspannen. Das wollte das Ehepaar Urs und Rosa Egli. Beim Reiseveranstalter Aldi Suisse Tours buchten die beiden darum sechs Nächte in einem Hotel im Oberengadin. Den Preis von 1230 Franken hatten sie sich von der Rente abgespart. Für eine zusätzliche Reiseversicherung fehlte das Geld. Die beiden freuten sich.
Keine Reise, hohe Annullierungskosten
Doch dann passiert das Unglück. Am 25. August 2024, sechs Tage vor der geplanten Abreise, erleidet Urs Egli, der – wie seine Frau – eigentlich anders heisst, einen Schlaganfall. Es ist schlimm. Plötzlich kann der 73-Jährige nicht mehr gehen, sein Sehfeld ist stark eingeschränkt. Die Ärzte rechnen damit, dass er noch bis Mitte Oktober im Spital bleiben muss. Fast alles wird er neu lernen müssen.
Rosa Egli bleibt allein zu Hause. Ihre beiden Töchter kümmern sich um alles, was es in dieser Ausnahmesituation zu tun gibt. So melden sie sich bereits am nächsten Morgen telefonisch bei Aldi Suisse Tours. Sie sagen die Reise im Namen ihrer Eltern ab und versprechen, ein Arztzeugnis nachzureichen. Zu diesem Zeitpunkt sind laut den Stornierungsbedingungen bereits 65 Prozent der Reisekosten geschuldet. Viel Geld für nichts. Viel Geld für die Eglis.
Aldi Suisse Tours überweist noch weniger
Bereits einen Tag später senden die Töchter ein Arztzeugnis ein. Der Reiseveranstalter bestätigt die Stornierung und kündigt an, einen Teil des gezahlten Betrags rückzuerstatten. Allerdings nicht – wie erwartet – 35 Prozent, sondern nur noch 15 Prozent. Der Grund: Bis zum Einsenden des Arztzeugnisses sei weitere Zeit vergangen, so dass sich die Stornierungskosten mittlerweile erhöht hätten.
Auf Diskussionen lässt sich Aldi Suisse Tours gegenüber den Eglis nicht ein. Leider könne man bezüglich der Stornokosten nicht entgegenkommen, heisst es in einer Mail. Und: Man würde sich freuen, die Familie in nächster Zeit wieder begrüssen zu können.
Wie eine Ohrfeige
Wohl kaum. Die kommentarlos überwiesenen Fr. 184.50 fühlen sich fast wie eine Ohrfeige an. Die Eglis sind enttäuscht und finden das Vorgehen stossend. Der Beobachter auch. Dass man für den Zeitpunkt der Stornierung auf das Arztzeugnis abstellt, steht nämlich nirgends in den allgemeinen Geschäftsbedingungen.
Als der Beobachter Aldi Suisse Tours damit konfrontiert, krebst der Veranstalter zurück. Es handle sich um einen internen Fehler, und man werde 35 Prozent der Reisekosten zurückerstatten, so die Medienstelle. Man bitte um Entschuldigung und wünsche Herrn Egli eine schnelle Genesung.
1 Kommentar
Bitte mehr Sachlichkeit..."von der Rente abgespart" "für eine Reiseversicherung fehlte das Geld".
Der Beobachter sollte besser darauf aufmerksam machen, dass gerade wenn das Geld knapp ist, nicht an den Versicherungen für den Worstcase gespart werden sollte.