Es kann allen passieren: Nach ein paar Wochen oder Monaten ist klar, dass man sich nicht fünf Jahre seines Lebens mit der Religionsgeschichte Mesopotamiens beschäftigen will. Vielleicht, weil man sich das Studienfach anders vorgestellt hat. Oder weil einem das Thema mehr Mühe bereitet als erwartet, weil das Studium zu theoretisch ist oder zu praktisch, die Dozenten zu langweilig sind oder das Studentenleben nervt.

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Neue Stadt, neue Schule: Aller Anfang ist schwer

Die Gründe, warum sich Studierende in ihren Fächern nicht wohl fühlen, sind vielfältig. Sicher ist: Man soll diese Gefühle ernst nehmen und nicht abwarten, bis sie sich zur Krise auswachsen. Je früher man das Problem anpackt und sich allenfalls Hilfe holt, umso grösser ist die Chance, eine geeignete Lösung zu finden.

Allerdings sollte man auch nicht gleich den Kopf in den Sand stecken. Das Grundstudium ist dazu da, Studenten einen ersten Überblick zu verschaffen und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens zu vermitteln. Das läuft in allen Fächern ähnlich ab und ist nicht immer spassig.

Das Studienfach wechseln: Mit Kommilitonen sprechen

Der Wechsel des Studienfachs kostet Zeit, Geld und Kraft und will deshalb wohlüberlegt sein. Noch viel mehr als bei der ursprünglichen Studienwahl sollte man sich deshalb über den Studiengang informieren, mit Beratern und Studierenden sprechen, Kursbeschreibungen lesen, zwei, drei Vorlesungen besuchen, in den Unterrichtsbüchern stöbern.

Wie bei der Anmeldung fürs Studium muss man auch beim Fachwechsel Fristen beachten und sich frühzeitig um die Anmeldung kümmern. Welche Termine für immatrikulierte Studierende gelten, welche Formulare ausgefüllt und welche Aufnahmekriterien erfüllt werden müssen, können die Studienberater der entsprechenden Hochschule am besten beantworten. Sie wissen auch, ob bereits erreichte Kreditpunkte ans neue Fach angerechnet werden können und welche Fächer unter Umständen nachgeholt werden müssen.

Die Universität wechseln: Ein Entscheid, der kostet

Manchmal ist es nicht das Fach, sondern die Schule, die nicht passt. Unter Umständen fühlt man sich an der grossen Uni Zürich etwas verloren, würde sich hingegen an der familiären Uni Luzern besser aufgehoben fühlen. Vielleicht interessiert einen aber auch der Schwerpunkt stärker, den eine andere Hochschule setzt. Oft hadern Studierende damit, dass das Studium zu theoretisch ist und jeglicher Berufs- und Praxisbezug fehlt. Dann könnte sich der Wechsel an eine Fachhochschule lohnen, wo die Lehrgänge stärker berufsbezogen sind.

Auch hier ist oberstes Gebot: Man sollte sich ausgiebig über die Wunschschule informieren und abwägen, ob sich der Aufwand eines Wechsels tatsächlich lohnt. Dabei sollte man die verschiedenen Vorteile nicht ausser Acht lassen, die die bisherige Schule zu bieten hat. Vielleicht ist sie etwas zu gross, dafür hat sie namhafte Dozenten und viele Partnerschulen, unter denen man sein Auslandssemester wählen kann. Auch hier sollte man seine Entscheidung mit einem Studienberater besprechen und sich mit Studierenden der Wunschhochschule austauschen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Der Hochschulwechsel innerhalb der Schweiz ist theoretisch problemlos möglich. In der Realität muss jedoch rund ein Viertel aller Studierenden, die nach dem Bachelor die Hochschule – nicht aber die Studienrichtung – wechseln, Fächer nachholen und zusätzliche Auflagen erfüllen. Das liegt daran, dass trotz dem Bologna-System in den einzelnen Schulen und Fakultäten grosse Unterschiede herrschen, was Anforderungen, Aufbau und Aufteilung von Pflicht- und Wahlfächern anbelangt.

Deshalb ist es nicht nur beim Wechsel des Studienfachs, sondern auch beim Wechsel der Hochschule sinnvoll, Experten beizuziehen. Beim Wechsel von der Universität an eine Fachhochschule ist zu bedenken, dass neben einer Matura eine einjährige Praxiserfahrung gefordert wird. Sollte sich selbst die Fachhochschule als zu theoretisch erweisen, könnte allenfalls eine Berufslehre die passende Lösung sein.

Letztmögliche Lösung: Abbruch

In manchen Fällen hilft aber auch kein Wechsel von Fach oder Ausbildungsstätte mehr: Man will nur noch weg, und zwar so schnell wie möglich. Doch auch dann empfiehlt es sich, den Bettel nicht einfach hinzuschmeissen, sondern sich genau zu überlegen, was die Ursache des Problems ist.

1. Fehlende Motivation?
Motivationsprobleme können verschiedenste Gründe haben. Nicht immer ist das Studium der Auslöser. Vielleicht machen private Probleme unzufrieden? Dann wäre der Studienabbruch unter Umständen eine zusätzliche Belastung. Vielleicht kann allenfalls ein Gespräch bei der psychologischen Hochschulberatung helfen.

2. Lockt die Berufswelt?
Natürlich ist nach etlichen Schuljahren eine praktische und bezahlte Tätigkeit verlockend. Doch ist es wichtig, einen Schritt weiterzudenken. Je weniger Berufserfahrung, desto wichtiger ist ein Studium. Bei einer Bewerbung kann ein abgeschlossenes Studium ein entscheidender Vorteil sein. Doch auch mit steigender Berufserfahrung ist es möglich, dass man mit einem abgebrochenen Studium an gewisse Grenzen stösst – etwa wenn es um Führungspositionen geht. Unter Umständen könnte ein Teilzeitstudium in Kombination mit einer Teilzeitstelle die Lösung sein. So verlängert sich zwar die Studienzeit, immerhin steht man am Schluss aber nicht ohne Abschluss da.

3. Finanzielle Probleme?
Geldprobleme erschweren jedes Studium. Deswegen jedoch alles hinzuwerfen und auf Chancen im Beruf zu verzichten wäre fatal. Ebenso, derart viel nebenher zu arbeiten, dass kaum noch Zeit für das Studium bleibt und somit die Noten schlechter werden. Die hochschulinterne Anlaufstelle für Studienfinanzierung kann einen bei der Suche nach Geldquellen unterstützen.

4. Gesundheitliche Probleme?
Nicht immer läuft das Leben so, wie man es sich vorgestellt hat. Leute im nächsten Umfeld werden krank, oder man ist selbst plötzlich nicht mehr bei bester Gesundheit und muss deshalb das Leben umkrempeln. Auch hier bietet es sich an, die Beratungsstellen der Hochschule aufzusuchen und eine Lösung zu finden, etwa durch einen Studienunterbruch oder die Umstellung auf ein Teilzeitstudium.

5. Familiäre Herausforderungen?
Schwangerschaft und Elternurlaub müssen nicht das Ende der Hochschulzeit bedeuten. Stattdessen kann man vorübergehend pausieren und das Studium später wieder aufnehmen. Die Studienberatung hilft, die Auszeit optimal vorzubereiten.

6. Schlechte Schulleistungen?
Hier überlegt man am besten, bevor man aufgibt: Womit genau habe ich Schwierigkeiten? Habe ich Mühe, effizient zu lernen, mich zu konzentrieren, selbständig zu organisieren? Leide ich häufig unter Schreibblockaden oder Prüfungsangst? Ratgeberbücher oder Anlaufstellen an der Hochschule können einen unterstützen, entsprechende Strategien zu entwickeln. Die meisten Hochschulen bieten im Übrigen Zusatzkurse an, die entsprechende Fertigkeiten wie wissenschaftliches Schreiben vermitteln.

7. Ausschluss vom Studium?
In vielen Lehrgängen findet das grosse Aussieben gleich zu Beginn des Studiums statt, im sogenannten Assessmentjahr. In manchen Fächern wird über ein Drittel nach dem ersten Jahr vom Studium ausgeschlossen. Das ist hart und unangenehm. Auch in diesem Fall kann die Studienberatung helfen, eine geeignete Lösung zu finden – beispielsweise das Studium an einer Fachhochschule. Wichtig ist auch, dass man überlegt, warum man gescheitert ist und wie man verhindern kann, dass es ein zweites Mal passiert.

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Quelle: Beobachter Edition