Ein Tal für sich allein
Der perfekte Meditationsort: Im Val Frisal begegnet man bloss ein paar Schafen.
Veröffentlicht am 6. Juni 2014 - 10:01 Uhr
Reist man mit dem Zug an, sieht man kurz nach Ilanz durchs Abteilfenster rechts den harmonisch geschwungenen, aber trutzigen Gebirgszug des Bifertenstocks und der Brigelser Hörner. Dass sich dazwischen ein kleines, aber extrem feines und liebliches Hochtal verbirgt, sieht man indes erst, wenn man von Breil/Brigels aus knapp zwei Stunden nordwärts dem wild rauschenden Dorfbach Flem entlang hochgewandert ist. Just bevor der wirklich steile Aufstieg Richtung Bifertenhütte und Kistenpass beginnen würde, zweigt linkerhand ein Pfad ab. Zwar steinig, schmal und steil, aber bei trockenem Wetter gefahrlos begehbar.
Hinter einer kleinen Kuppe breitet sich auf 1900 Meter über Meer das Val Frisal aus: einsam, gut versteckt, von schneeweissen Dreitausendern umrahmt. Die drei Kilometer lange und vielleicht 100 Meter breite Moorebene bietet zahlreichem Wild und ein paar Schafen Asyl. Einige Bäche mäandern von den Schneefeldern hinab zum muldenförmigen Gletscherabschluss. Wer hier nicht meditieren kann, muss es zu Hause gar nicht erst versuchen. Ein bisschen wie die Greina-Ebene en miniature, aber schneller erreichbar.
Das paradiesische Hochtal erkundet jeder für sich: Wege gibt es nicht, die offizielle Route führt nur bis zum Taleingang. Auf der nördlichen Talseite gelangt man zu den Gletschervorfeldern von Durschin, und mit etwas Glück sieht man unterwegs ein paar Edelweiss. Auf dem Rückweg lockt der Fichtenwald Scatlè hinter dem Picknickplatz Chischarolas. Er ist der höchstgelegene Urwald der Schweiz. Seit je liess man den Wald allein, die Fichten sind bis zu 30 Meter hoch und 600 Jahre alt.
Anreise: Mit der RhB bis Tavanasa. Postauto nach Breil/Brigels.
Route: Beschilderter Rundwanderweg nach Chischarolas – Rubi Sut – Taleingang Val Frisal – Alp Nova (nicht Alp Nova Sura!) – Chischarolas – Brigels. Marschzeit drei bis vier Stunden plus individuelle Erkundung des Val Frisal (keine markierten Wege). Gut 600 Höhenmeter hinauf und hinab. Wer die Sesselbahn Brigels–Crest Falla benützt, spart 300 Höhenmeter, aber nur wenig Marschzeit.
Verpflegung: Restaurants nur am Start und Ziel in Brigels, aber toller Picknickplatz mit Feuer- und Badestelle bei Chischarolas.