Kranke Kinder kommen in die Schule, weil ihre Eltern das Corona-Virus nicht so ernst nehmen oder nicht wissen, wie sie sie betreuen sollen. Primarschüler teilen den Znüni, obwohl sie das nicht dürfen. Ganze Klassen sind in Quarantäne. Zwölfjährige müssen den ganzen Tag Maske tragen. Viele Lehrpersonen sind entweder krank oder müssen ebenfalls in Quarantäne. Viele Lektionen fallen aus. Im Turnunterricht ist kaum noch etwas erlaubt, manche Gymischüler machen Quartierspaziergänge, statt in der Turnhalle zu schwitzen. In den Klassenzimmern ist es sehr kalt, weil dauernd gelüftet werden muss. Skilager sind gestrichen, ebenso Ausflüge, Schulreisen oder Theaterbesuche. Normaler Unterricht ist anders.

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«Die Schule ist stark gefordert», sagt denn auch Dagmar Rösler, die höchste Lehrerin der Schweiz. «Das System stösst an seine Grenze», schiebt die Präsidentin des Dachverbands Schweizer Lehrerinnen und Lehrer nach. Für viele Schulleitungen sei es schwierig, geeignete Ersatzlehrpersonen für die fehlenden Lehrer und Lehrerinnen zu finden. «Es geht darum, die Qualität aufrecht zu erhalten», so Rösler. Das sei auch eine Imageangelegenheit.

Sie findet es zwar richtig, dass alles unternommen wird, um Schulschliessungen zu vermeiden. Eine niederländische Studie zeigte kürzlich auf, wie wenig Primarschüler im Lockdown lernten. Die Daten sind gemäss der Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm in etwa auf die Schweiz übertragbar.

«Jüngere Kinder brauchen die reale Klassenzimmersituation.»

Dagmar Rösler, Dachverband Lehrerinnen und Lehrer

Rösler ist aber erstaunt darüber, wie oft die Anliegen der Lehrerschaft belächelt werden. Zuletzt beispielsweise die Forderung nach besseren Lüftungssystemen in den Klassenzimmern (mehr zum Thema im nächsten Beobachter vom 4. Dezember). Hybridunterricht, die Mischung aus Online- und Präsenzunterricht, findet sie auf höheren Stufen, im Gymnasium oder an den Berufsschulen, eine gute Alternative. «In Primarschulen funktioniert das aber nicht – jüngere Kinder brauchen die reale Klassenzimmersituation.»

Sie sei auch am Ende ihres Lateins, wie es weitergehen solle, wenn sich die Pandemie-Situation nochmals verschärfen sollte. «Wichtig ist, dass sich alle an die geltenden Regeln halten – kranke Kinder und Lehrpersonen müssen zu Hause bleiben», sagt sie. Überlegenswert wäre eventuell eine flächendeckende Testung in den Schulen, wie es nun beispielsweise in Österreich gemacht wird.

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Birthe Homann, Redaktorin
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