Tödliche Gefahren im Katzen-Haushalt
Im Haushalt lauern allerlei Gefahren für Katzen. Gerade Jungtiere entwickeln bisweilen eine erschreckende suizidale Kreativität.
Veröffentlicht am 5. April 2013 - 18:00 Uhr
Ich hörte ein leises Zischen, drehte mich um und sah gerade noch, wie sein weisses Hinterteil über das Balkongeländer im Nichts verschwand. Fassungslos starrte ich auf das zerfetzte Katzennetz und wähnte meinen Kater Omar vier Stockwerke tiefer zerschmettert auf der Strasse liegend. Gerade als ich mich aus der Schockstarre lösen und hinunterschauen wollte, sah ich zwei Pfoten auf dem Geländer und kurz darauf erschien Omars Gesicht: Die Augen schreckgeweitet und in der Schnauze festgeklemmt der erste selbstgefangene Spatz seines Lebens.
Kein Strassenverkehr, keine Revierkämpfe mit anderen Katzen, keine fiesen Tierquäler: Viele Besitzer reiner Wohnungskatzen glauben ihre Tiere in absoluter Sicherheit – zu Unrecht. Ungesicherte Balkone, heisse Herdplatten, giftige Pflanzen und vieles mehr können zu tödlichen Fallen für die neugierigen Raubtierchen werden. Ein Überblick, was vor allem unerfahrene Katzenhalter bedenken sollten:
Offene Fenster, ungesicherte Balkone
Tatsächlich können Katzen sehr geschickt balancieren, auch auf noch so halsbrecherisch schmalen Balkongeländern – bis: «Oh, ein Vogel!» Und schon sind die Vorsicht vergessen und das Gleichgewicht verloren. Die möglichen Folgen eines Sturzes sind je nach Höhe klar – und nein: Katzen fallen nicht immer auf die Pfoten. Doch sogar wenn die Katze den Sturz unverletzt übersteht, besteht die Gefahr, dass sie panisch reagiert und auf Nimmerwiedersehen wegrennt.
Sowohl für Fenster als auch für Balkone gibt es spezielle Netze, die Ihre Katze vor einem Sturz bewahren. Und vergessen Sie nicht: Kontrollieren Sie die Netzinstallation regelmässig auf ihre Stabilität.
Kippfenster
Durch das gekippte Fenster erhascht die Katze einen Hauch der grossen weiten Welt – und kann womöglich dem Lockruf der Freiheit nicht widerstehen. Beim Versuch durch den Spalt hinaus zu gelangen, kann sie jedoch leicht in den nach unten enger werdenden Spalt rutschen und sich kläglich festklemmen. Innere Verletzungen, Lähmungen und ein qualvoller Tod können die Folgen sein.
Der Tierfachhandel bietet Sicherungen für Kippfenster an, die zum Schutz der Katze in den Spalt eingesetzt werden können.
Offene Toilettendeckel, Badewanne
Viele Katzen verstehen offene Toiletten als Einladung, ihre triebhafte Neugierde auszuleben: Da kann man so schön reingucken und sich im Wasser spiegeln. Das muss die Katze sich natürlich genauer anschauen, sie springt also auf den Toilettenrand, hält den Kopf in die Schüssel – und schon rutscht sie aus und hängt kopfvoran im Klo. In Panik findet sie am glatten Porzellan keinen Halt und ertrinkt schlimmstenfalls jämmerlich.
Ähnlich gefährlich sind volle Badewannen: Katzen können zwar zur Not schwimmen, aber auch am Badewannenwand findet sie keinen Halt und kann ertrinken.
Toilettendeckel also geschlossen halten und beim Badewasser Einlassen die Tür schliessen.
Waschmaschinen, Wäschetrockner
Waschmaschinen oder Wäschetrockner sind für Katzen spannende Miniuniversen: Wenn die Türen zum Auslüften offen stehen, können viele Katzen gar nicht anders als in die Geräte zu krabbeln – einige Katzen schlafen sogar gerne darin. Wird das beim Befüllen nicht bemerkt und das Gerät eingeschaltet, hat das für die Katze ausgesprochen fatale Folgen.
Kontrollieren Sie darum bitte vor Benutzung immer, ob die Geräte auch wirklich gerade unbewohnt sind!
Heisse Herdplatten
Eigentlich haben Katzen auf der Küchenanrichte und auf dem Herd nichts verloren – typisch für Katzen ist allerdings, dass sie sich um Verbote gern foutieren, was in diesem Fall bei eingeschalteten oder noch heissen Herdplatten zu schlimmen Verbrennungen führen kann. Auch Töpfe mit heissem Wasser können zu schrecklichen Verletzungen oder gar zum Tod führen, wenn die Katze etwa den Topf vom Herd reisst und sich mit dem heissen Wasser übergiesst.
Am besten hält man die Katzen während des Kochens von der Küche fern und deckt anschliessend die noch heissen Platten ab. Achten Sie auch darauf, dass der Griff der Pfanne nicht über den Herd hinausragt, damit die Katze ihn nicht als Spieleinladung missverstehen kann.
Offenes Feuer
Brennende Kerzen oder ein Kaminfeuer können der Katze im wahrsten Sinne brandgefährlich werden. Wenn sie zu dicht herangeht, kann sie sich versengen – und womöglich wirft sie im Schreck noch die Kerze um und schon brennt die Wohnung lichterloh. Darum sollte offenes Feuer nie ohne Aufsicht gelassen werden.
Giftige Pflanzen
Obwohl Katzen Karnivoren - also reine Fleischfresser - sind, knabbern die meisten ab und an gern auch Grünzeug an. Da Wohnungskatzen selten Zugang zu freiwachsendem Gras haben, nehmen sie alternativ Vorlieb mit Zimmerpflanzen oder Blumensträussen – was tödlich ausgehen kann, da viele beliebte Topfpflanzen und Schnittblumen giftig sind. Je nach Art des Giftes und Menge der gefressenen Pflanzenteile kann es zu den verschiedensten Vergiftungssymptomen von Durchfall und Erbrechen über Lähmungserscheinungen bis hin zum Tod kommen.
Einige besonders gefährliche Giftpflanzen sind:
- Amaryllis
- Azalee
- Dieffenbachie
- Efeu
- Gummibaum
- Hyazinthe
- Lilien
- Maiglöckchen
- Narzissen
- Weihnachtsstern
In der Giftpflanzendatenbank der Uni Zürich kann man prüfen, ob eine Pflanze als giftig aufgeführt ist. Es findet sich dort auch eine Liste ungefährlicher Pflanzen.
Eine weitere Gefahr sind Schnittblumenwasser oder überschüssiges Giesswasser, das sich in Topfuntersetzern sammelt. Katzen trinken gerne von diesem Wasser und können sich dabei vergiften, wenn es Düngemittel oder andere Chemikalien enthält.
Wenn den Katzen ungiftiges Katzengras zur Verfügung steht, ist die Wahrscheinlichkeit etwas kleiner, dass sie sich an Blumen oder Topfpflanzen bedienen – aber ausgeschlossen ist es nicht.
Putzmittel, Chemikalien und Medikamente
Um Vergiftungen vorzubeugen, sind Putzmittel und Chemikalien für Katzen unerreichbar, am besten gut verschlossen aufzubewahren. Achten Sie auch darauf, dass Ihre Katze den Eimer mit Putzwasser nicht als Trinknapf missversteht.
Lebensgefährlich sind auch Medikamente, die unverpackt herumliegen. Etwa Acetylsalizylsäure, die zum Beispiel in Aspirin enthalten ist.
Teebaumöl, ätherische Öle
Noch immer findet man im Internet den Tipp, Teebaumöl aus Mittel zur Flohbekämpfung einzusetzen oder als Erziehungsmassnahme gegen Markieren zu verwenden. Tun Sie das um Gottes Willen nicht! Durch den Gehalt an Terpenen und Phenolen ist Teebaumöl für Katzen hochgiftig. Ebenso viele andere ätherische Öle. Folgen einer solchen Vergiftung sind Taumeln, Zittern, Unruhe und Schwäche bis hin zu Koma. Bei solchen Symptomen zählt jede Minute und die Katze gehört sofort zum Tierarzt.
Schokolade
Schon kleine Mengen an Schokolade können wegen des im Kakao enthaltenen Stoffes Theobromin für Katzen (und Hunde) stark toxisch wirken.
Herumliegender Krimskrams
Viele Katzen haben den Tick, auf kleinen Gegenständen wie Reissnägeln, Gummiringen und Ähnlichem herumzukauen. Dabei kann es passieren, dass sie diese verschluckt, was zu inneren Verletzungen führen kann. Achten Sie auch beim Kauf von Spielzeugmäusen darauf, dass diese keine Augen und Nasen aus Plastik haben – beziehungsweise entfernen Sie die Plastikteile, bevor Sie das Spielzeug Ihrer Katze überlassen.
Langjährige Katzenhalter wissen in der Regel, dass die kätzische Phantasie in Bezug auf die Herstellung von Lebensgefahr schier grenzenlos ist – und werden doch immer wieder vom Einfallsreichtum der kleinen Spinner überrascht. Beugen Sie vor und ersparen Sie sich und vor allem Ihrer Katze solche Erfahrungen.
Warnung vor Swiffer-Tüchern: ein Hoax
Bereits seit Jahren kursiert im Internet die Warnung, Haustiere – insbesondere Hunde – seien durch Reinigungstücher der Marke Swiffer gefährdet. Es wird behauptet, die als «Swiffer Wet» vertriebenen feuchten Bodenreinigungstücher seien für Haustiere giftig und das Abschlecken des damit gereinigten Bodens könne zum Tod durch Organversagen führen. Wesentliche Inhaltsstoffe sollen giftigen Frostschutzmitteln sehr ähnlich sein. Lesen Sie hier den Originaltext.
Die Technische Universität Berlin (TU-Berlin) sammelt seit Jahren solche «urban legends» und schreibt zur immer wieder auftauchenden Swiffer-Warnung: «Dies ist ein Hoax, eine Falschmeldung. Bitte verbreiten Sie den Text nicht weiter.» Lesen Sie mehr dazu bei der TU-Berlin: Hoax-Liste
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