Der Beobachter fordert: Reiner Tisch bei Zwangsarbeit
Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen wurden von Privatfirmen ausgenutzt. Trotz Verbot auch nach 1941 noch. Das dunkle Kapitel gehört in mindestens fünf Bereichen ausgeleuchtet.
Zwangsarbeit für Privatunternehmen aufarbeiten
Die Aufarbeitung steckt in den Kinderschuhen. Die Klosterarchive in Ingenbohl SZ oder Menzingen ZG, wo mutmasslich Unterlagen zu problematischen Fabrikheimen lagern, sollen ausgewertet werden. Städte wie Zürich müssen die Akten der Fürsorgeinspektorate erforschen. Dies alles gehört ausgeleuchtet, solange Betroffene noch leben.
Betroffenen die Aufenthaltskosten erstatten
Oft mussten Eltern für den Aufenthalt ihrer fremdplatzierten Kinder in Erziehungsanstalten und Heimen bezahlen. Oder die Behörden zogen die Kosten der Internierung direkt dem Lohn der entrechteten Kinder ab. Dieses Geld muss den Betroffenen oder ihren Angehörigen mit Zinsen zurückerstattet werden.
Abgeltung und Entschuldigung sind zwingend
Zwangsarbeit gehört finanziell entschädigt. Arbeitgeber, die Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen beschäftigten, profitierten davon, dass sich die Betroffenen nicht wehren konnten. Die Rendite aus der Entrechtung floss den Firmen in Form tieferer Lohnkosten zu. Nachfolgefirmen oder Erben sollen sich entschuldigen.
Die Zwangsarbeit gehört in die Schulbücher
Die Geschichte der fürsorgerischen Zwangsmassnahmen gehört nicht nur ins «Schweizer Geschichtsbuch» für Gymnasien, sondern auch in die Sekundarschul-Lehrmittel. Das Thema Zwangsarbeit für Privatfirmen darf nicht fehlen. Das Landesmuseum muss dieses Kapitel in der Dauerausstellung «Geschichte Schweiz» zeigen.
Das Kunsthaus Zürich ist in der Pflicht
Das grösste Schweizer Kunstmuseum muss im Dokumentationsraum zur Sammlung Emil Bührle die Zwangsarbeit für Emil Bührle beleuchten. Dass der reichste Schweizer dank dem fürsorgerischen Zwangssystem seinen Gewinn maximieren konnte, gehört zum Kontext der Sammlung, die im frisch eröffneten Erweiterungsbau ausgestellt ist.
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5 Kommentare
Ich wollte meine Akten vom Staatsarchiv Luzern. Antwort: Es sei nur eine nichtssagende Karteikarte vorhanden. Dies war alles, was ich zugestellt erhielt. - Wo sind diese Akten hin?
Zwangsarbeit früher in der Schweiz, Ausbeutung von Menschen, Diebstahl bei andern Menschen aus egoistischer Habgier (2.Weltkrieg - Nazizeit - Schweizer Naziunterstützer - Ausbeutung von Flüchtlingen - Schweizer Vergangenheit....)....
Und wie sieht die Schweiz heute aus?
Profitgier um "fast" jeden Preis....
Schweizer Volks-Politik 2021?
Volksausbeuterisches "Gesundheits-Un-Wesen" (habgierige ProfiteureInnen, BAG, Gesundheits-Direktoren-Konferenz (?), ParlamentarierInnen, politische Parteien,....= Lobbyismus, Vetternwirtschaft - aus Habgier!!!
Schweizer Weltwirtschafts-Politik und weltweite "Konzern-Verantwortungslosigkeit"aus egoistischer, skrupelloser Habgier!!!
Was hat sich konkret verbessert in der Schweiz??
Ist doch heute noch so, man denke an all die geschützten Werkstätten von Heimen und Institutionen für IV-Rentner. Über eine Million Menschen mit Einschränkungen gibt es in der Schweiz, eine Lobby im Bundeshaus bzw. in unserem Parlament haben sie bis heute keine, höchstens irgendwelche Aristokraten bürgerlicher Parteien, die mit dem Rotstift, über ihre Köpfe hinweg alles kaputt sparen. Es ist eine Schande und eine Frechheit was in einem der reichsten Länder dieser Erde heute noch jeden Tag auf's Neue stattfindet.
So traurig das für die Betroffenen war, das ist nun schon 80 Jahre her und Keiner / Keine der Betroffenen lebt noch.
Warum den 'alten Dreck' noch einmal an die Öffentlichkeit ziehen, das nützt Niemanden mehr.
Lieber ein aktuelles Problem / Missstand angehen wo man etwas bewegen kann.
1968 sind 54 Jahre her. Hätte man nicht besser früher reagiert? Aber auf die lange Bank schieben, verheimlichen, das funktioniert in der Schweiz immer.