Der Zürcher Stadtrat wird die Zwangsarbeit für Emil Bührle historisch aufarbeiten. Das schreibt der Stadtrat in seiner Antwort auf einen Vorstoss im Gemeindeparlament. Dieser hatte verlangt, dass Zürich die Rolle der eigenen Fürsorgebehörden «im Zusammenhang mit dem Waffenfabrikanten Emil G. Bührle und dem Marienheim» untersucht. Die Mädchen dieses Heims mussten in einer Toggenburger Bührle-Spinnerei arbeiten, wie der Beobachter berichtete Ein weiteres dunkles Kapitel der Schweizer Geschichte Zwangsarbeit für Emil Bührle .

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«Die historische Aufarbeitung soll deutlich mehr als die Geschichte der Mädchenheime umfassen», schreibt der Zürcher Stadtrat. Im Fokus könne unter anderem das «Zusammenspiel» von «öffentlichen und privaten Verantwortungen» sein. Also etwa die Zusammenarbeit der Zürcher Fürsorge mit der Schweizer Industrie.

Der Stadtrat will den entsprechenden Forschungsauftrag extern ausschreiben. Die Opfer sollen «ein Teil eines Forschungsprojekts werden und dieses mitgestalten». Dem Stadtrat sei es wichtig, «Lehren für heute» aus den Forschungsergebnissen zu ziehen. 

Wann der Forschungsauftrag starten soll, sagt das zuständige Sozialdepartement nicht. Zuerst müsse das Gemeindeparlament darüber befinden. Die Debatte wird frühestens Ende März stattfinden.

Die heute 86 Jahre alte Elfriede Steiger, die als junge Frau in Bührles Spinnerei in Dietfurt SG arbeiten musste, hofft, dass dieses Projekt möglichst schnell angegangen wird. «Wir Betroffenen müssen zwingend präzise befragt werden. In den Akten haben die Behörden vieles verschleiert, um ihr hartes Vorgehen zu rechtfertigen.» Die Stadt solle sich bei den noch lebenden Opfern respektvoll entschuldigen und echte Entschädigungszahlungen aufgleisen. Elfriede Steiger war 1954 als 18-jährige Zürcherin durch das städtische Fürsorge-Inspektorat 2 in der Bührle-Spinnerei interniert worden. In der Akte, die im Zürcher Stadtarchiv liegt, gibt die Beamtin als Begründung unter anderem an: «Mädchen hat sehr harten Kopf, lässt sich nichts sagen, ist sehr gefährdet. […]» 

Im Kanton St. Gallen wird das Heim der Toggenburger Bührle-Fabrik ebenfalls zum Thema. SP-Kantonsrätin Bettina Surber will per Vorstoss von der Regierung wissen, ob der Kanton St. Gallen seine Aufsichtspflicht gegenüber dem Heim genügend wahrgenommen hat. Darüber berichtete zuerst das Ostschweizer Magazin «Saiten».

Es stelle sich die Frage, warum die Heimunterbringungen möglich waren, «obwohl damit das geltende Verbot der Zwangsarbeit umgangen wurde». Kantonsrätin Surber fragt, ob die Regierung bereit sei, das «traurige Kapitel von behördlich verordnetem und/oder toleriertem Unrecht aufzuarbeiten und Möglichkeiten zur Wiedergutmachung zu prüfen».

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