Übersicht: Um diese Fragen gehts
1. Gibt es in der Schweiz eine Winterreifenpflicht?
In der Schweiz gibt es lediglich eine gesetzliche Bestimmung, dass die Reifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter haben müssen. Ansonsten gibt es keine Vorschriften zur Bereifung des Fahrzeugs.
Trotzdem können laut Schweizer Strassenverkehrsgesetz Lenkerinnen und Fahrzeughalter im Schadenfall belangt werden. Etwa, wenn sie es versäumen, das Fahrzeug so zu unterhalten, dass es für Fahrzeuginsassen und andere Verkehrsteilnehmende keine Gefahr darstellt.
Sommerreifen enthalten weniger gummiartigen Naturkautschuk und werden bei niedrigeren Temperaturen steifer. Sie verlieren an Haftung und können beim Anfahren durchdrehen oder beim Bremsen rutschen und sind deswegen für winterliche Verhältnisse nicht geeignet.
Man könnte im Fall eines Unfalls gebüsst werden, weil das Fahrzeug in einem nicht betriebssicheren Zustand ist. Was ein Auto sicher macht, lesen Sie in der Checkliste unten.
2. Zahle ich bei einem Unfall mit Sommerreifen im Winter?
Kommt es zu einem Unfall, weil man im Winter mit Sommerpneus gefahren ist, muss man damit rechnen, dass die Versicherung von Anfang an die Leistung kürzt oder dass es im Nachhinein zu einem Regress kommt, sie also Geld zurückfordert.
Ausserdem riskiert man eine Busse oder gar einen Führerausweisentzug wegen nicht betriebssicheren Zustands des Fahrzeugs. Über das Ausmass der Bestrafung entscheidet die zuständige Behörde aufgrund des Polizeirapports.
3. Wann sollte man Winterreifen montieren?
«Von O bis O» lautet gemäss dem TCS die Faustregel beim Reifenwechsel: Man soll von Oktober bis Ostern mit Winterpneus fahren. Die übrige Zeit mit Sommerpneus.
Diese Regel ist allerdings nicht in Stein gemeisselt. Der optimale Zeitpunkt variiert je nach Region. Wohnt man in den Bergen, empfiehlt der TCS, die Winterreifen früher montieren zu lassen und im Frühling je nach Witterung länger damit zu fahren.
Alternativ kann man sich auch am Wetter orientieren: Bei Temperaturen unter sieben Grad sollte man laut dem Reifen-Verband der Schweiz bereits Winterreifen anbringen.
4. Kann ich mir mit Ganzjahresreifen das ewige Wechseln ersparen?
Grundsätzlich ja. Sie sind zwar kostengünstiger, da aber in der Schweiz sehr unterschiedliche Wetterbedingungen herrschen, sind Allwetter- oder Ganzjahresreifen auch nur eine Kompromisslösung.
Es wird daher trotzdem empfohlen, Sommer- und Winterreifen zu kaufen. Fahren Sie also nur mit Ganzjahresreifen, wenn Sie je nach Wettersituation aufs Auto verzichten können.
5. Kann man das ganze Jahr mit Winterreifen fahren?
In der Schweiz ist es nicht verboten, zu jeder Jahreszeit mit Winterreifen zu fahren.
Empfehlenswert ist es trotzdem nicht: Unter anderem haben Winterreifen bei höheren Temperaturen einen längeren Bremsweg und sind deshalb unsicherer.
Kommt es zu einem Unfall, kann die Versicherung entscheiden, weniger für den Schaden zu zahlen (siehe Punkt 2).
6. Was kann bei einem Reifenwechsel verrechnet werden?
Beim Komplettradwechsel werden vier oder zumindest zwei Räder ausgewuchtet. Dazu sind Auswuchtgewichte nötig. Diese können als Kleinteile verrechnet werden.
Oft wird dabei auch das Gummiventil ersetzt. Die Gummiventile erscheinen je nach Garagist als Ersatzteile auf der Rechnung oder werden pauschal mit dem Kleinteilebeitrag berücksichtigt oder sind beim Reifenwechsel einkalkuliert.
Müssen die alten Reifen entsorgt werden, fallen dabei ebenfalls Kosten an.
Tipp: Der TCS hat diverse Winterreifen getestet. Eine Übersicht finden Sie hier.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde erstmals am 2.10.2023 publiziert und nun aktualisiert. (1.10.2024)
Wann sind Schneeketten ein Muss? Welche Ausrüstung sollte beim Auto nicht fehlen? Lesen Sie mehr dazu in der Checkliste «Sichere Autofahrt».
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2 Kommentare
Steigen im Winter tagsüber die Temperaturen über 7 Grad Celsius, was immer häufiger der Fall ist, hätten Sommerreifen einen kürzeren Bremsweg und ein Unfall hätte vermieden werden können. Mit Winterreifen in der gleichen Situation „krachts“ und die Versicherung würde trotz „unangemessener“ Bereifung zahlen! Sich mit einer Versicherung wegen „falscher“ Bereifung juristisch zu streiten wird teuer sein als ein Satz zusätzlicher Reifen. Wer die Reifen selber wechselt, kann sich mit dem eingespartem Geld für 4 x Reifenwechsel einen Satz neue Reifen sparen. Muss dann aber auch die Verantwortung für den betriebssicheren Zustand seines Fahrzeuges übernehmen - was ja sowieso immer der Fall ist!
Die Länge des Bremsweges ist von der Gummimischung des Reifens abhängig, egal ob Winter- oder Sommerreifen. Je nach Temperaturbedinungen kann man im Herbst tagsüber mit einem Sommerreifen einen kürzeren Bremsweg haben als mit einem Winterreifen und so "versicherungstechnisch" einen Unfall vermeiden. Natürlich spielen dabei das Alter und die Profiltiefe des Reifens eine zusätzliche Rolle. Den "richtigen" Reifen für die entsprechenden Witterungsverhältnisse montiert zu habe ist für den Fahrzeuglenker schlichtweg nicht überprüfbar. Bei Ganzjahresreifen hat man im Vergleich zu Sommer- oder Winterreifen immer einen längeren Bremsweg!Dessen sollte sich der "kostenbewusste" Fahrer bewusst sein. Ein Schaden kann oft teuerer sein als ein Satz "optimierter" Reifen!
Fazit: sinken die Temperaturen unter 7 °C (Empfehlung CH-Reifenverband) und man hat keine Winterreifen montiert müsste man das Fahrzeug stehen lassen (das Fahrzeug ist ja dann in einen nicht betriebssicheren Zustand). Ob sich das im Schadenfall in der Übergangszeit bei wechselnden Tagestemperaturen auch juristisch durchsetzen lässt ist fraglich! Eine Tagesdurchschnittstemperatur lässt sich ja erst rückwirkend festlegen.