Keine Kulanz trotz Krebsdiagnose
Eine Siebenjährige kann wegen Leukämie nicht in die Ferien. Die TCS-Versicherung erstattet nur gut einen Drittel.
Veröffentlicht am 17. Januar 2019 - 14:03 Uhr,
aktualisiert am 17. Januar 2019 - 14:04 Uhr
Familie Anderes aus Berikon AG freute sich auf die Ferienwoche auf dem Campingplatz in Sarnen OW. Doch mitten in den Vorbereitungen kam ein Schicksalsschlag: Bei der siebenjährigen Rosalie diagnostizierten die Ärzte Leukämie. Sofort begannen sie mit der Behandlung.
«Die Hiobsbotschaft stellte unser Leben völlig auf den Kopf», sagt Roland Anderes. Er und seine Frau seien in der ersten Zeit mit Rosalie praktisch rund um die Uhr im Spital gewesen. Für das zweite Kind mussten sie Betreuung organisieren, mit dem Arbeitgeber Abwesenheiten verhandeln . Als alles wieder einigermassen in geordneten Bahnen verlief, kümmerten sie sich um die Absage der Campingferien. Die Ärzte hatten von der Reise dringend abgeraten.
Der Reiseveranstalter zeigte für die Situation kein Verständnis und verweigerte die Annullation , weil die Meldung zu spät erfolgt sei. Familie Anderes meldete den Schaden ihrer TCS-Reiseversicherung. Schon das sei extrem mühsam gewesen, sagt Roland Anderes. «Wir mussten ein fast zehnseitiges Dossier nachreichen, darunter den Spitalbericht und ein Arztzeugnis, das Rosalies Reiseunfähigkeit bestätigte.» Der Bescheid, nach mehreren Wochen, sei ein neuerlicher Tiefpunkt gewesen. Die TCS-Versicherung erstattete nur 293 statt 800 Franken.
«Familie Anderes hat ab Behandlungsstart ihrer Tochter 44 Tage zugewartet. Wegen dieser sehr späten Annullierung übernahm der TCS vertragsgemäss die geschuldeten 30 Prozent», sagt TCS-Sprecher Daniel Graf. Das Einfordern von Originaldokumenten und Unterlagen entspreche der normalen Praxis. Im Sinne einer Gleichbehandlung aller Mitglieder sei dieser Fall korrekt abgehandelt worden.
Die Familie Anderes überzeugt das nicht. «Es geht uns nicht um den Betrag. Aber der negative Bescheid hat uns total vor den Kopf gestossen», sagt Roland Anderes. Der TCS lasse völlig ausser Acht, dass kein normaler Mensch nach einer solchen Hiobsbotschaft zuerst daran denke, Ferien zu stornieren. «Wir hätten nie vermutet, dass die Versicherung so kleinlich reagiert», so Anderes. Das Wichtigste aber sei: «Unsere Tochter ist auf dem Weg zur Genesung.»
Wer einen längeren Auslandaufenthalt plant oder öfters im Jahr verreist, wird sich unweigerlich mit der Frage beschäftigen, welche Reiseversicherungen man braucht. Mitglieder des Beobachters erfahren, ob sich eine Annullierungskostenversicherung lohnt und was durch den ETI-Schutzbrief gedeckt ist.