Sandra Graf heisst in Wirklichkeit anders.

Meine Person:

Ich bin 38 und arbeite Teilzeit als HR-Assistentin in einer Medizintechnikfirma. Nach der Handelsmittelschule bin ich von einer Stelle zur nächsten gehüpft, meist unfreiwillig. Von Bern über Zürich bis nach Graubünden haben mich meine Jobs geführt – richtig gepasst hat es nirgends. Dass meine Krankheit einen Namen hat, wusste ich damals nicht. Vor fast zehn Jahren erhielt ich die Diagnose Wahrnehmungsstörung. Die IV unterstützte mich anfangs mit einer Teilrente und seit zwei Jahren mit einer ganzen Rente. Heute arbeite ich jeden Morgen vier Stunden, das gibt mir Stabilität. 

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Einnahmen:

Pro Monat gehen 3700 Franken auf meinem Konto ein. Von meiner Arbeitgeberin erhalte ich monatlich 1390 Franken Lohn. Mein Lohn ist tiefer angesetzt, weil meine Leistungsfähigkeit wegen meiner Krankheit reduziert ist. Die IV-Rente beträgt 1170 Franken pro Monat. Dazu erhalte ich jeden Monat 1140 Franken aus meiner freiwilligen Lebensversicherung.

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Ausgaben:

Wohnen: Der Liebe wegen bin ich vor zehn Jahren in den Kanton Schwyz gezogen. Ich wohne alleine in einer Zweizimmerwohnung mit kleinem Gartensitzplatz. Das Haus wurde in den Siebzigerjahren gebaut und im letzten Jahr renoviert. Die Miete beträgt 1470 Franken. Dazu kommen monatlich Nebenkosten von 300 Franken. Die Hausrat- und die Privathaftpflichtversicherung kosten mich im Jahr 250 Franken.

Telefon, Internet und Abos: Für Telefon und Internet gebe ich monatlich 70 Franken aus. Dazu kommen 35 Franken für Abos, zum Beispiel: Adobe Reader, CCleaner, Microsoft-Office-Programme und Google Photos. Ich benutze die Programme auch privat, damit ich in meinem Job effizienter bin. Auch als IV-Bezügerin zahle ich jährlich 335 Franken Serafe-Gebühr, obwohl ich keinen Fernseher habe.

Gesundheit: Ich habe die tiefstmögliche Franchise von 300 Franken und zahle jeden Monat 420 Franken für die Krankenkasse (Grund- und Zusatzversicherung). Mein Verhütungsstäbchen kostet mich zudem alle drei Jahre 450 Franken. 

Mobilität: Ich habe weder ein Auto noch ein Velo. Ich pendle dreimal pro Woche in den Kanton Zug. Meine Psychologin ist in Zürich. Seit mehreren Jahren habe ich ein Generalabonnement für den öffentlichen Verkehr. Das gibt mir ein Gefühl der Freiheit. Dank dem reduzierten Preis für IV-Bezügerinnen von 2600 Franken kann ich mir das auch leisten.

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Haushalt: Ich versuche günstig einzukaufen und informiere mich deshalb im Vorfeld über die Wochenaktionen. So inspiriere ich mich, was ich am Folgetag koche. Ich kaufe fast nur M-Budget oder Prix-Garantie-Produkte oder schaue, was sonst heruntergesetzt ist, zum Beispiel Lebensmittel, die bald ablaufen. Für Lebensmittel gebe ich pro Monat 500 Franken aus. Ich esse maximal zweimal pro Woche Fleisch. Kosmetikprodukte kaufe ich bei Aldi oder Lidl. Alkohol trinke ich nur an Weihnachten oder an Geburtstagen. Eigentlich habe ich das Rauchen hinter mir gelassen. Weil mein Freund raucht, reizt es mich manchmal aber auch, dann brauche ich einen Nikotinkaugummi. 

Verpflegung ausser Haus: Dreimal pro Woche esse ich im Büro. Meistens hole ich mir in der Bäckerei ein Sandwich. Das kostet mich pro Monat ungefähr 150 Franken. Dazu kommen 20 Franken für den Kaffee zum Mitnehmen. Ab und zu kaufe ich mir mein Znacht über die «Too Good To Go»-App. Da gibt es Lebensmittel, die reduziert angeboten werden, weil sie sonst weggeworfen werden müssten. Dafür gebe ich nochmals 30 Franken pro Monat aus. So muss ich nicht jeden Tag kochen und kann mir günstig ein Abendessen gönnen. Ansonsten esse ich nur sehr selten auswärts. Zum Beispiel, wenn mich meine Eltern aus Graubünden besuchen.

Kleidung: Meine Cousine gibt mir ab und zu Klamotten weiter. Ich stöbere gerne durchs Brockenhaus oder kaufe online bei Bonprix. Ich kaufe mir im Schnitt drei T-Shirts, zwei Pullover und ein Paar Schuhe pro Jahr. Mein letzter Kauf: Trekkingschuhe für 90 Franken von Feldluft.de. Klamotten und Schuhe müssen für mich primär praktisch sein. Das heisst: multifunktional. Und sie sollen mich im besten Fall gegen die Sonne schützen. Der Stylefaktor ist für mich Beigemüse. Wenn ich das Geld dazu habe, kaufe ich, was ich brauche. Dafür gebe ich 300 Franken pro Jahr aus.  

Freizeit: Ich spiele Klavier und bringe mir gern zu Hause neue Songs bei. Weil Klavierstunden teuer sind, benutze ich lieber die Lern-App Simply Piano. Das kostet mich jährlich 110 Franken. Ich gönne mir zwei- bis dreimal pro Jahr ein Konzert, eine Theateraufführung oder einen Museumseintritt. Im Schnitt kostet mich das 50 Franken. Das heisst: Pro Jahr gebe ich rund 150 Franken dafür aus. Sport ist mir wichtig. Fitnessstudios sind mir zu teuer. Wenn es das Wetter zulässt, drehe ich eine Runde auf dem Vitaparcours. Das ist gratis. Bei schlechtem Wetter mache ich mit der Fitify-App Fitnessübungen zu Hause. Ein Jahresabo kostet rund 70 Franken. 

Ferien: Aufgewachsen bin ich im Naturparadies Graubünden. In den Ferien zieht es mich entweder in meine alte Heimat oder ich geniesse die Ferien in den eigenen vier Wänden. So kann ich am besten abschalten und mich erholen. Das eine oder andere Mal habe ich ein paar Tage in Luzern verbracht und auf die Büsis meiner Freundin aufgepasst. Das war ein schönes Feriengefühl. Alle vier bis fünf Jahre gönne ich mir ein paar Nächte in Deutschland oder Italien. Rund 325 Franken pro Jahr kalkuliere ich mir dafür ein. 

Altersvorsorge: Leider ist es nicht möglich, in die Pensionskasse meines Arbeitgebers aufgenommen zu werden. Dafür sind mein Pensum und mein Lohn zu tief. Für die dritte Säule reicht das Geld nicht.

Steuern: Letztes Jahr habe ich 3750 Franken Steuern bezahlt, also praktisch die Einkünfte eines ganzen Monats.

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Spenden: Obwohl ich wenig Geld habe, ist es mir wichtig, auch etwas zu geben. Ich spende im Jahr etwa 270 Franken an diverse Hilfsorganisationen, zum Beispiel Schweizerische Herzstiftung (20 Franken), Schweizer Wanderwege (70 Franken), Quartierverein (20 Franken), Schweizer Alpen-Club (100 Franken), Rega (40 Franken) und Schweizerische Tiermeldezentrale (20 Franken). 

Sparen: Ich schaue von Monat zu Monat. Auf meinen zwei Sparkonten habe ich so 7000 Franken angespart. Von meiner Mutter habe ich gelernt, drei Monatsgehälter als Notgroschen zurückzulegen. Zum Beispiel für kaputte Haushaltsgeräte oder Arbeitsausfall. Wegen meiner früheren Krankentaggelder und einer Schenkung aus der Familie konnte ich mir ein solides finanzielles Polster aufbauen. 

Wie spüre ich die Inflation? 

Die Preise für Lebensmittel sind gestiegen, und auch das Generalabonnement für IV-Bezüger wurde teurer. Das fällt ins Gewicht. Als Konsequenz hole ich anstatt dreimal pro Woche nun allerhöchstens einmal einen Kaffee zum Mitnehmen. 

So fühle ich mich:

Ja, es ist knapp. Aber es gab Zeiten, da musste ich mich entscheiden, ob ich einen Kaffee am Kiosk kaufe oder mit dem Bus nach Hause fahre. Heute stehe ich auf eigenen Beinen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich habe. Mir fehlt es an nichts, und dafür bin ich dankbar. Mein einziger Wunsch: zwei eigene Büsis. Wer weiss, vielleicht kann ich mir das eines Tages leisten. 

Aufgezeichnet von Katrin Reichmuth

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 3. Januar 2024 veröffentlicht.

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