Tricks der Handy-Fallensteller
Das Handy ist eine wunderbare Sache – das finden auch Anbieter und einfallsreiche Geschäftemacher, die den Kunden viel Geld abknöpfen. Doch wer wachsam ist, kann sich schützen. Hier die fünf teuersten Fallen, in die Handybenutzer tappen können.
Veröffentlicht am 3. Juli 2009 - 15:25 Uhr
Wenn Alois Maier mit seinem Prepaid-Handy von Tele2 in der Schweiz telefoniert, kostet ihn das 19 Rappen pro Minute. Sitzt er aber im Ausland, bezahlt er für die gleiche Minute bis zu Fr. 27.40. Roaming, das Benützen eines ausländischen Mobilfunknetzes, ist noch immer extrem teuer und darum die Kostenfalle Nummer eins. Und der Gebührenzähler tickt auch dann, wenn man angerufen wird. Swisscom, Sunrise, Orange und Co. bieten verschiedene Zusatzabos (Optionen) an, um die Kosten zu senken. Diese lohnen sich wegen der Grundgebühr aber nur, wenn man mehr als bloss einen kurzen Anruf aus den Ferien machen will. Aufgepasst: Manche Anbieter unterscheiden nicht nur nach Land, sondern auch nach dem ausländischen Netz. So kostet für Tele2-Kunden eine Minute aus Berlin in die Schweiz zwischen Fr. 1.60 (mit T-Mobile), 1.72 (mit O2), 1.76 (mit D2-Vodafone) oder 1.98 (mit E-Plus). Um am günstigsten zu telefonieren, müssen Sie sich manuell auf das billigste Netz einwählen.
Tipps
- Kaufen Sie im Ferienland eine billige Prepaid-Karte. Sie haben dann allerdings für diese Zeit eine andere Telefonnummer. Oder nutzen Sie die guten alten Telefonkabinen.
- Deaktivieren Sie Ihre Combox, bevor Sie verreisen. Oder stellen Sie das Handy so ein, dass Anrufe automatisch auf die Combox umgeleitet werden. So entscheiden Sie selber, wen Sie zurückrufen wollen. Sehen Sie zu, dass Sie ausserhalb des Heimnetzes keine MMS empfangen können. Benützer von Blackberry oder iPhones lassen das Datenroaming (E-Mail-Empfang) sperren. Wie das geht, erfragen Sie beim Anbieter.
Noch immer hat die Mehrheit der Schweizer Handybenutzer ein Abo mit einer fixen Monatsgebühr – obwohl laut dem Vergleichsdienst Comparis die allermeisten mit einem vorausbezahlten (prepaid) Preismodell günstiger fahren würden. Ein Monatsabo lohnt sich nur für Leute, die sehr viel mit dem Handy telefonieren oder surfen. Der Nachteil von Prepaid-Angeboten: Ein neues Handy gibts nicht gratis oder stark verbilligt.
Tipp
Kündigen Sie das Abo auf Ende der Vertragsdauer. Wenn Sie ohne Unterbruch zu einem Prepaid-Preisplan wechseln, können Sie (ausser bei Aldi und Cablecom) die bisherige Telefonnummer behalten.
Beachten Sie die Kündigungsfrist – je nach Vertrag ein oder zwei Monate vor Ablauf des Ein- oder Zweijahresvertrags. Sofort auszusteigen lohnt sich nicht, weil die Netzbetreiber dafür eine saftige Straftaxe verrechnen.
Unterwegs rasch die E-Mails checken, die nächste Bahnverbindung abfragen, ein Youtube-Video schauen – Mailen und Surfen kann schnell extrem teuer werden. Die Datenübertragung via Handy wird standardmässig nach einem Volumentarif (ungefähr 10 Rappen pro 20 Kilobyte) abgerechnet. Das klingt nach wenig, aber ein 3-Minuten-Youtube-Video kostet so bereits 35 bis 70 Franken. Viele Nutzer werden darum plötzlich von Rechnungen über einige tausend Franken überrascht. Abhilfe schaffen die Datenoptionen, die Swisscom, Sunrise und Orange zusätzlich zu den Abos anbieten. Es gibt Pakete für Wenig-, Normal- und Vielsurfer, sie kosten ab 5 bis 55 Franken pro Monat und umfassen fünf Megabyte bis ein Gigabyte Datenverkehr.
Tipp
Wer mailen und surfen will, braucht unbedingt eine Datenübertragungsoption zum Abo; man kann sie über die Hotline des Anbieters bestellen. Für Auslandsreisen sind Zusatzoptionen erhältlich. Wer all dies nicht nutzen will, soll sich vergewissern, dass diese Funktion im Handy gesperrt ist, und zusätzlich seinen Anbieter schriftlich informieren, dass er keinen Internetzugang will.
Vor allem Kinder und Jugendliche mögen Dienste, die neue Klingeltöne und Logos anbieten. Die Krux ist, dass sich ein einzelner Klingelton oft gar nicht herunterladen lässt, sondern dass ein Abo ausgelöst wird. Viele Benutzer sind dann überfordert, die Flut wieder zu stoppen – vor allem wenn der Befehl «STOPP» nicht hilft. Ähnliches gilt für die im Fernsehen beworbenen SMS-Chats, wo meist nicht die gesendeten, sondern die empfangenen Nachrichten kosten, bis zu 3 Franken pro SMS, und das im Sekundentakt. Das Handy auszuschalten nützt nichts. Solange der Dienst nicht korrekt deaktiviert wird, läuft der Gebührenzähler weiter. Was viele unglaublich finden, ist leider wahr: Das Guthaben von Prepaid-Handys kann so auch ins Minus rutschen.
Tipp
Wenn Sie ein Abo auslösen, muss in der ersten SMS, die Sie erhalten, der Preis sowie der Stopp-Befehl genannt werden; speichern Sie diese Nachricht. Funktioniert der Stopp-Befehl nicht, melden Sie sich umgehend beim Anbieter des Dienstes und, wenn dies nichts nützt, bei Ihrem Handynetzbetreiber. Alle innert einer Minute empfangenen Nachrichten dürfen maximal 5 Franken kosten, der abonnierte Dienst höchstens 400 Franken, wenn Sie sich nicht erneut anmelden. Verletzt der Anbieter diese Vorschriften, können Sie den Betrag bestreiten. Prepaid-Kunden (bei denen der Betrag gleich abgezogen wird) können beim Anbieter eine detaillierte Aufstellung solcher Dienste verlangen und diese gegebenenfalls anfechten.
Den Favoriten der TV-Casting-Show wählen, unterwegs ein Game spielen: Für viele sind solche Zusatzdienste ein Zeitvertreib, für Anbieter aber fast eine Lizenz zum Gelddrucken. Auf die neuste Version der Masche ist Rolf Anliker hereingefallen: Auf Facebook wurde er zu einem «IQ-Test» eingeladen. «Als ich alle Fragen beantwortet hatte, musste man seine Handynummer angeben, um das Resultat zu erhalten – was ich in meiner Naivität auch gemacht habe», sagt er. Danach erhielt er jeden Freitag drei SMS à je 5 Franken. Erst nach mehreren Interventionen beim Anbieter Bob Mobile GmbH konnte er die SMS stoppen. Das Gleiche bei Iris Anz (Name geändert). Es bedurfte mehrerer Anläufe, bis sie über Orange den Dienst abstellen konnte – mehr als 40 Franken waren da schon abgebucht. Sie wird nun diesen Betrag auf ihrer Rechnung bestreiten (siehe unten: «So wehren Sie sich»).
Tipp
Lassen Sie Ihr Handy für SMS-/MMS-Kurznummern sperren – jeder Netzbetreiber muss dies gratis ermöglichen, wahlweise für alle solchen Dienste oder nur für jene mit erotischem Inhalt.
So wehren Sie sich
- Reklamieren Sie schriftlich beim Anbieter, am besten eingeschrieben, bei ungerechtfertigten Belastungen. Setzen Sie eine Frist von 14 Tagen zur Klärung des Sachverhalts. Der Anbieter muss eine vertragliche Grundlage für die Belastung beweisen können.
- Wenn Sie ein Abo haben: Zahlen Sie den unbestrittenen Teil der Rechnung, dann darf das Handy nicht gesperrt werden.
- Gibts keine Einigung: Die Schlichtungsstelle der Telekommunikationsbranche: Stiftung Ombudscom, Bundesgasse 26, 3011 Bern, Tel. 031 310 11 77; E-Mail: info@ombudscom.ch, www.ombudscom.ch
Kostenkontrolle: So gehts
- Swisscom: Via Gratis-SMS mit dem Text «RECHNUNG» an 444 aktuellen Rechnungsstand abfragen. Mit «Start Rechnung Woche» (oder «Start Rechnung Tag») an 444 wird der Kontostand regelmässig mitgeteilt.
- Sunrise: *133# und die Anruftaste tippen, es kommt eine Gratis-SMS mit Infos über bisherige Kosten und allenfalls verbleibende Inklusiv-Leistungen. Beim Abo «zero» oder «flat» kann man eine Monatslimite setzen.
- Orange: Auf #121# und Anruftaste folgt Gratis-SMS mit Rechnungsstand; mit #123# folgen detaillierte Infos.