Vom Traum bleiben noch 200 Franken
Zwei Monate lang wurde einer 15-Jährigen Hoffnung auf eine Lehrstelle gemacht. Jetzt steht sie ohne da.
Veröffentlicht am 19. Juli 2018 - 15:23 Uhr,
aktualisiert am 19. Juli 2018 - 15:01 Uhr
Im Mai hatte Albulena Badalli, 15, noch Hoffnung. Die Schülerin aus Laupen ZH schnupperte für eine Lehrstelle bei Margarethas Bébé- und Kinderparadies in Wetzikon ZH. Die Arbeit gefiel ihr, das Team auch. Und das Feedback klang gut.
Jetzt sind die Sommerferien da, und Albulena hat noch immer keine Lehrstelle. Sie fühlt sich ausgenutzt.
Das sieht auch ihr Lehrer Andreas Eichenberger so. In der Schnupperwoche hatte er Albulena am Arbeitsort besucht. Für ein Zwischenfazit. Offen und herzlich sei sie. Mache ihren Job gut, lobte Inhaberin Margaretha Heusser. Doch für einen Entscheid sei es noch zu früh. Albulena solle am Samstag nochmals kommen. Um zu beweisen, dass sie die Lehrstelle will.
Eine Schnupperlehre dauert normalerweise drei bis vier Tage. Doch Lehrer und Eltern waren einverstanden, Albulena wollte die Lehrstelle unbedingt. Also schnupperte sie auch am Samstag. Und am Samstag darauf. An sechs Samstagen insgesamt. Sie putzte das Lager, half beim Einräumen und büschelte Kleiderstapel. Bewerbungen hat sie keine mehr abgeschickt.
Mitte Juni forderten die Eltern einen Entscheid. Inhaberin Heusser eröffnete ihnen darauf, dass es mit der Lehrstelle klappen könnte, nur müsse Albulena «die meiste Zeit» in der Filiale in Wittenbach SG arbeiten – zweieinhalb Stunden ÖV-Fahrt von Laupen entfernt. Albulena schlug die Lehrstelle aus. «Zwei Monate lang habe ich umsonst geschnuppert. 200 Franken habe ich bekommen, aber keine Lehrstelle. Ich vermute, dass man mir von Anfang an keine geben wollte.»
Auf Nachfrage des Beobachters sagte Margaretha Heusser, Albulena hätte eine Chance auf die Lehrstelle gehabt. Die Zusammenarbeit im Team sei aber schwierig gewesen, und sie habe grundsätzlich Zweifel an der Motivation gehabt.
Warum sie Albulena elf Schnuppertage lang Hoffnungen machte, kann Margaretha Heusser aber nicht erklären. Der Verdacht bleibt: Albulenas Hoffnungen auf eine Lehrstelle sind ausgenutzt worden.
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