Der 91-jährige Hermann Hubacher reiste eigens aus Monaco an, um bei der Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus in Rothrist dabei zu sein. Möbel Hubacher verdreifacht die Verkaufsfläche, Investitionsvolumen: 30 Millionen Franken. «Ich hätte nie gedacht, dass sich die Firma so entwickeln wird», sagte Hubacher, der die Firma 1943 gegründet hatte.

Doch hinter der Fassade des markanten roten Gebäudes an der Autobahn herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Seit am 1. Mai dieses Jahres Hubachers Schwiegersohn Juan Medina zum neuen starken Mann im Familienunternehmen wurde, tobt hinter den Kulissen ein handfester Krach. Fünf von zehn Kaderleuten haben das Möbelhaus bereits verlassen.

Ehemalige Angestellte berichten, Medina habe mehrere Angestellte von heute auf morgen auf die Strasse gestellt. Andere sind aus freien Stücken gegangen. Die meisten haben jahrzehntelang bei Hubacher gearbeitet. Zwei sind seit ihrer Freistellung in ärztlicher Behandlung.

Medina, ein gebürtiger Spanier, arbeitet seit 26 Jahren bei Hubacher – in den siebziger Jahren noch als Chauffeur des Firmengründers. Intern machte er sich als Teppichkenner einen Namen, war viel im Ausland auf Einkaufstour und arbeitete sich beflissen bis zum Filialleiter hoch.

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Zehn Minuten, um das Büro zu räumen

Als Medina die Führung übernahm, musste allen voran Klaus Hämmerle gehen. Er war 36 Jahre bei Hubacher, die letzten 20 Jahre als Direktor. Der 62-Jährige wohnte sogar im Firmengebäude. «Die Firma war mein Leben», sagt er. Medina liess ihm die Kündigung durch einen Mitarbeiter ausrichten. Hämmerle musste innert zehn Minuten seine Sachen packen und gehen.

Beim Schweizerischen Möbelfachverband (SMFV) rieb man sich die Augen. Er sei «konsterniert», schrieb SMFV-Präsident Walter Blank an Hämmerle. «Wir alle haben Ihr Engagement immer sehr geschätzt.» Jetzt hat sich Hämmerle einen Anwalt genommen. Denn die Kündigung sei missbräuchlich. «Ich habe einen Vertrag, der mir bis Ende 2005 die Anstellung garantiert. So lange fordere ich auch den Lohn», sagt Hämmerle. Schliesslich habe er die Firma zum Florieren gebracht. «Unter mir hat Möbel Hubacher stets schwarze Zahlen geschrieben.» Genaue Zahlen hat das Möbelhaus nie publiziert. Auf der Hubacher-Homepage steht, seit 1982 habe sich der Umsatz «mehr als verdreifacht».

Der neue Direktor Medina weist die Vorwürfe der geschassten Mitarbeiter zurück, will gegenüber dem Beobachter jedoch nicht konkret Stellung nehmen. Dafür meldeten sich unaufgefordert drei enge Mitarbeiter von Medina beim Beobachter, die den Artikel verhindern wollten. Der Tenor ihrer Aussagen: Hämmerle habe sich beim 91-jährigen Hubacher einen Vertrag erschlichen. Tatsache ist: Hämmerle suchte kurz vor dem Eklat den in Monaco lebenden Hermann Hubacher auf. Dort unterzeichnete Hubacher ein Abkommen, das Hämmerle die Funktion eines Beraters der Geschäftsleitung zuweist.

Laut Hämmerle war es Hubachers Wunsch, dass er das Papier ausarbeite, das seine weitere Anstellung regle. «Die Zuständigkeiten in der Geschäftsleitung drohten zu verwischen, weil sich Herr Medina immer öfter in Entscheide einmischte.» Er habe klare Verhältnisse schaffen wollen.

«Unwürdig behandelt»

In den Hickhack um die neue Geschäftsführung ist auch die ehemalige Hubacher-Personalchefin Sibylle Meier (Name geändert) involviert. Auch sie wirft dem neuen Direktor vor, ihr «ohne irgendwelche Vorgespräche» gekündigt zu haben. Meier reichte beim Arbeitsgericht Zofingen Klage gegen die Firma ein. Sie sei gezwungen worden, ihr Geschäftsauto vor Ablauf des Arbeitsverhältnisses zurückzugeben. Hubacher-Direktor Juan Medina will dazu nicht Stellung nehmen.

Der zuletzt geschasste Kadermann sucht seit dem 30. Oktober eine Stelle – nach 20 Jahren bei Hubacher. Ehemalige Angestellte kritisieren, die Geschäftsleitung habe nicht nach Möglichkeiten gesucht, sie intern in anderer Funktion weiterzubeschäftigen. Ein Ex-Abteilungsleiter etwa ist seit zwei Monaten freigestellt – mit 55 Jahren. «Ich gehe wohl schon bald stempeln», sagt er resigniert. «Unwürdig» seien sie alle behandelt worden.

Direktor Juan Medina will dazu nichts sagen. Er arbeitet derweil an der Erneuerung der Firma. Mit im Unternehmen tätig ist auch seine Frau Ursula, eine der beiden Töchter des Firmengründers. Sie war bis anhin Verwaltungsrätin, soll aber schon bald die Zeichnungsberechtigung erhalten, um direkt ins Tagesgeschäft eingreifen zu können.

Es liegt nun in den Händen des Ehepaars Medina, die Firma auf Kurs zu halten. Daran sollte gerade Ursula Medina alles Interesse haben, denn sie ist spätere Alleinerbin des Unternehmens – die andere Tochter von Hermann Hubacher liess sich unlängst vorerblich auszahlen.