Der ehemalige Luzerner CVP-Grossrat und Gesundheitsökonom Michael Egli rührt seinen jährlichen Gesundheitskongress «ehealthcare.ch» gerne mit grosser Kelle an: Der Anlass sei «die schweizweit grösste und wichtigste Netzwerkplattform zum Thema Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen». In der Tat sorgen bekannte Teilnehmer wie Ständerätin Christine Egerszegi, der Basler Sanitätsdirektor Carlo Conti oder Helsana-Konzernleiter Manfred Manser für den nötigen Glamour.

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Miserable Stimmung im Büro

Weniger Glanz findet sich hinter der Fassade von Eglis Firma Trend Care AG, die den Kongress organisiert. «Wir Angestellten wurden von Eglis Geschäftsführerin immer wieder angeschrien und beleidigt, etwa ob wir zu blöd zum Arbeiten seien», sagt Sibylle Herger, die drei Jahre lang für die Firma gearbeitet hat. Auch Marketingplanerin Jenny Müller (Name geändert) erinnert sich: «Das Klima war geprägt von Mobbing.» Und ein externer Berater bestätigt: «In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit habe ich nie erlebt, dass in einer Firma so viel gebrüllt und geweint wurde.» Innerhalb des letzten Jahres wurden rund ein halbes Dutzend Angestellte entlassen, oder sie kündigten selbst – bei insgesamt 350 Stellenprozenten.

Doch damit nicht genug. Trend Care entwickelte eine Methode, um ausstehende Entschädigungen nicht an Ex-Mitarbeiter zahlen zu müssen. So stellte die Firma einfach ihrerseits Forderungen oder kündigte zumindest welche an: So erhielt zum Beispiel Marketingplanerin Müller ihr Geld nicht, weil sie mit ihren Absätzen angeblich Schaden am Parkett des Büros angerichtet habe, der behoben werden müsse. In einer E-Mail drohte Egli Müller gar: «Ich bin froh, dass ich inzwischen Ihren neuen Arbeitgeber kenne. Ich werde das Ganze nun noch etwas beobachten, bevor ich reagiere.»

Gegenüber dem Beobachter lässt Verwaltungsratspräsident Egli seine Geschäftsführerin Stellung nehmen. Sie weist die Vorwürfe zurück und schreibt: «Wir sind eine ganz normale Firma, die Anfang 2008 etwas Pech im Zusammenhang mit der Personalwahl hatte.» Das sieht Jenny Müller anders. Sie bekam jetzt vom Arbeitsgericht ihren ausstehenden Lohn zugesprochen.Matieu Klee