Natürlich würde sich keiner der Verantwortlichen des Burgerbades Leukerbad dahingehend äussern, dass die Entlassung der drei Bademeister Jovan Skolovski (Mazedonien), Ilir Baruti (Kosovo) und Nenad Pesa (Kroatien) etwas mit Fremdenfeindlichkeit zu tun hätte. Franz Julier, Präsident des Burgerrates, meint: «Skolovski ist sogar Burger von Leukerbad geworden; das zeigt ja, dass wir keine Fremdenfeinde sind.» Ganz anders sehen es die drei Entlassenen. Ilir Baruti spricht für alle, wenn er sagt: «An mehr als einer Sitzung hat der Direktor gesagt: ‹Mit euch Jugo-Bande kann es nicht mehr weitergehen.›» Direktor Daniel Leuenberger widerspricht: «Wenn ich das Wort ‹Jugo-Bande› gebraucht habe, dann habe ich nur aus Briefen von Badegästen zitiert.»

Die Entlassungsschreiben geben als Begründung an, dass sich «an Ihrem Verhalten nichts geändert hat» und dass «Sie die katastrophalen Zustände zu beschönigen versuchen». Die drei Bademeister waren vorgängig verwarnt worden, weil sie sich nicht an Vorschriften gehalten hätten. Das Reglement sah etwa vor, dass während des neunstündigen Dienstes nicht gegessen werden durfte. Auch der Aufenthalt in der Kabine war verboten – obwohl man von dort den besten Überblick hat.

«Behandelt wie Schwerverbrecher»
Ein klärendes Gespräch wurde den dreien verweigert. Jean-Paul Allet vom Burgerrat behauptet, dass sie hätten bleiben können, wenn sie die Bedingungen eingehalten hätten. «Schliesslich sagt der Arbeitgeber, wie gearbeitet wird.» Alle drei sagen, sie hätten die Reglemente beachtet.

Wenige Tage nach einer «letzten schriftlichen Verwarnung» wurden Skolovski und Baruti Ende April entlassen, Pesa etwas später. Unter Aufsicht eines Securitas-Wächters mussten sie am Tag darauf innert fünf Minuten ihre Sachen räumen und unter den Blicken der Badegäste das Bad sofort verlassen. «Wir wurden behandelt wie Schwerverbrecher, es war demütigend», beklagen sie sich. Leuenberger will sich im Detail nicht äussern: «Der Burgerrat hat die Kündigungen ausgesprochen, ich habe sie nur ausgeführt.»

Noch letzte Weihnachten hatte der Direktor Pesa und Skolovski gelobt und ihnen zum Dienstjubiläum gratuliert. Die Bademeister gelten als tüchtig und gut qualifiziert. Als alle drei vor Jahren gleichzeitig dienstfrei hatten, ereignete sich ein tödlicher Badeunfall; die anwesende Bademeisterin schien überfordert. «Wir machten immer wieder Vorschläge für bessere Sicherheit», sagt Baruti, «aber wir wurden nie ernst genommen.» Leuenberger bestreitet, dass sie je Vorschläge gemacht hätten.

Gute Chancen vor Gericht
Wenn die Entlassenen so unkooperativ und unfähig gewesen wären, warum wurden sie nicht schon früher entlassen? «Ich bin erst seit vier Jahren hier», erklärt Leuenberger, «was vorher war, davon weiss ich nichts.»

Mehr weiss ein Stammgast: Peter Kissling verbringt mit seiner Frau seit 25 Jahren mehrere Wochen pro Jahr in Leukerbad. Er schätzt die drei Bademeister sehr und kennt viele Gäste, die das ebenso sehen. «Ich habe von andern Badegästen nie etwas Negatives über die drei gehört, sondern viele freundliche Worte.» Baruti hat in den elf Jahren seiner Beschäftigung zwei Kinder gerettet, die bereits keinen Puls mehr hatten. «Wir haben Leben gerettet, und nun wirft man uns raus», sagt er.

Eine Anstellung als Bademeister finden die Gekündigten in der Gegend kaum mehr. Alle sind in Leukerbad verwurzelt, ihre Kinder gehen dort zur Schule. Die Kündigung werden sie vor dem Walliser Arbeitsgericht anfechten. Anwalt Hanspeter Jaeger sieht gute Chancen, dass die Entlassung als missbräuchlich taxiert wird. «Erstaunlich finde ich, dass allen mit der gleichen Begründung gekündigt wurde und dass alle plötzlich schlecht arbeiten sollen.»

Einer der Verantwortlichen für die Entlassung sagte gegenüber dem Beobachter: «Zu viel von der gleichen Sorte ist nie gut. Wenn sie wollen, können sie ja nach Jugoslawien zurück.» Falls er diese Aussage vor Gericht wiederholt, würde er den Entlassenen damit vermutlich helfen.

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