Wir Schlagzeuger spielen jenes Perkussionsinstrument, das der Komponist uns vorgibt. Über 1000 Instrumente sind verfügbar. Im klassischen Bereich beschränkt sich das meist auf die kleine und die grosse Trommel, das Tamburin, den Triangel, das Glockenspiel, das Xylofon, die Pauken und die Becken – oft auch Piatti, Tschinellen oder Cymbals genannt.

Der Ursprung der Becken ist in Asien. Sie gelangten über die Janitscharenmusik nach Mitteleuropa. Die Janitscharen waren eine osmanische Elitetruppe. Die Becken fanden Eingang in die Militärmusik und später in die klassischen Orchester.

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«Wenn der Triangel zu früh oder zu spät oder nicht schön klingt, nehmen das alle wahr.»

Klaus Schwärzler, 46, Schlagzeuger und Professor an der Zürcher Hochschule der Künste

 

Bei uns, den Schlagzeugern, ist auch der Triangel immer wieder eine Herausforderung. Den belächelt jeder, und doch hört ihn jeder im Saal. Wenn er zu früh oder zu spät oder nicht schön klingt, nehmen das alle wahr, meine 80 Kolleginnen und Kollegen als Erste.

Was mir öfter durch den Kopf geht: Die Becken sind schwer, bis zu sechs Kilo das Paar. Sie sind aus Kupfer und Zinn und haben Leder schlaufen, die sind mit Knoten verbunden. Leder ist ein Naturprodukt, da kann es sein, dass ein Riemen reisst. Wichtig ist, sie vor jedem Einsatz zu kontrollieren. Mir ist noch nie einer gerissen. Sonst fliegt so ein grosses und schweres Ding meterweise durch die Luft!

Der Traum-Dirigent

Anspruchsvoll für unser Instrument sind Komponisten wie Bartók, Gershwin, Messiaen und Ravel. Oft bleibt uns aber ein Auftritt verwehrt, weil kein Schlagzeug verlangt wird. Bei Bruckner gibts nur einen einzigen Beckenschlag, im zweiten Satz der 7. Symphonie. Wenn du da aufstehst und den vergisst! Verpasst! Dann musst du dir einen guten Fluchtweg überlegen. Man muss sehr wach sein, wenn der Dirigent das Tempo verändert, da die Musik ständig pulsiert. Mit unserem neuen Chefdirigenten, Paavo Järvi, ist das ein Traum. Es ist schwer, falsch zu spielen. Man spürt in der ersten Minute der ersten Probe, wo die Reise hingeht. Diese Reise ist eine Beziehung.

Klassischer Schlagzeuger zu werden, war nicht mein erstes Ziel. Sieben Jahre lang spielte ich die Kirchenorgel. Als Autodidakt. Ich komme vom Land, aus dem Allgäu, da waren die Ausbildungsmöglichkeiten bescheiden. Eine Kirche gabs, aber keinen Organisten. Ich spielte Klavier und wurde gefragt, ob ich nicht Orgel spielen würde. Das gefiel mir sehr.

Als Schüler war ich in einer Rockband. Am Keyboard. Beim ersten Konzert haben die mich hinterm Vorhang platziert. Ich passte nicht ins Bild, weil ich kurze Haare hatte. Die Haare wachsen zu lassen, das ging nicht, ich war Organist in der Kirche, meine Mama hätte mich zur Adoption freigegeben. So habe ich meine Karriere als Rockmusiker schlagartig beendet.

Mit 21 bei den Münchner Symphonikern

Später studierte ich an der Musikhochschule in München. Da sagte mein Professor, bei den Münchner Symphonikern sei eine Stelle frei, ich solle dort vorspielen. Da war ich von null auf hundert in einem Sinfonieorchester und hatte null Erfahrung. Ich war 21. Und habe geübt, geübt, geübt und gelernt.

Mit 27 spielte ich im Opernhaus Freizeit Wer kann sich heute Kultur noch leisten? Zürich vor und hatte das grosse Glück, als Soloschlagzeuger engagiert zu werden. Fünf Jahre später wurde im Tonhalle-Orchester eine Position frei. Bei der Bewerbung spielt man übrigens zuerst hinter dem Vorhang, wenns gut läuft, am nächsten Tag eine Stunde lang mit dem Orchester.

Unsere Schlagzeuggruppe im Tonhalle-Orchester ist bescheiden, wir sind zu zweit. Ich habe einen wunderbaren Kollegen, Andreas Berger. Wir teilen die Schlagzeugstimmen auf. Ich bevorzuge die Stabspiel-Instrumente wie Xylofon und Glockenspiel, er die Trommeln.

Mir liegt nicht nur die klassische Musik am Herzen, sondern auch die böhmische Blasmusik. Ich leite seit 16 Jahren eine siebenköpfige Formation namens Alpenblech. Das ist so hochwertig wie klassische Musik. Ich kämpfe mein ganzes Leben für die Blasmusik, darum gibts Alpenblech.

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René Ammann, Redaktor
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