«KMU müssen sich neu aufstellen»
Digitalisierung ist das Zauberwort für viele Unternehmen seit Corona. Welche Veränderungen KMU weiter bewirken sollten, weiss IT-Spezialist Marc K. Peter.
Veröffentlicht am 23. August 2021 - 15:00 Uhr
Beobachter: Marc K. Peter, Sie postulieren, dass die digitale Transformation ein Wettbewerb der Geschäftsmodellinnovationen ist. Was meinen Sie damit?
Marc K. Peter: Wir leben in einem digitalen, globalen und sich schnell verändernden Zeitalter. Das Internet definiert, wie wir miteinander kommunizieren und Produkte und Dienstleistungen beziehen. In diesem Umfeld müssen sich Firmen neu aufstellen und ihre Geschäftsmodelle überarbeiten. Damit diese Strategien umgesetzt werden können, braucht es eine moderne Arbeitswelt mit digitalen Prozessen, neuen Führungsgrundsätzen und Plattformen für die mobile und virtuelle Zusammenarbeit.
Was gehört zu dieser neuen Arbeitswelt?
Im Zentrum stehen die drei Dimensionen Mensch, also Arbeitnehmende führen und unterstützen, Arbeitsort, das heisst der flexible Arbeitsplatz, und Technologie, also die virtuelle Zusammenarbeit. Im Ratgeber «Arbeitswelt 4.0» zeigen wir die wichtigsten Konzepte für das KMU der Zukunft auf und gehen auf die rechtlichen Rahmenbedingungen
ein.
Wie stehen Schweizer KMU im internationalen Vergleich da?
Bezüglich der digitalen Transformation sind wir in Europa im Mittelfeld. Vor Corona hat sich in der Schweiz fast nichts getan. Wegen unserer hohen Kosten sind wir aber dringend auf Innovation, Zusammenarbeit und Effizienz angewiesen und haben immer noch viel Luft nach oben.
Welchen Beitrag kann Technologie leisten?
Ohne Technologie können wir nicht zeit- und ortsunabhängig arbeiten. Die neue Arbeitswelt nutzt Plattformen
für Workshops und Brainstormings, für die Aufgabenplanung, Entscheidfindung, Dokumentenablage, Chats und Videokonferenzen. Wir stellen diese Tools in unserem
Buch vor und zeigen, wo die Herausforderungen liegen.
«Es braucht viel mehr Kooperation und kollaborative Arbeitsmodelle.»
Marc K. Peter, Buchautor und Experte für Digitale Transformation
Welche Rolle spielt dabei die Führungs- und Unternehmenskultur?
Ohne Menschen geht nichts. Führungskräfte
lernen gerade, auf Distanz sich selber und Teams zu führen. Es ist wichtig, dass die Grundsätze der Führung und Zusammenarbeit gemeinsam mit den Mitarbeitenden entwickelt werden. Es braucht viel mehr Kooperation und kollaborative Arbeitsmodelle.
Das sind hohe Hürden für sehr kleine KMU. Was raten Sie diesen?
Kleine KMU profitieren eben gerade von ihrer relativ geringen Grösse. Hierarchie spielt keine oder eine eher untergeordnete Rolle, und die Mitarbeitenden profitieren von viel Nähe und Transparenz. Das entspricht der neuen Arbeitskultur, die sich heute viele wünschen. Dieser Vorteil soll auch bei der Suche nach Fachkräften kommuniziert und genutzt werden.