«Ich nehme in Kauf, dass ich untendurch muss»
Nächstes Jahr sollte es dann schon einmal klappen mit einer festen Anstellung. Das wäre quasi mein Geburtstagswunsch zum Dreissigsten. Gerade habe ich mein drittes längeres Praktikum in einer gemeinnützigen Organisation in Angriff genommen, diesmal beim Bildungszentrum WWF in Bern. Der Job ist spannend - und das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass dies für mich das Richtige ist. Schon als Jugendlicher hatte ich den Wunsch, später einmal im Bereich der internationalen Hilfe zu arbeiten. Dafür nehme ich in Kauf, dass ich heute untendurch muss.
2004 habe ich an der Hochschule Winterthur als «Kommunikator FH» abgeschlossen. Schon während des Studiums jobbte ich bei Médecins sans frontières, nach dem Abschluss ein zweites Mal, und jetzt bin ich - nach einer Phase der Arbeitslosigkeit - für ein Jahr beim WWF. Ich finde, dass die gemeinnützigen Organisationen ihre Praktikanten fair behandeln; bei Médecins sans frontières zum Beispiel erhielt ich 2500 Franken im Monat. Studienkollegen von mir müssen in der Privatwirtschaft für weniger Geld die billige Büez machen; die erzählen mir manchmal Sachen, also ehrlich, da würde ich mir ausgenützt vorkommen.
Ausgeblendete Ängste
Natürlich, auch bei mir ist es möglich, dass ich am Schluss des Praktikums wieder am gleichen Ort bin wie zuvor und ohne etwas Festes dastehe. Aber dieses Risiko bin ich bewusst eingegangen: Kürzlich hatte ich eine feste Stelle als Online-Redaktor in Aussicht, aber ich habe mich dann doch fürs neue Praktikum entschieden - lieber etwas weniger Sicherheit, dafür sinnvolle Inhalte.
Ängste, dass ich als Dauerpraktikant in die Endlosschlaufe gelange, blende ich vorderhand noch aus; irgendein Türchen wird sich schon auftun. Und warum nicht ein Job im Ausland?
Es heisst ja immer, in der heutigen Arbeitswelt müsse man flexibel und mobil sein. Wenn das wirklich stimmt, sieht es für mich doch gar nicht so schlecht aus.