Veröffentlicht am 8. Juli 2022 - 09:48 Uhr,
aktualisiert am 21. Juli 2022 - 08:20 Uhr
Erfüllung im Beruf sieht anders aus: Martyna Z.* (Name geändert) betreut eine 86-jährige, demente Frau. Rund um die Uhr, 24 Stunden täglich. Für ihre Arbeit erntet sie vor allem Misstrauen – und wenig Lohn.
Bereits um sieben Uhr früh reagiert die Seniorin aggressiv, wenn ihr bei der Morgentoilette etwas nicht passt.
Wenn Martyna Z. ihr im Supermarkt beim Zahlen helfen will, gibts böse Blicke.
Bei der Arbeit im Haushalt muss Martyna Z. die Frau immer im Auge behalten, die von innerer Unruhe getrieben dauernd das Zimmer wechselt. Oder die Treppe in den ersten Stock hinaufsteigt und gleich wieder hinunter – und jeden Moment zu stürzen droht.
Auf die Spaziergänge muss Martyna Z. einen Klappstuhl mittragen, ein Rollator war der Familie zu teuer.
Nachts gilt Rufbereitschaft. Mehrmals muss sie dann aufstehen und der alten Frau zu Hilfe eilen.
Es ist Betreuung ohne Pause.
Martyna Z. ist ein Betreuungsprofi. Die 43-Jährige reist seit zehn Jahren für jeweils drei Monate in die Schweiz und ist danach zwei Monate zu Hause in Polen.