Da kommen Bähnler zum Zug
Das Glarner Sernftal bietet Nostalgikerinnen und Bahnfans etwas – dabei fährt hier nicht einmal ein Zug.
Veröffentlicht am 23. April 2012 - 16:34 Uhr
Engi, Matt und Elm haben es alle: ein schmuckes «Bahnhöfli». Womit die drei Dörfer im Glarner Sernftal aber nicht aufwarten können, ist ein Zug, der jemals dort einfahren würde.
Doch halt, historische Genauigkeit ist gefragt: Bis im Mai 1969 machten hier sehr wohl Bahnkompositionen Station, um Güter, Arbeiter, Touristen und Soldaten ins Tal zu bringen. Die Sernftalbahn, eine elektrische Schmalspurbahn, deren Loks mit Gleichstrom aus eigenen Wasserkraftwerken angetrieben wurden, trotzte fast sieben Jahrzehnte lang allen Naturgewalten und war die eigentliche Lebensader der abgelegenen Gebirgsregion. Eine Besonderheit war, dass die Züge über weite Strecken das Trassee der Talstrasse mitbenützten – etwa die kurvenreiche Steilrampe von Schwanden hinauf nach Engi. Dieselbe Autostrasse war es aber auch, die später das Ende der 14 Kilometer langen Schienenverbindung heraufbeschwören sollte: Je besser ausgebaut sie war, umso mehr geriet das gemächliche «Bähnli» ins Abseits.
Ganz an der Endstation ist die Sernftalbahn aber nicht. Die Erinnerung an die in ihrer Art einmalige Kleinbahn wiederbelebt hat eine Gruppe von lokalen Eisenbahnfans (im Bähnler-Jargon: Ferrophile), die den Güterschuppen im alten Bahnhof Engi-Vorderdorf zu einem kleinen, feinen Museum umfunktionierte. Aus dem Fundus von Sammelstücken – Fotos, Schriftstücke, Modelle, Uniformen, Gegenstände aus Fahrzeugen und Gebäuden – wird jedes Jahr eine Ausstellung zu einem Schwerpunktthema gestaltet; das Motto von 2012 lautet «Vom Stauwehr zur Fahrleitung».
Das Sernftalbahn-Museum: für Ferrophile mit Hang zur Nostalgie ein Halt des Verlangens!
Standort: Altes Bahnhofsgebäude in Engi-Vorderdorf GL; Postauto ab Bahnhof SBB in Schwanden (Fahrzeit 8 Minuten)
Öffnungszeiten: Von April bis Oktober 2012 jedes dritte Wochenende (Samstag/Sonntag) jeweils von 10 bis 16 Uhr; Anfragen für Gruppenanmeldungen: Tel. 055 640 61 47 oder E-Mail an eisenbahnverlag@bluewin.ch; Eintritt gratis
Weitere Tipps: Engi ist Startpunkt schöner Rundwanderungen – ob anspruchsvoll auf den 2436 Meter hohen Gufelstock (7 Std.) oder gemütlich ins Gebiet des Landesplattenbergs (3,5 Std.); für Kulturliebhaber: Skulpturengarten Villa Engi (www.villaengi.ch); Infos fürs ganze Sernftal: www.elm.ch