Eine kalte Tour zur warmen Stube
Die perfekte Winterwanderung: zwei Stunden gemächlicher Aufstieg, deftige Köstlichkeiten im Berggasthaus Heimeli in Sapün GR, heisse Schlittenfahrt zurück ins Tal.
Veröffentlicht am 3. Februar 2009 - 15:23 Uhr
Er lacht gern und viel und laut. Sein rundes Gesicht bekommt dann noch weichere Züge. Roger Waldmeier, 37, Wirt und Koch des Berggasthauses Heimeli, ist ein stämmiger Mann. Ein Koch, der nicht nur gern kocht, sondern auch gern isst. Seit er vor sechs Jahren aus dem Unterland hier heraufgekommen ist, auf 1830 Meter über Meer, zuhinterst ins Sapüner Tal, ob Langwies bei Arosa, haben sich seine Kochkünste herumgesprochen. Zwischen Weihnachten und Ostern ist ohne Reservation kein Tisch zu haben.
Im 300 Jahre alten Gasthaus, das früher ein Bauernhof war und seit 100 Jahren als Restaurant genutzt wird, haben in den beiden urchigen Stuben 50 Gäste Platz. Die Decken sind niedrig, das Holz knarrt, und der Kachelofen prasselt vor sich hin. Auf den Tisch kommt Währschaftes: Fondue, Holzfällersteak, Gerstensuppe, aber auch Bündnerfleisch-Carpaccio. Alles liebevoll dekoriert, die riesige Portion Älplermagronen ist mit getrockneten Alpblumen geschmückt. «Die kann man auch essen», beteuert Waldmeier. Er achtet auf einheimische Produkte, das Fleisch und der Käse stammen von den umliegenden Alpen. «Bei mir ist alles frisch. Hier gibts keine Dosensuppen wie manchmal in Arosa.»
Waldmeier ist ein Bauernsohn, aufgewachsen in Wädenswil am Zürichsee. Die Kühe mussten sommers auf die Alp. Sein Grossvater hatte eine in den Bündner Bergen gekauft, in Sapün, ganz nah beim «Heimeli». Als Kind verbrachte er jeden Sommer hier oben, und man ging ins «Heimeli» «eis go zie». Nach Kochlehre, verschiedenen Stellen im Kanton Zürich, einer langen Reise nach Asien und Australien, einem Job an der Expo.02 landete er schliesslich im November 2002 wieder im «Heimeli». «Ich bin angekommen», meint er. «Städte wie Zürich sind mir viel zu hektisch. Hier oben ist die Welt noch in Ordnung.»
Wer seine heile Welt besuchen will, muss etwa zwei Stunden Marschzeit einplanen. Im Dorf Langwies ist ein Besuch der sehenswerten Kirche mit Wandbildern aus dem
15. Jahrhundert zu empfehlen. Am Dorfende gehts dann weiter nach Sapün – es hat seinen Namen übrigens vom lateinischen «symphonium» für Kuhglocke. Wer jetzt schon durstig ist, kann hier im «Pepi Beizli» einkehren.
Und auch wer müde Füsse hat: Denn hierher kommt einen der Schneetöff des «Heimeli» auf Vorbestellung abholen. Weiter gehts immer gen Westen, den Wanderschildern nach, auf einem kleinen Strässchen, das winters zur begehbaren Piste gewalzt wird. Der erste Teil führt durch ein waldiges, wildes Tobel. Nach dem gefrorenen Wasserfall weitet sich das Tal bald, über eine weite Ebene erreicht man das Dörfchen Sapün, eine kleine Walsersiedlung, mit von der Sonne verfärbten Holzhäuschen. Von hier sieht man schon den Strelapass, die Verbindung nach Davos.
Wer nun meint, gleich im «Heimeli» zu sein, freut sich zu früh. Etwa eine halbe Stunde wandert man noch, bis man oben die Fahne des Berggasthauses im Wind flattern sieht. Am Schluss muss noch ein fieser Stutz bewältigt werden. Wer frühmorgens unterwegs ist, trifft dann vielleicht auf Wollschwein
Chiara, das gerade gefüttert wird. Während die Hühner im Winter am liebsten im Stall bleiben, lässt sich Haushündin Mischa, eine alte Dame, gern im Haus in der Nähe des Ofens nieder. Wie Koch Waldmeier isst auch sie gern.
Nach dem vier Kilometer langen Weg und 550 Höhenmetern kehrt man endlich ein und freut sich über das gute, währschafte Essen. Aber auch über die schöne Bier-, Wein- und Spirituosenauswahl. In welchem Bergrestaurant gibts neben Ittinger Klosterbräu denn noch Erdinger und Paulaner Weissbier? Oder Edelbrände wie Burgunder Marc vom Eichenfass für sieben Franken? Eben. Hingehen, geniessen und dann mit dem Gratis-Schlitten vor dem Haus wieder hinunterflitzen
Sapüner Heubraten von Roger Waldmeier | |
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Rezept für sechs Personen | |
1,5 Kilogramm mageren Schweinsbraten | mit Salz und Pfeffer würzen und nicht zu dick mit Senf einreiben. Den Braten in Bratbutter von allen Seiten anbraten. |
Vier Hände voll Heu (am besten Bergheu) | – den Boden einer grossen, ofenfesten Pfanne mit Deckel damit auslegen. Den Braten darauf platzieren und mit Heu zudecken. Zugedeckt bei 150 bis 170 Grad 60 bis 90 Minuten im Ofen backen. Wenn der Braten gar ist, aus dem Ofen nehmen und im Heumantel den Gästen zeigen. Danach vom Heu befreien (Achtung: heiss!) und schneiden. |
Für die Sauce: | |
1 Deziliter Rotwein, 2 Zweiglein Rosmarin, 4 bis 5 Deziliter Bratenjus | den Rotwein mit dem Rosmarin einreduzieren und danach mit Bratenjus ablöschen. |
Infos
Berggasthaus Heimeli
7057 Sapün/Langwies
Telefon 081 374 21 61
E-Mail: info@heimeli.ch
Anreise
Auto: Von Chur Richtung Arosa fahren. Ungefähr 300 Meter nach Langwies befindet sich links ein grosser Parkplatz. Von dort gehts in rund zwei Stunden Wanderzeit zum «Heimeli».
Zug: Von Chur mit dem Arosabähnli bis Bahnhof Langwies. Ins Dorf hinauf, dann 300 Meter der Hauptstrasse folgen, dann Abzweigung nach links und in zwei Stunden Wanderzeit zum «Heimeli».
Schneetöff: auf telefonische Vorbestellung beim «Heimeli»; Kosten: 50 Franken; Platz jeweils für fünf Personen
Öffnungszeiten
täglich geöffnet; Betriebsferien: 4. Mai bis 8. Juni und 2. November bis 1. Dezember 2009
Übernachtung
vier Doppelzimmer und vier Siebnerzimmer; Massenlager mit Frühstück: 43 CHF; Doppelzimmer mit Frühstück: 60 CHF