Ein Helm für alle Fälle
Wer schlittelt, sollte seinen Kopf schützen: Ein Unfall wirkt wie ein Sturz aus mehreren Metern Höhe, sagt Experte David Kerschbaumer.
Veröffentlicht am 18. Januar 2011 - 08:57 Uhr
Der Helm ist auf Schweizer Pisten heute der Normalfall. 75 Prozent der Ski- und 79 Prozent der Snowboardfahrer tragen einen. Doch wie sieht es beim vermeintlich harmlosen Freizeitspass Schlitteln aus?
Beobachter: Wäre es vom Tempo her angemessen, beim Schlitteln einen Helm zu tragen?
David Kerschbaumer: Auf jeden Fall. Auf einer normalen Schlittelpiste kann man zwischen 20 und 30 Kilometer pro Stunde erreichen. Auf sehr steilen Bahnen sogar bis Tempo 50. Wenn man da einen Unfall baut, ist das, wie wenn man aus knapp zehn Metern Höhe auf einen Betonboden knallt.
Beobachter: Passieren denn viele Unfälle?
Kerschbaumer: 10'000 pro Jahr. Es kommt vor allem zu Fuss- und Beinverletzungen. Aber auch Arme und Rumpf sind betroffen. Über die Schwere der Verletzungen liegen uns keine Daten vor.
Beobachter: Reicht der Schutz durch einen Helm?
Kerschbaumer: Nein. Erstens sollte man einen Helm tragen. Zweitens muss man Schuhe mit einer guten Sohle anziehen, damit man auch richtig bremsen kann. Drittens ist eine Skibrille für klare Sicht und als Augenschutz nötig. Selbstverständlich sollte Winterbekleidung sein – Jeans und Turnschuhe gehören nicht auf die Schlittelbahn. Bei vielen Bahnen ist es zudem möglich, spezielle Bremssohlen für die Schuhe zu mieten.
Beobachter: Wieso werden die Gefahren beim Schlitteln so unterschätzt?
Kerschbaumer: Weil man es von jeher kennt. Jeder ist als Kind schon Schlitten gefahren. Es fehlt etwas das Bewusstsein, dass Schlitteln auch gefährlich werden kann. Und das vergrössert wiederum die Gefahr, da viele auf der Schlittelbahn nicht auf andere achten und so Kollisionen verursachen.
Beobachter: Wäre eine Helmpflicht in allen Wintersportarten sinnvoll?
Kerschbaumer: Aus unserer Sicht ist das nicht durchsetzbar. Für ein Helmobligatorium müssten Mittel zur ständigen Kontrolle zur Verfügung stehen. Die haben wir auf europäischen Pisten nicht.
David Kerschbaumer ist Berater Sport bei der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU).
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