Wo sich die Wasser scheiden
Atemberaubende, wilde Bergwelt: Maloja, Silsersee, Sils Maria und Silvaplanersee
aktualisiert am 27. Mai 2016 - 16:17 Uhr
Nach dem steilen Aufstieg von der Oberengadiner Ebene hinauf zum 2645 Meter hohen Lunghinpass rinnt es in Bächen am Bergwanderer hinab. Er leidet ein bisschen. Doch dem Schweiss, der hier zu Boden tropft, bieten sich beneidenswerte Optionen: Darf es eine Reise in den warmen Süden sein? In den wilden Osten? Oder einmal Nordsee einfach?
Von diesem Punkt aus kann das Wasser tatsächlich in drei Meere abfliessen – Richtung Südwesten über die Maira und den Po in die Adria, nach Osten via Inn und Donau ins Schwarze Meer, mit Kurs nach Norden über Julia und Rhein in den nördlichen Atlantik. Eine dreifache Wasserscheide: Das gibt es in Europa nur einmal. Viel Aufhebens macht man nicht darum. Ein schlichtes Schild und ein paar Pfeile genügen als Hinweis, dass man sich hier Einzigartiges erwandert hat.
Doch das eigentliche Spektakel liegt ja auch an der Kulisse darum herum. Die Route von Maloja über den Lunghinpass bietet grandiose Ansichten in einer wilden, urtümlichen Bergwelt. Hinter dem Septimerpass – zu Zeiten der Römer eine der wichtigsten Nord-Süd-Routen – wird die Landschaft sanfter, je näher es dem Zielort Bivio zugeht. Die Krönung sind die Flachmoore im Val da Sett: intakte Natur, atemberaubend schön. Spätestens hier geht jedes schweisstreibende Leiden der Startphase vergessen.
An- und Rückreise: Postauto ab Chur über St. Moritz bis zum Startort Maloja Posta. Rückfahrt ab Bivio Posta nach Chur. Auskünfte, Fahrplan und Reservationen: www.postauto.ch
Wanderroute: Ab Maloja führt ein steiler Weg über Plan di Zoch hinauf zum Lunghinsee. Von dort aus geht es flacher zum Lunghinpass mit der Dreiwasserscheide. Abstieg zuerst steil, dann angenehm abfallend zum Septimerpass und weiter durchs Val da Sett hinunter nach Bivio. Total 840 Höhenmeter Aufstieg und 875 Meter Abstieg – eine mittelschwere Wanderung.
Wanderzeit: 5 Stunden 30 Minuten. Beste Jahreszeit: Juli bis Oktober.
Restaurants: gutes Angebot in Maloja und Bivio. Je nach Wetter Besenbeiz in Tgavretga im Val da Sett geöffnet.
Sehenswürdigkeit: Ausgangs Maloja, beim Belvedere-Turm, befindet sich Europas grösste Ansammlung von Gletschermühlen: 36 kesselartige Löcher (das grösste mit sieben Metern Durchmesser), die sich gegen Ende der Eiszeit beim Rückzug der Gletscher durch Wasserstrudel gebildet haben.
Webseiten: www.maloja.ch; www.bivio.ch
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