Unzufriedene Bankkunden machen in der Regel die Faust im Sack. Obwohl sich mit einem Wechsel rasch ein paar hundert Franken sparen liessen, ist die Wechselquote tiefer als bei Krankenkassen. In Befragungen geben jeweils nur wenige Prozent an, in letzter Zeit ihre Hauptbank gewechselt oder zumindest daran gedacht zu haben. Für die überwiegende Mehrheit kommt dies nicht in Frage.
Die Trägheit ist erstaunlich. Denn gemäss anderen Umfragen unter vermögenden Kunden gaben drei Viertel an, selbst dann nicht zur Konkurrenz zu wechseln, wenn das Angebot dort besser ist.
Herr und Frau Schweizer sind punkto Bankbeziehung Traditionalisten. Man ist dort Kunde, wo die Eltern vor Jahrzehnten ein Sparkonto eröffneten oder wo man als Jugendlicher mit einem Sonderangebot geködert wurde.
Warum wechseln nicht mehr Leute die Bank? Viele Bankkunden scheuen wohl den damit verbundenen Aufwand. Man muss eine neue Bank auswählen, alle Daueraufträge ändern, dem Arbeitgeber, der Krankenkasse und der Kreditkartenfirma die neue Kontonummer mitteilen. Damit nicht genug.
Ein grosses Hindernis ist zudem, dass man das Vertrauen zu einer neuen Ansprechperson finden und ihr die eigenen Bedürfnisse neu schildern muss. Nur wer diesen Aufwand als langfristige Investition betrachtet, überwindet seine Scheu.
Doch die «beste» Bank gibt es nicht – es gibt nur die Bank, die am besten zu Ihnen passt. Um sie zu finden, müssen Sie wissen, was Ihnen wichtig ist.
- Nähe: Brauchen Sie eine Bankfiliale nahe Ihrem Wohn- oder Arbeitsort? Wichtig ist das nur, wenn Sie nicht mehr gut zu Fuss sind, aber regelmässig Ihren Berater treffen wollen. Für alle, die ihre Bankgeschäfte vorwiegend online
abwickeln, spielt die Entfernung zur nächsten Filiale keine Rolle.
- Öffnungszeiten: Migrosbank, Postfinance und einige Raiffeisen- und Regionalbanken bedienen auch am Samstagmorgen. Auf Anfrage lässt sich auch bei anderen Banken ein Termin abends oder am Samstag arrangieren, allerdings nur für Beratungen.
- Persönlicher Kontakt: Je grösser Ihr Vermögen, desto eher erhalten Sie einen persönlichen Berater. Bei grösseren Banken kann er auf ein Netz von Fachleuten (für Hypotheken, Anlagen, Steuern) zurückgreifen.
- Angebot: Gross- und Universalbanken (wie Kantonalbanken, Bank Cler oder Migrosbank) bieten die ganze Palette an Finanzdienstleistungen: Sparen, Anlegen, Hypotheken, Kredite et cetera. Andere Anbieter haben sich auf bestimmte Bereiche oder Kundengruppen spezialisiert. Privatbanken dagegen konzentrieren sich nur auf die Geldanlage von reichen Kunden.
- Gebühren: Viele Institute machen die Höhe der Gebühren
davon abhängig, ob Sie viel oder wenig Geld auf dem Konto haben. Vergleiche anhand von Musterkunden zeigen: Für Kleinkunden sind Raiffeisen, Postfinance, Bank Cler und Migrosbank einigermassen günstig. Wenn Sie selber eine Vergleichsrechnung machen wollen, vergessen Sie die Kosten für Bancomat-Bezüge, Maestro- und Kreditkarten nicht.
- Zinsen: Im heutigen Nullzinsumfeld erhalten Erwachsene von den meisten Banken nur noch 0,3 Prozent Zins. Bei Online-Vergleichsdiensten wie Moneyland oder VZ Online findet man die aktuellen Zinssätze für Spar- und Säule-3a-Konten.
- Referenzen: Wenn Ihnen Freunde oder Bekannte eine Bank oder einen Bankberater empfehlen, ist diese Referenz sicher wertvoll. Blind verlassen sollten Sie sich aber darauf nicht. Haben Ihre Bekannten die gleichen Bedürfnisse wie Sie?
- Bauchgefühl: Wie sympathisch ist Ihnen die Bank, welches Image vermittelt sie, welche Werte verkörpert sie?
Die Lebenssituation spielt eine entscheidende Rolle zur Bestimmung der eigenen Bedürfnisse. Einen jungen Single mit wenig Geld auf der hohen Kante braucht es nicht zu kümmern, welche Bank die besten Anlageberater hat. Dann sind gute Konditionen für Kleinkunden gefragt, wie sie etwa die Sparkasse vor Ort, Postfinance und Raiffeisen bieten.
Wer bald eine Immobilie kaufen will, achtet besser auf Kompetenzen im Hypothekargeschäft – traditionell eine Stärke von Kantonalbanken, Raiffeisen und Migrosbank.
Die gewiefte Hobby-Anlegerin , die weiss, wie sie ihr Geld investieren will, braucht einen möglichst günstigen Kanal dazu – etwa einen Onlinebroker wie Swissquote.
Wer in Geldfragen unerfahren ist und zum Beispiel unerwartet erbt, braucht dagegen fundierte Beratung. Je nach Höhe des Erbes kommt dafür eher eine kleinere oder eine grössere Bank in Frage.
Doch wer sagt eigentlich, dass eine Bank allein all Ihre Bedürfnisse abdeckt? Je nach Situation ist es vorteilhafter, bei Bank A ein Privatkonto zu führen, bei Bank B das 3.-Säule-Konto und über Bank C die Anlagegeschäfte abzuwickeln.
Apropos Anlagegeschäfte: Onlinebroker verrechnen deutlich tiefere Gebühren als traditionelle Banken, die so ihre Beratung finanzieren. Wer weitere Informationsquellen nutzt und sich genügend sicher fühlt, kann beim Online-Wertpapierhandel viel Geld sparen.
- Analysieren Sie Ihre Lebenssituation und Ihre Bedürfnisse: Was brauchen Sie genau, auf welchen Service können Sie verzichten?
- Vergleichen Sie im Internet, welche Banken bei Ihren Hauptbedürfnissen am meisten bieten, am wenigsten kosten und die verständlichsten Angebote haben.
- Vereinbaren Sie mit zwei bis drei Banken einen unverbindlichen Termin. Fordern Sie konkrete Angebote für sich, lassen Sie sich nicht mit Prospekten abspeisen.
- Legen Sie die Scheu ab im Gespräch. Je mehr der Berater fragt, umso besser – nicht umgekehrt. Es ist wichtig, dass die Bank fragt, wie viel Geld Sie haben, was Sie anderswo angelegt haben, für wen Sie sorgen müssen, ob Sie ein Eigenheim kaufen wollen.
- Wie reagiert der Berater auf Ihre Fragen? Redet er verständlich? Könnten Sie den Berater wechseln, wenn Sie das wünschen?
- Wie viel kostet Sie der Bankwechsel? Übernimmt die neue Bank die Kosten für den Depottransfer? Je vermögender Sie sind, desto besser stehen Ihre Chancen, nichts bezahlen zu müssen.
- Machen Sie eine Art Testlauf mit einzelnen Vermögensbestandteilen. Sind Ihre Erfahrungen mit der neuen Bank gut, können Sie nach einer gewissen Zeit das restliche Geld zum neuen Anbieter zügeln.
- Überprüfen Sie nach einem Jahr Ihren Entscheid: Sind Sie zufrieden mit dem Service? Stimmt die Rendite? Wurden die Versprechen eingehalten?
Kleinsparer, Vermögen unter 10'000 Franken:
- hohe Sparzinsen
- tiefe Kontogebühren
Kleinanleger, Vermögen unter 100'000 Franken:
- tiefe Gebühren
- günstige Standardprodukte
Anleger, Vermögen über 100'000 Franken:
- persönliche Beratung
- Komplettangebot
Kein Beratungsbedarf, Sie erledigen fast alles im Internet:
- tiefe Gebühren, guter Online-Support
- breite Produktepalette
Hausbesitzer, Sie haben oder brauchen eine Hypothek:
- tiefe Hypothekarzinsen
- gute Beratung