Betroffenheit: «Unser Staat ist absolut unsozial»
Name: Alessia Elisabeth Amrein
Alter: 35 Jahre
Beruf: Hausfrau
Wohnort: Abtwil SG
Familie: geschieden, 2 Kinder (8 und 10 Jahre alt)
Partei: keine
Forderung: Besserstellung der Alleinerziehenden
Was mich enttäuscht an der Schweizer Politik ist der Umgang mit Alleinerziehenden. Seit der Einführung der Alimentenbesteuerung habe ich keinen Franken mehr als vorher, doch ich muss höhere Steuern bezahlen. Zudem erhalte ich wegen des fiktiv höheren Einkommens keine Prämienverbilligung mehr.
Dabei sollten die Kinderalimente doch den Kindern zugute kommen, nicht dem Staat. Mit der Steuerharmonisierung holt der Bund jetzt nochmals zu einem Schlag gegen die Alleinerziehenden aus: Die Kosten für Ausbildung und Kinderbetreuung können in Zukunft nicht mehr abgezogen werden.
Meine Kinder erhalten keine Kinderzulagen, weil mein Mann sich selbstständig gemacht hat. Ich begann zu arbeiten, doch mehr als ein Teilzeitjob lag wegen der Kinder nicht drin. Im Frühling erkrankte ich schwer; jetzt habe ich keinen Lohn, keine Lohnausfallentschädigung und auch kein Arbeitslosentaggeld, weil ich zu wenig Arbeitsstunden hatte.
Unser Staat ist absolut unsozial. Er bedient sich vor allem bei den Schwächeren, die sich nicht wehren können. Mit noch höheren Steuern entmutigt und bestraft er gerade jene Frauen, die auf eigenen Füssen zu stehen versuchen. Wenn man sich hingegen fallen liesse und zum Sozialfall würde, ginge es einem besser.
Früher hat mich die Politik nicht interessiert. Als allein erziehende Mutter hatte ich keine Kraft und Zeit übrig. Will man in der Politik mitreden, muss man informiert sein. Wenn es mir gesundheitlich besser geht, werde ich mich mit den Parlamentswahlen befassen.