Struwwelpeter und Suppenkaspar
Das erfolgreichste Erziehungsbuch aller Zeiten, «Struwwelpeter», wurde in rund 100 Sprachen und Dialekte übersetzt, verfilmt, vertont, adaptiert und parodiert. Zum 200. Geburtstag des Autors Heinrich Hoffmann erscheint es neu mit Zeichnungen von 1858 und als Comic.
Veröffentlicht am 6. Juli 2009 - 15:51 Uhr
Hoffmann hatte als Nervenarzt in Frankfurt einen scharfen Blick für kindliche Fehlentwicklungen: Der verwahrloste Struwwelpeter, die zeuselnde Pauline, der leichtsinnige Robert, Hans Guckindieluft, Tierquäler Friedrich und Daumenlutscher Konrad sind Prototypen der Erziehung. Und einige Figuren zeigen Störungen, für die die Psychiatrie heute Namen hat. Zappelphilipp leidet am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom, Suppenkaspar an Anorexie. Darauf gründet der Erfolg des Buchs: Es setzt Erziehungsfälle ins Bild, mit denen Eltern weltweit seit je konfrontiert sind.
Überholt ist Hoffmanns Pädagogik. Sie basiert auf Einschüchterung: Die Kinder verhungern, verbrennen, ertrinken, werden verspottet und um ihre Daumen gebracht. Da irritiert das Pseudonym, das Hoffmann anfangs benutzte: Reimerich Kinderlieb.