Disziplin durch Demütigung
Lehrer alter Schule straften mit der Rute, liessen auf Erbsen knien und verteilten Ohrfeigen. Allerdings nutzten sie gern auch psychologische Mittel.
Veröffentlicht am 28. April 2009 - 08:22 Uhr
Als effektiv galten Ehrenstrafen, die auf Ausgrenzung und Beschämung zielen, wie in die Ecke stehen oder aufs Schandbänklein sitzen. Bis ins 20. Jahrhundert setzte man kleinen Sündern auch Eselsohren auf oder liess sie auf Holzeseln reiten.
Heute sind solche seelischen Grausamkeiten passé – würde man meinen. Subtile Varianten gibts aber nach wie vor. «Manchmal merken Lehrer gar nicht, wenn sie verletzend sind», weiss Hans-Ulrich Grunder von der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz. Wie unbewusst die Entwürdigung erfolgen kann, zeigt ausgerechnet John Keating (Robin Williams) im Film «Dead Poets Society» (1989), den viele Lehrer als Vorbildpädagogen sehen. Ein Schüler heisst Pitts. Keating bemerkt: «Pitts, was für ein unglücklicher Name.» «Pitts» klingt ans englische Wort für Grube oder etwas Erbärmliches an (pitiful). Der Vorzeigelehrer macht auf Kosten des Schülers ein Wortspiel und setzt ihm so gleichsam Eselsohren auf.