Auch das noch: Wildes Gerangel um Bambi
Im Kanton Schwyz liegen sich zwei Tierliebhaber in den Fellen. Beide erheben Besitzansprüche auf ein Wildtier. Ein einziges Caba-Reh.
Veröffentlicht am 15. Oktober 2002 - 00:00 Uhr
In den Gehegen von Peter Rickenbacher tummeln sich Zwergziegen, Kaninchen und unzählige Vögel. Der Wirt des Restaurants Kreuz in Seewen SZ ist bekannt für seine Tierliebe. Doch seit einem halben Jahr fehlt sein wichtigster Schützling: Das Reh Bambi wurde von der Kantonspolizei Schwyz beschlagnahmt. Seitdem versteht Rickenbacher die Welt nicht mehr: «Die Polizei kann mir mein Bambi doch nicht wegnehmen.» Sie kann, denn Rickenbachers ehemalige Angestellte Astrid Immler macht ihm das Tier streitig. Jetzt muss das Zivilgericht entscheiden, wem es gehört.
Begonnen hat alles ganz harmlos. 1998 bringt Immler das junge Rehkitz illegal über die Grenze Österreichs in die Schweiz. Da es von der Mutter verstossen wurde, muss es mit der Flasche aufgezogen werden. Immler übergibt das Reh ihrem Chef Rickenbacher, der postwendend alle nötigen behördlichen Bewilligungen einholt. Bambi gedeiht prächtig in seinem Gehege. Immler und Rickenbacher kümmern sich gemeinsam um das zutrauliche Findeltier. Bis zum Streit im letzten Frühling. Immler kündigt ihre Stelle im Restaurant Kreuz und nimmt Bambi mit sich nach Ibach SZ. Das Tier gehöre ihr, begründet sie ihr Handeln; schliesslich habe sie es geschenkt bekommen.
Rickenbacher sieht das anders. Immler habe ihm das Reh damals geschenkt. Es habe vier Jahre lang in seinem Gehege gelebt, das Futter sei von ihm bezahlt worden; deshalb gehöre Bambi jetzt ihm. Eines Nachts holt er sich das Tier kurzerhand zurück. Immler wiederum schaltet die Polizei ein. Diese rückt zusammen mit dem Kantonstierarzt aus, beschlagnahmt das Reh und bringt es Immler zurück. Rickenbacher lässt das nicht auf sich sitzen und kontert mit einer Diebstahlsanzeige.
Jetzt wird dem Untersuchungsrichter das Hin und Her zu viel. Er lässt das Reh bei Immler beschlagnahmen und platziert es an einem neutralen Ort. Der Streit auf dem Gerichtsweg geht indes ungehindert weiter. Keine Partei gibt nach, alle Vermittlungsversuche sind bisher gescheitert.
Immerhin: Bambi hat das viele Umziehen gut überstanden. Es lebt vorläufig auf Kosten des Bezirksrichteramts im Tierpark Goldau SZ. Zur Freude aller Beteiligten hat es vor ein paar Wochen ein Junges zur Welt gebracht.